Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
Jane gesehen hatte. Weil er von irgendwelchen Annahmen ausgegangen war, was der Gegner tun würde, anstatt …
»Unvollkommen«, erwiderte Desjani. »Und klug genug, um zuzuhören, wenn jemand Sie auf etwas aufmerksam macht, was Sie übersehen haben könnten.«
Ihre Worte konnten ihm nicht viel Trost spenden, wenn er sah, wie die beiden Gruppen auf seine Formation zuhielten, die im Steilflug immer höher über die Ebene des Sternensystems aufstieg. Die gefährdeten Zerstörer und Leichten Kreuzer waren in Bewegung, ihre Vektoren brachten sie näher an die Formation heran, während die Kriegsschiffe des Schweren Kreuzergeschwaders in deren Nähe ein Stück von der Formation abrückten, um ihnen etwas Deckung zu geben. Hatte er zeitig reagiert? Hatte Jane Geary richtig vermutet? Und was würden die Syndiks nun tatsächlich machen?
Die Gruppen Alpha und Bravo jagten an der Allianz-Formation vorbei. Ihre Flugbahn änderte sich erst in letzter Sekunde, um sich wieder von der Flotte entfernen zu können, während ihre Waffen auf den einen Leichten Kreuzer niederprasselten, der noch immer allzu mühelos unter Beschuss genommen werden konnte.
»Die Pectoral hat einen Treffer durch die Schilde hindurch abbekommen«, meldete Lieutenant Yuon. »Geringe Schäden, ein Höllenspeer ausgefallen.«
Die Gruppen Alpha und Bravo beschrieben unterdessen ein Wendemanöver, das Geary nur zu gut kannte. »Sie greifen noch mal an.«
»Die Gruppen Cable und Delta beschleunigen und gehen auf Abfangkurs«, meldete Lieutenant Castries im gleichen Moment, als auf dem Display ein Warnlicht zu blinken begann.
Mit finsterer Miene starrte Geary auf das Bild, das sich ihm bot.
Wenn ich eine dieser Gruppe verfolgen lasse, setze ich meine Verfolger der Gefahr aus, von den drei anderen Gruppen angegriffen zu werden, während die einzelne Gruppe jeden Kontakt vermeidet und entkommt. Wenn meine Verfolgergruppe stark genug ist, um mit dieser Bedrohung zurechtzukommen, dann ist sie zu langsam, um die leichter manövrierbaren Syndik-Gruppen zu erwischen. Außerdem schwäche ich damit die Hauptformation.
Tanya beobachtete, fest davon überzeugt, dass er eine wie auch immer geartete Verfolgung befehlen würde, doch Geary schüttelte den Kopf. »Sie bringen uns dazu, auf sie zu reagieren. Sie wollen, dass ich Schiffe aus der Formation ausscheren lasse, um sie zu verfolgen. Aber ich werde genau das Gegenteil machen, damit wir Zeit zum Überlegen bekommen.« Die notwendige Formation war die älteste, die er kannte: eine Kugel. Aber er musste die Einheiten zuordnen, die die Oberfläche dieser Kugel bilden sollten. »Armadillo«, sagte er zu Desjani.
»Was?«
»Formation Armadillo.«
»Gibt es die wirklich?« Sie gab die Anfrage ein, dann riss sie erstaunt die Augen auf. »Ist das Ihr Ernst? Eine vollkommene Kugel? Diese Formation ist …«
»Ganz übel, ich weiß. Sie kostet uns Feuerkraft, und gegen einen starken Widersacher angewandt ist sie eine Katastrophe, weil der Gegner sich auf jeden beliebigen Punkt der Kugel konzentrieren kann. Aber wenn der Gegner deutlich schwächer ist, findet er in einer Kugel keine Schwachstelle mehr, weil jeder Punkt gleich gut verteidigt werden kann.«
»Wir gehen in die Defensive?«, gab sie fast aufgebracht zurück. »Wenn die Syndiks das sehen, werden sie glauben, wir haben Angst. Sie werden denken, wir igeln uns ein, weil wir uns davor fürchten, gegen sie zu kämpfen. Die Flotte wird ein solches Verhalten gegenüber dem Feind nicht verstehen.«
Ihr Tonfall und ihre vorwurfsvollen Bemerkungen lösten bei ihm Verärgerung aus. »Jawohl, Captain Desjani. Wir gehen in die Defensive, damit ich Zeit zum Nachdenken bekomme und damit ich mir ein Bild davon machen kann, was in diesem System los ist. Wir werden der Taktik der Syndiks einen Strich durch die Rechnung machen, mit der sie unsere Eskortschiffe zu zerstören versuchen, und wir werden auch jeden anderen Plan vereiteln, mit dem sie mich dazu provozieren wollen, blindlings irgendwelche Entscheidungen zu treffen.«
Sie verstummte und bekam einen roten Kopf, was Geary im ersten Moment für Verärgerung hielt. Als er dann aber sah, wie sie beharrlich seinem Blick auswich, hielt er es eher für Verlegenheit. »Ich bitte um Entschuldigung, Admiral.«
»Schon gut. Wenn ich nicht auf Ihre Wut reagieren müsste, wäre ich wahrscheinlich auf mich selbst sauer. Helfen Sie mir, die Vorbereitungen zu treffen. Zwischenzeitlich werde ich unseren Angreifern die Arbeit noch
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