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Die Vermessung des Universums: Wie die Physik von morgen den letzten Geheimnissen auf der Spur ist (German Edition)

Die Vermessung des Universums: Wie die Physik von morgen den letzten Geheimnissen auf der Spur ist (German Edition)

Titel: Die Vermessung des Universums: Wie die Physik von morgen den letzten Geheimnissen auf der Spur ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LISA RANDALL
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herauf – eine vermutete magnetische »Lebensflüssigkeit« in Lebewesen. Ein französischer königlicher Ausschuss, der 1784 von Ludwig XVI. eingesetzt wurde und unter anderen Benjamin Franklin einschloss, war notwendig, um diese Vermutung ausdrücklich als Mythos zu entlarven.
    Heute kommen solche irregeleiteten Extrapolationen eher im Zusammenhang mit der Quantenmechanik vor – wenn manche Leute versuchen, sie in makroskopischen Größenordnungen anzuwenden, wo ihre Konsequenzen sich ausmitteln und keine messbaren charakteristischen Signaturen hinterlassen. [5]   Es ist beunruhigend, wie viele Menschen solchen Ideen vertrauen, wie sie z.B. in Rhonda Byrnes Bestseller Das Geheimnis dargestellt sind, in dem es darum geht, wie positive Gedanken Wohlstand, Gesundheit und Glück anziehen. Genauso beunruhigend ist Byrnes Behauptung: »In der Schule habe ich zwar nie Naturwissenschaft oder Physik gelernt, aber als ich schwierige Bücher über Quantenphysik las, habe ich sie vollkommen verstanden, weil ich sie verstehen wollte. Das Studium der Quantenphysik half mir dabei, ein tieferes Verständnis des Geheimnisses auf der Ebene der Energie zu erlangen.«
    Wie sogar der Nobelpreisgewinner und Pionier der Quantenmechanik Niels Bohr bemerkte: »Wenn Sie von der Quantenmechanik nicht völlig verwirrt werden, verstehen Sie sie nicht.« Folgendes ist ein weiteres Geheimnis (das zumindest genauso wohlgehütet ist wie die Geheimnisse in einem Bestseller): Die Quantenmechanik ist berüchtigt dafür, dass sie missverstanden wird. Unsere Sprache und Intuition leiten sich vom klassischen Denken her, das die Quantenmechanik nicht berücksichtigt. Aber das bedeutet nicht, dass jedes absonderliche Phänomen auf der Grundlage der Quantenlogik möglich ist. Selbst ohne ein grundlegenderes, tieferes Verständnis wissen wir, wie sich die Quantenmechanik verwenden lässt, um Vorhersagen zu machen. Die Quantenmechanik wird gewiss nie Byrnes »Geheimnis« bezüglich des sogenannten Prinzips der Anziehung zwischen Menschen und entfernten Dingen oder Phänomenen erklären. Bei diesen großen Entfernungen spielt die Quantenmechanik keine messbare Rolle. Aus diesem Grund hat die Quantenmechanik nichts mit vielen der extrem verlockenden Ideen zu tun, die man ihr häufig zuschreibt. Ich kann ein Experiment nicht dadurch beeinflussen, dass ich es anstarre, die Quantenmechanik bedeutet nicht, dass es keine zuverlässigen Vorhersagen gibt, und die meisten Messungen werden durch praktische Begrenzungen, und nicht durch das Unbestimmtheitsprinzip eingeschränkt.
    Solche Fehlschlüsse waren das Hauptthema in einem überraschenden Gespräch, das ich mit Mark Vicente führte, dem Regisseur des Films What the Bleep do we (k)now!?  – ein Film, der der Fluch der Naturwissenschaftler ist –, in dem verschiedene Personen behaupten, dass der Einfluss des Menschen sich auf Experimente auswirkt. Ich war mir nicht sicher, wohin dieses Gespräch führen würde, aber ich konnte Zeit erübrigen, da ich mich mehrere Stunden auf der Rollbahn des Flughafens Dallas/Fort Worth befand und auf Mechaniker wartete, die eine Delle im Flügel reparieren sollten (welche zuerst als zu klein, um Auswirkungen zu haben, beschrieben wurde – aber dann »mit technischen Geräten« gemessen wurde, bevor das Flugzeug abheben konnte, wie ein Mitglied der Crew uns nützlicherweise erklärte).
    Aber auch mit dieser Verzögerung wurde mir klar, dass, wenn ich überhaupt mit Mark sprechen würde, ich wissen musste, wie er zu seinem Film stand – mit dem ich aufgrund der zahlreichen Leute in meinen Vorlesungen vertraut war, die mir anhand dessen, was sie in ihm gesehen hatten, verrückte Fragen stellten. Marks Antwort überraschte mich. Er hatte eine recht frappierende Kehrtwendung gemacht. Er vertraute mir an, dass er sich der Naturwissenschaft ursprünglich mit vorgefassten Meinungen genähert hatte, die er nicht genug in Frage stellte, dass er jetzt aber sein früheres Denken eher als ein religiöses betrachtete. Schließlich kam Mark zu dem Schluss, dass das, was er in seinem Film dargestellt hatte, keine Naturwissenschaft war. Quantenmechanische Phänomene auf der Ebene des Menschen anzusiedeln, war vielleicht oberflächlich zufriedenstellend für viele Zuschauer, die seinen Film gesehen hatten, aber dadurch wurde es nicht wahr.
    Selbst wenn neue Theorien radikal andere Annahmen erfordern – was bei der Quantenmechanik gewiss der Fall war –, bestimmen letztendlich doch

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