Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
1
Sommer in Australien. Oberst Cliff Allistair McLane lag ungefähr an der Stelle, über die der vierzehnte Grad südlicher Breite hinwegzog. Groote Eylandt glühte unter den fast senkrechten Strahlen der Sonne. Die Stille des kühlen Bungalows wurde nur von drei Geräuschen unterbrochen; vom Knarren des Liegestuhls, von einem Plätschern und von der Musik. McLane hatte seinen wohlverdienten Urlaub angetreten. Er lag entspannt in einem riesigen Liegestuhl aus chromfunkelndem Stahlrohr und weißem Segeltuch, hatte eine gewaltige Sonnenbrille vor den Augen und ein Lesegerät auf den Knien.
Es plätscherte im nahen Swimming-pool, und eine Stimme rief:
»Liebling?«
McLane zuckte leicht irritiert zusammen, hielt die Projektion des Buchfilms an und sagte halblaut:
»Ja?«
Tamara Jagellovsk hob ihren Kopf über den Beckenrand und stützte sich mit den Armen auf. Sie trug einen einteiligen Badeanzug aus einem Stoff, der wie flüssiges Silber wirkte.
»Wie gut sind deine Kühlschränke gefüllt, Oberst McLane?« fragte die GSD-Beamtin.
»Hinreichend!« sagte Cliff.
Er las gerade eine Dokumentation über die außenpolitischen Probleme der Erde in bezug auf die Größe der von ihr kontrollierten Raumkugel. Die rund vierhundert erschlossenen, kolonisierten oder mit Stationen versehenen Planeten stellten ein Problem dar. Welcherart dieses Problem war, wußte Cliff nicht. Noch nicht. Immer, wenn er an diese Stelle vorstieß, wurde er gestört. Wenn Cliff las oder dachte, war jedermann eine Störung – selbst Tamara.
»Ist in den erwähnten Kühlschränken vielleicht auch etwas Sekt zu finden?«
Cliff schaltete den Bildwürfel endgültig aus, runzelte die Stirn und ahnte Schlimmes.
»Sicherlich!« sagte er knapp.
»Mir würden drei bis vier Liter reichen, Liebling. Aber ich muß die Bedingung stellen, die Sektschalen von dir überreicht zu bekommen, nicht von einem dieser Robots.«
Cliff erhob sich mit gespieltem Ächzen aus der riesigen Sonnensesselkonstruktion und ging bis an den Rand des Pools. Er sah schweigend auf Tamara herab, schüttelte den Kopf und murmelte:
»Seit genau drei Tagen habe ich bezahlten Urlaub. Nicht genug, daß ich ständig beim Studium hochinteressanter Schriften gestört werde – jetzt muß ich auch noch den Butler spielen. Was also willst du? Exakt!«
Tamara lächelte ihn schmelzend an; ein mehr als unechtes Lächeln.
»Ein volles Glas eisgekühlten Sektes«, sagte sie deutlich. »Aus deiner markanten Hand.«
Cliff grinste.
»Ein Glück«, sagte er undeutlich, »daß du privat hier bist.«
»Warum?«
»Sonst könnte ich bei Villa eine Meldung wegen Vergehens gegen das Alkoholverbot im Dienst machen«, sagte er und ging in die dämmrige Kühle seines Bungalows hinein.
Er hörte noch ihre Stimme:
»Arroganter Raumfahrer!«
Je mehr sich Cliff den eingebauten Lautsprechern näherte, desto lauter wurde die Musik. Tomas Peter: Planet of thousand seas. Cliff schätzte diesen modernen Komponisten sehr und besaß jede seiner Kompositionen in mehrfacher Ausführung, vom Gitarrensolo bis zur Aufnahme mit großem Orchester und dem Chor der Raumfahrtakademie. In den wenigen Tagen war Cliff sehr braun geworden, und er dachte mit Freude daran, daß noch mehrere Wochen Urlaub vor ihm lagen. Für eine ganze Weile war das kleine Apartment Tamaras verwaist, und die beiden vertrieben sich die Zeit mit Sonnenbaden und Schwimmen, mit teuren Drinks und endlosen Gesprächen und einigen anderen angenehmen Dingen. Die Mannschaft der ORION VIII war verstreut, konnte aber jederzeit erreicht werden. Aber Cliff hatte sich geschworen, die Crew nicht eher anzurufen, bis nicht mindestens Alarmstufe Eins gegeben wurde.
Er bog in die große, fast vollautomatische Robotküche ab, öffnete den Schrank und nahm eine Sektflasche heraus. Der Korken wurde geräuschlos entfernt, und Cliff nahm zwei große Gläser aus dem Fach. Dann ging er langsam zurück zum Rand des Swimming-pools.
»Wie schön!« sagte Tamara. »Es gibt noch Kavaliere!«
Cliff setzte sich neben sie und steckte die Füße ins Wasser. Es war herrlich frisch.
»Wenige«, sagte er und stellte die Gläser neben sich ab, goß sie halbvoll und reichte Tamara eines davon.
»Cheers!«
»Danke!« sagte sie. Dann sah sie ihn genauer an und meinte leise:
»Liebling – ich glaube, dich einigermaßen zu kennen. Zwar siehst du nach wie vor blendend aus, erholst dich zusehends und gewinnst mehr und mehr an männlicher Bräune. Aber da ist etwas in
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