Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
einen Hinweis darauf gaben, wie fruchtbar dieses Land einmal gewesen sein musste.
Tanya stellte sich zu ihm und schaute sich interessiert um. »Hier wollten die Tänzer hin? Ich habe schon bombardierte Welten gesehen, die sich in besserer Verfassung befanden.«
»Es muss einmal eine hübsche Stadt gewesen sein«, merkte Geary an. »Ich sehe keinen Hinweis auf Zerstörungen. Man scheint sie einfach aufgegeben zu haben.« Er deutete auf verschiedene Gebäude. »Man kann immer noch feststellen, wo Reparaturen vorgenommen worden sind. Einige Leute müssen hier ausgeharrt haben, solange es nur irgendwie ging, während sich die Gegend allmählich in eine Wüste verwandelte.«
Ein Atmosphärenflugzeug war ganz in der Nähe gelandet, die Passagiere verließen die Maschine und begaben sich nach draußen in die Einöde. »Die Erde hat neben anderen Katastrophen auch Orbitalbombardierungen über sich ergehen lassen müssen«, sagte eine der Frauen mit trauriger Miene. »Hier stand früher die Stadt Lyons, Kansas. Wie so viele Städte auf dieser Welt konnte auch sie die Veränderungen nicht überleben, die durch den Klimawandel, durch Kriege und viele andere Faktoren auf die Alte Erde einwirkten. Hier und anderswo gab es zahlreiche Menschen, die die Städte am Leben zu erhalten versuchten, aber auf längere Sicht haben deren Anstrengungen nicht ausgereicht. Hier sehen Sie, was wegen der Dummheit vieler Menschen aus den Träumen mancher anderer wurde.«
»Orte wie dieser bleiben unberührt, hier spielen sich nur noch natürliche Prozesse ab«, ergänzte ein Mann von der Erde. »Sie dienen als Mahnmal, als Monument.«
»Als würde man auf einem Friedhof leben«, flüsterte Desjani Geary zu.
Eine andere Frau trat lächelnd vor, kniete sich hin und berührte ein paar leuchtend grüne Grashalme, die an der Seite eines kleinen Hügels wuchsen. »Es ist uns endlich gelungen, den Prozess umzukehren, der dieses Gebiet so sehr hat austrocknen lassen. Es war schwierig, alle Beteiligten auf dieser Welt zu einer Vereinbarung zu bewegen, aber es sind die ersten Schritte in die Wege geleitet worden, um den Planeten langsam wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Damit sollen die Schocks für die Umwelt vermieden werden, die wir ihr früher zugefügt haben. Der Regen kehrt zurück, mit ihm werden Bäche, Flüsse und Bäume wiederkehren, dann die Bäume und die Tiere, die hier gelebt haben. Und irgendwann werden auch die Menschen wieder herkommen, die dann vielleicht neue Häuser errichten und diese Stadt wiederaufbauen werden.« Bei diesen Worten warf sie dem Mann einen energischen Blick zu, der davon gesprochen hatte, Orte wie diesen unberührt zu lassen. »Dies ist eine lebende Welt, kein Museum.«
»Wir sollten darüber nicht vor anderen Leuten streiten«, erwiderte der nun verärgert dreinblickende Mann.
»Wenn sie nicht all unsere Fehler wiederholen sollen, müssen sie alles über diese Fehler wissen und darüber, wie wir mit ihnen umgehen.« Die zweite Frau straffte ihre Schultern und klopfte den Staub von ihrer Hose. »Aber nach allem zu urteilen, was mir zu Ohren gekommen ist, wurden auf den Welten unserer Kinder auch viele Fehler gemacht. Ist der unendliche Krieg zwischen der Allianz und den Syndikatwelten tatsächlich vorüber?«
»Ja«, antwortete Geary und fügte im Geiste ein »größtenteils« hinzu. »Wenn ich das hier sehe, dann wird mir erst richtig klar, wie viele Menschen auf der Alten Erde tatsächlich gestorben sind. Da frage ich mich, wie wir es geschafft haben, lange genug zu überleben, um zu anderen Sternen zu reisen.«
»Überlebt, nur um die gleichen Dummheiten erneut zu begehen«, ergänzte Senatorin Suva und betrachtete mit trauriger Miene ihre Umgebung.
»Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Lage wären, diese Dummheiten ebenso zu erkennen wie diejenigen, die sie begangen haben«, fügte Senatorin Costa in spitzem Tonfall an und warf Suva einen vielsagenden Blick zu.
»Oh ja, davon bin ich auch überzeugt«, konterte Suva und sah Costa verächtlich an.
»Uns mögen ja die Antworten fehlen«, meldete sich Rione zu Wort, als würde sie nur allgemein etwas anmerken, ohne jemanden besonders anzusprechen, »aber immerhin haben wir ja unsere Überzeugungen, nicht wahr?«
»Müssen wir unsere Streitigkeiten eigentlich wirklich hier an diesem Ort austragen?«, fragte Dr. Nasr, bevor Suva und Costa auf Rione oder erneut aufeinander losgehen konnten. »Ihre und meine Vorfahren haben womöglich hier gelebt,
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