Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
unterwerfen. Wenn er sich mit den Enigmas anlegt, könnten dabei seine eigenen Schiffe beschädigt oder sogar zerstört werden, was es ihm schwieriger oder sogar unmöglich machen würde, die Aufständischen zu besiegen. Also wird er sich erst mal von jedem Kampf fernhalten, in der Nähe des Hypernet-Portals bleiben und darauf warten, dass wir die Enigmas schlagen. Ist das geschehen, wird er sich die Rebellen vorknöpfen, die bis dahin vermutlich ein paar Schiffe verloren haben dürften. Auf diese Weise kann Boyens nur gewinnen.«
»Was ist mit den Rebellen, Admiral?«, fragte Iger. »Wäre es für sie nicht von Nutzen, wenn sie sich ebenfalls aus dem Kampf mit den Enigmas heraushielten, damit sie ihre Streitkräfte für das Gefecht mit Boyens’ Flotte schonen können?«
Desjani schnaubte verächtlich. »So was passt zu den Syndiks. Die warten einfach ab und schauen zu, wie wir und die Enigmas aufeinander losgehen.«
»Wenn wir sie brauchen, werden die Rebellen sich uns anschließen müssen«, überlegte Geary und zog sich damit einen skeptischen Blick von Desjani zu. »Wenn wir verlieren, müssen sie sich nicht nur gegen Boyens zur Wehr setzen, der sie wieder gefügig machen will …«
»… was zweifellos bedeutet, dass er sie für Wochen unter Beschuss nehmen wird«, warf Desjani ein.
»… sondern auch gegen die Enigmas, denen es vermutlich darum geht, alles menschliche Leben in diesem System auszulöschen.«
»Da könnten Sie recht haben«, räumte sie ein.
»Und sie werden wohl auch an unserer Dankbarkeit ihnen gegenüber interessiert sein«, ergänzte Lieutenant Iger. »Damit wir ihnen Unterstützung gegen die Flotte der Syndikatwelten gewähren.«
Geary lehnte sich zurück und dachte über die Optionen nach, während alle anderen warteten. Er spürte, dass sie versuchten, nicht in seine Richtung zu schauen, während Sekunde um Sekunde verstrich.
»Wir sind vor zwanzig Minuten hier eingetroffen. In zehn Minuten wird die Enigma-Streitmacht unsere Ankunft sehen können. Sie sind hier und warten darauf, uns zu vernichten. Ich gehe davon aus, dass sie bei unserem Anblick sofort Kurs auf uns nehmen und beschleunigen, um uns in eine Schlacht hineinzuziehen.«
Desjani nickte. »Das sehe ich auch so. Was sollen wir also machen?«
»Wir fliegen ihnen entgegen, Captain, und prügeln auf sie ein, und dann verpassen wir ihnen einen Tritt, der sie mit solcher Wucht in ihr eigenes Territorium zurückschickt, dass sie erst bei Pandora zum Stehen kommen.«
Er wusste, diese Worte würden sich in der Flotte herumsprechen, zumindest in jenem Teil der Flotte, die nach Midway vorausgeflogen war. Nach den begeisterten Rufen zu urteilen, die bereits jetzt durch die Korridore der Dauntless hallten, würden sie wohl überall auf Zustimmung stoßen. »An alle Einheiten: Hier spricht Admiral Geary. Beschleunigen Sie sofort auf 0,15 Licht.«
Dann rief er General Charban: »General, diese Nachricht, die Sie zusammengestellt haben und mit der wir den Enigmas das Angebot machen wollen, dass wir sie in Ruhe lassen, wenn sie uns in Ruhe lassen … senden Sie sie an die Enigma-Streitmacht, auch wenn ich nicht erwarte, dass sie auf dieses Angebot eingehen werden. Aber ich will es zumindest versucht haben.«
Charman nickte betrübt. »Ich glaube auch, dass sie mindestens noch eine deutliche Lektion benötigen, um zu begreifen, dass sie ihre Absichten uns gegenüber nicht mit Gewalt durchsetzen können. Die Nachricht wird sofort gesendet, Admiral. Sollte irgendeine Reaktion darauf erfolgen, werde ich Sie umgehend davon unterrichten.«
Geary aktivierte wieder das Fenster, in dem Lieutenant Iger wartete. »Lieutenant, finden Sie über die Lage im System so viel wie möglich heraus. Stellen Sie fest, wer tatsächlich das Sagen hat, und wie sich derjenige verhält. Bringen Sie einfach alles in Erfahrung, das meine Entscheidung über unsere weitere Vorgehensweise auf die eine oder andere Art beeinflussen könnte.«
Iger salutierte, dann verschwand sein Bild.
Als die Hauptantriebseinheiten der Schlachtkreuzer, der Leichten Kreuzer und der Zerstörer der Verfolgergruppe hochfuhren, sah Geary, dass sich neben ihm ein weiteres Fenster öffnete. Zu sehen war darin nur Text, der auf den ersten flüchtigen Blick den Eindruck eines offiziellen Dokuments erweckte. Dann begann eine Stimme den Text vorzulesen, während zeitgleich die gerade aktuelle Passage farblich hervorgehoben wurde. »Die Flottenvorschriften bestimmen, dass kein Schiff mit
Weitere Kostenlose Bücher