Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
was mir zur Verfügung steht, um den Schlüssel nach Hause zu bringen. Aber ich werde nicht deren Leben für diesen Schlüssel abschreiben. Der Moment, in dem ich entscheide, dass jeder Preis gerechtfertigt ist, ist der Augenblick, in dem ich mein Vertrauen und das verrate, was ich als meine Pflicht ansehe. Wir werden gemeinsam siegen oder gemeinsam verlieren, und zwar auf ehrbare Weise.«
Eine Zeit lang starrte Rione ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. »Einerseits bin ich wütend auf Sie, andererseits sehr dankbar dafür, dass ich Sie nicht überzeugen konnte. Ich bin kein Monster, John Geary.«
»Das habe ich auch nie behauptet.« Er drehte sich zum Display um, das die Bewegungen der Kriegsschiffe in diesem System deutlich anzeigte. »Aber viele Menschen werden heute aufgrund der Entscheidungen sterben, die ich bislang getroffen habe und gleich noch treffen werde. Manchmal frage ich mich, was das aus mir macht.«
»Sehen Sie Ihren Kameraden in die Augen, Captain
Geary«, erwiderte sie leise. »Jenen Kameraden, die Sie nicht im Stich lassen wollen. Was sich in deren Augen spiegelt, das ist das, was Sie sind.«
Rione kehrte auf ihren Platz zurück. Geary atmete tief durch und bemerkte, dass Captain Desjani zumindest so tat, als ob sie völlig in ihre Arbeit vertieft sei. Er fragte sich, was sie sich wohl über seine Unterhaltung mit Rione zusammenge-reimt haben mochte.
Um sich auf andere Gedanken zu bringen, aber auch, weil die Situation es erforderte, nahm er mit Captain Cresida Kontakt auf. »Ich werde den Hilfsschiffen den Befehl geben, sich in zwei Stunden zurückzuziehen. Bis dahin werden sie weiter so tun, als ob sie in aller Hektik alles zusammenklauben, was sie finden können.«
Cresida nickte, und allein daran, wie hastig sie das machte, war ihr die Nervosität vor der bevorstehenden Schlacht anzumerken. Die einunddreißig Syndik-Schlachtschiffe und die dreizehn Schlachtkreuzer steuerten geradewegs auf ihre Schiffe zu, und als Schutz für die Hilfsschiffe standen nur zwei Schlachtkreuzer, vier Schlachtschiffe - von denen drei in unterschiedlichem Ausmaß reparaturbedürftig waren - sowie eine Schar beschädigter Eskortschiffe zur Seite. »Wir werden die Hilfsschiffe beschützen, aber wir benötigen Verstärkung.«
»Die werden Sie bekommen«, versprach Geary. »Die Furious
und die Implacable. sollen sich nicht auf einen Nahkampf mit den Syndik-Schlachtschiffen einlassen. Versuchen Sie lieber, deren Angriff zu stören.« Er zitierte Ratschläge aus einem hundert Jahre alten Handbuch, das in Friedenszeiten verfasst worden war, und hatte es doch mit einer Offizierin zu tun, die Dutzende von Schlachten ausgetragen hatte.
Cresida aber nickte, als hätte Geary ihr eine geheime Weis-heit anvertraut. »Die Warrior kann nicht so gut manövrieren, um Angriffen auszuweichen. Sie wird sich den Gegnern stellen müssen. Wie es mit der Majestic und der Orion aussieht, weiß ich nicht.«
Gearys Statusanzeige der verschiedenen Schiffe sagte ihm, dass die beiden ihre Manövrierfähigkeit größtenteils zurückerlangt hatten, daher nahm er an, dass Cresidas Zweifel eher den Punkt betrafen, wie sie reagieren würden, wenn sie sich mit der Masse an Syndik-Schlachtschiffen konfrontiert sahen. Er war sich selbst nicht sicher, was dann passieren würde. »Verstehe.
Die Conqueror sollte lhnen jedenfalls keine Probleme bereiten.«
Captain Casia stand bei genauer Betrachtung über Cresida, doch Geary hatte mit äußerster Präzision seine Befehle so formuliert, dass Casias Rolle sich ausdrücklich nur auf die unmittelbare Verteidigung der Hilfsschiffe beschränkte, damit er der weitaus fähigeren Cresida nicht dazwischenfunken konnte.
»Ich hoffe, die Conqueror bereitet den Syndiks einige Probleme«, gab Cresida zurück.
»Das hoffe ich auch. Wir werden den Angriff stören, bevor er bis zu Ihnen vorgedrungen ist. Das sollte genügend Schaden anrichten, damit der Plan funktioniert.«
Cresida lächelte und erschreckte damit Geary. »Falls nicht, gibt es schlimmere Schicksale. Auf mich wartet schon jemand.«
Geary benötigte einen Moment, ehe er verstand, dass sie damit niemanden meinte, der zu Hause auf sie wartete. Sie spielte auf das an, was sie erwartete, sollte die Furious bei der Schlacht zerstört werden. »Wir brauchen Sie, Captain Cresida.
Tun Sie Ihre Pflicht, aber lassen Sie sich gesagt sein, dass die Allianz schon zu viele tote Helden hat.«
»Ja, das stimmt.« Sie nickte bekräftigend.
Dann beendete
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