Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
reden.«
Nur Minuten später nahm ihr Bild in seinem Quartier Gestalt an. Die Dragon war der Dauntless nahe genug, sodass die Kommunikation mit nur wenig mehr als einer Lichtsekunde Verzögerung möglich war, was bei einer normalen Unterhaltung nicht auffiel.
»Captain Bradamont«, begann Geary ein wenig verlegen. »Es geht hier um eine private und eine dienstliche Angelegenheit. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
Sie setzte sich steif hin und musterte ihn skeptisch. »Hat es etwas mit der Angelegenheit zu tun, über die wir vor einer Weile gesprochen haben?«
»Ja, es geht um die Weiße Hexe.« Geary brachte sein Komm-Pad auf der Armlehne ihres Platzes in Position, dann aktivierte er die Wiedergabe. »Diese Nachricht ist für Sie, auch wenn Teile davon eindeutig ebenfalls für andere Personen in der Flotte bestimmt sind.«
Sie sah sich die Nachricht an, während Geary versuchte, nicht ihre Reaktionen zu beobachten. Als sie fertig war, wollte sie nach dem Pad greifen, um die Anzeige abzuschalten, erst dann wurde ihr bewusst, dass sie nur virtuell anwesend war. Sie zog den Arm zurück, ihre Miene verriet nicht, was sie fühlte. »Vielen Dank, Admiral.«
Er schaltete die Anzeige ab. »Gibt es irgendetwas, das Sie mir sagen wollen?«
»Ich hatte Sie bereits über die Umstände informiert, Admiral.«
»Haben Sie in dieser Angelegenheit irgendwelche Wünsche? Ich kann zumindest sicherstellen, dass eine Antwort übermittelt wird, ganz gleich welche Form Sie dafür wählen.«
»Eine Antwort.« Bradamont schüttelte den Kopf. »Was sollte ich noch sagen? Er hat recht. Es muss aufhören. Es ist ja schon vorbei. Keiner von uns kann jetzt noch benutzt werden. Der Inhalt dieser Nachricht wird das Geheimdienstpersonal der Flotte darauf aufmerksam machen, wer ich bin. Damit werde ich leben müssen. Aber ich habe schon Schlimmeres ertragen. Ich muss ohne ihn leben.«
»Das tut mir leid.«
»Ich weiß, Admiral. Ich weiß nur nicht, warum das passieren musste. Ich hatte nicht darum gebeten. Ich weiß, dass Sie das verstehen können.«
»Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
Bradamont reagierte mit einem verbitterten Lächeln. »Nicht mal Black Jack kann daran etwas ändern, Admiral. Warum zum Teufel …« Abrupt unterbrach sich Bradamont. »Verzeihen Sie, Sir.«
»Vergessen Sie’s. Ich werde noch eine Weile warten, ehe ich den Anhang an den Geheimdienst weiterleite oder ihn irgendwen sehen lasse. Falls Sie reden möchten, melden Sie sich bei mir.«
»Ja, Admiral.« Bradamont nahm wieder Habtachthaltung ein. »Vielen Dank.«
Keine halbe Stunde später wurde an seinem Quartier geläutet. »Herein.«
Rione trat ein und verhielt sich, als sei dies ihr Quartier. Sie ging einfach zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. »Mir ist da ein Gedanke gekommen, den ich gern mit Ihnen besprechen würde«, begann sie zu reden.
Er musterte sie skeptisch, da er sich nicht erklären konnte, aus welchem Grund sie so gut gelaunt war. So hatte sie sich nicht mehr benommen, seit sie zu seiner Flotte zurückgekehrt war. »Und was für ein Gedanke ist das?«
»Wäre es nicht nützlich für die Allianz, wenn ein Offizier der Flotte hier langfristig einen Posten zugewiesen bekommt? Hier in diesem System? Wie heißt das noch gleich? Verbindungsoffizier, richtig?«
»Ja, Verbindungsoffizier«, sagte er und überlegte angestrengt, worauf sie hinauswollte. »Der hier zurückbleiben soll?«
»Richtig.« Sie ließ eine Pause folgen, als denke sie über irgendwas nach. »Es sollte natürlich ein Offizier mit genügend Erfahrung sein, immerhin ist das ein bedeutsamer Posten. Und mit Blick auf den Argwohn zwischen unseren Völkern wäre es sicher besonders hilfreich, wenn derjenige bereits eine Verbindung zur Gegenseite hätte.«
»Eine Verbindung zur Gegenseite?«
»Eine persönliche Beziehung. Vielleicht zu einem ihrer Offiziere. Ich weiß, das ist eine ziemlich verrückte Idee, aber …«
»Wie zum Teufel haben Sie es diesmal geschafft, sich in meine Konferenzsoftware zu hacken?«, wollte Geary wissen.
»Natürlich«, redete Rione weiter, als hätte sie ihn gar nicht gehört, »müssten Sie erst einmal jemanden finden, der bereit ist, einen offiziellen Befehl zu akzeptieren, der von ihm verlangt, hierzubleiben. Jemand, der die Syndiks gut genug kennt, um ihre Tricks zu durchschauen. Denn auch wenn diese Leute hier keine Syndiks mehr sein wollen, werden sie deswegen nicht ihr gewohntes Verhalten aufgeben.«
»Ein offizieller Befehl?«
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