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Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Titel: Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Schmidt , Jared Cohen
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wird die weitere Verbreitung der Kommunikationstechnologien vor allem dafür sorgen, dass Staaten und Institutionen einen Teil ihrer Macht an ihre Bürger verlieren. In der Vergangenheit haben immer neue Wellen von Informationstechnologien dafür gesorgt, dass die Mächtigen – Könige, Kirchen oder Eliten – Einfluss abtreten mussten. Damals wie heute ermöglicht der Zugang zu Information und Kommunikationsmitteln andere Formen der Beteiligung, eine stärkere Position gegenüber den Mächtigen und weitere Freiräume in der Lebensgestaltung.
    Die zunehmende Vernetzung vor allem über internetfähige Mobiltelefone ist vielleicht das geläufigste Beispiel für diese Verschiebung der Machtverhältnisse, und sei es nur aufgrund seines Maßstabs. Für manche Menschen bieten die digitalen Medien erstmals die Möglichkeit, gehört und ernst genommen zu werden – dank eines günstigen Geräts, das in eine Tasche passt. Daher werden autoritäre Regierungen zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre nun vernetzte Bevölkerung zu kontrollieren, zu unterdrücken und zu beeinflussen; und demokratische Staaten werden sich gezwungen sehen, die Stimmen von Einzelnen, Organisationen und Unternehmen deutlich stärker zu berücksichtigen. Natürlich werden auch die Behörden Wege finden, diese Vernetzung für sich zu nutzen, doch wie wir noch sehen werden, kommt die neue Technologie vor allem den Bürgern zugute.
    Dabei stellt sich immer wieder die Frage, ob die Verschiebung der Macht hin zu den Bürgern die Welt sicherer oder unsicherer machen wird. Darauf gibt es bislang keine Antwort. Unsere Reise in die vernetzte Welt mit ihren guten, schlechten und besorgniserregenden Seiten hat gerade erst begonnen. Bei der Arbeit an diesem Buch haben wir diese Frage aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet – der eine als Informatiker und Manager, der andere als Experte für internationale Politik und Sicherheit – und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Antwort nach wie vor offen ist. Welchen Verlauf die künftigen Entwicklungen nehmen, hängt davon ab, wie Staaten, Bürger, Unternehmen und Institutionen mit ihrer neuen Verantwortung umgehen.
    In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage nach der künftigen Rolle des Staates auf. Nach Ansicht einiger Politikwissenschaftler wird der Staat seine auf maximale Macht und Sicherheit abzielende Innen- und Außenpolitik beibehalten, während andere die Auffassung vertreten, dass auch zusätzliche Faktoren wie Handel und Informationsaustausch eine Rolle spielen werden. Die Ziele des Staates werden dieselben bleiben, doch die Vorstellung, wie sie zu erreichen sind, wird sich ändern. In Zukunft wird jeder Staat zwei Arten der Innen- und Außenpolitik umsetzen müssen – eine für die physische, «reale» Welt und eine zweite für die virtuelle Welt des Internets. Die beiden können sich gelegentlich widersprechen: Der Staat kann in einem Bereich hart durchgreifen und in einem anderen bestimmte Verhaltensweisen zulassen. Nationen könnten im Cyberspace Krieg führen und in der physischen Welt den Frieden wahren. Auf jeden Fall wird der Staat versuchen, den neuen Bedrohungen und Herausforderungen zu begegnen, die die Vernetzung für seine Autorität darstellt.
    Für die Bürger bedeutet die Vernetzung, dass sie in der physischen
und
der virtuellen Welt über verschiedene Identitäten verfügen. Die virtuellen Identitäten werden die übrigen in vieler Hinsicht überflügeln, da sie online dauerhaft erhalten bleiben. Und da sich das, was wir online veröffentlichen, mailen, schreiben und weitergeben, immer auch Auswirkungen auf die virtuellen Identitäten von anderen Menschen hat, müssen wir uns Gedanken über neue Formen der kollektiven Verantwortung machen.
    Für Organisationen, Institutionen und Unternehmen geht die globale Vernetzung mit neuen Chancen und Risiken einher. Die Bürger werden ihnen ein neues Maß an Rechenschaft abverlangen und sie zwingen, ihre Verfahren zu überdenken, ihre Zukunftspläne daran anzupassen und nicht nur ihr Handeln selbst zu verändern, sondern auch die öffentliche Darstellung ihres Verhaltens. Die technologische Integration wird gleichberechtigten Zugang zu Information ermöglichen und Chancengleichheit herstellen, womit sich etablierte Unternehmen neuen Konkurrenten gegenübersehen werden. Niemand, von den Mächtigsten bis zu den Schwächsten, wird von dieser historischen Revolution ausgenommen bleiben.
    *
    Wir haben uns im Herbst des Jahres 2009

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