Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
Unsere Schiffe entgingen Treffern, weil sie die Gelegenheit nutzten, ausgenommen die bedauernswerte Zaghnal . Sie muss einfach Pech gehabt haben.«
»Und die Invincible … « Er ließ die Gefechtssysteme die letzten Sekunden wiedergeben, unmittelbar bevor die Invincible getroffen wurde. Der Befehl zur Auflösung der Formation wurde erteilt, verbunden mit der Anweisung, eigenständig zu manövrieren, um den Gegner zu verwirren. Rings um den Schlachtkreuzer setzte sich alles in Bewegung und flog wild durcheinander, um kein brauchbares Ziel zu bieten, nur die Invincible verharrte auf ihrer bisherigen Flugbahn und veränderte nicht einmal ihre Geschwindigkeit. Fünf Sekunden verstrichen, dann zehn Sekunden. Bei vierzehn Sekunden wurden endlich die Steuerdüsen gezündet, doch die genügten nicht, um den Vektor des Kriegsschiffs so weit zu ändern, als dass es dem gegnerischen Schiff hätte entgehen können, das sich ihm näherte und dann detonierte.
»Er ist zur Salzsäule erstarrt. Captain Vente hat sich nicht gerührt, anstatt sofort in Aktion zu treten.«
»Und das überrascht Sie?«, murmelte Desjani.
»Sollte er noch leben, war das sein letztes Kommando in dieser Flotte«, erwiderte Geary. Ihm entging sein eigener aufgebrachter Tonfall nicht. Warum habe ich ihm nicht schon früher das Kommando entzogen? Warum ist mir kein Argument dafür eingefallen? Wer weiß, wer an Bord der Invincible gestorben ist, nur weil Vente ein unfähiger Befehlshaber war! Und ich hatte allen Grund, an seiner Befähigung zu zweifeln, und trotzdem habe ich nicht zeitig gehandelt. Mich trifft genauso viel Schuld wie Vente, verdammt noch mal!
» Sie können nichts dafür«, sagte Desjani plötzlich.
Er sah sie verblüfft an. »Woher wissen Sie …?«
»Ich kenne Sie schließlich. Hören Sie, das Hauptquartier hatte ihm das Kommando über die Invincible übertragen. Sie hatten Ihre Bedenken, aber Sie können einem befehlshabenden Offizier nicht einfach aufgrund von Bedenken das Kommando entziehen. Sonst hätten Sie Shen schon vor langer Zeit von der Orion nehmen müssen. Sie benötigen einen triftigen Grund für eine solche Maßnahme. So ist das schon seit langer Zeit, und es hat sich bewährt.« Desjani musterte ihn. »Haben Sie mich verstanden?«
»Nein. Ich kann sehr wohl etwas dafür. Wir hätten die Invincible verlieren können, weil ich nicht gehandelt habe, obwohl es nötig gewesen wäre.« Als hätte er ein Stichwort gegeben, leuchtete in diesem Moment ein Warnlicht auf seinem Display auf. »Nachricht von der Tanuki , Admiral«, meldete der Komm-Wachhabende.
»Durchstellen«, befahl Geary, und im nächsten Augenblick tauchte das Gesicht von Captain Smythe vor Geary in der Luft auf. Der Befehlshaber des Hilfsschiffs Tanuki und Senior-Ingenieur der Flotte strahlte zur Abwechslung einmal nicht. »Ich habe mir persönlich die Schadensliste der Invincible angesehen, Admiral. Sie werden sicher nicht gern hören, dass Ihnen keine große Wahl bleibt.«
»Ist es so schlimm?«, fragte Geary.
Da das Weltall so ungeheuer groß war, hielten sich Schiffe oftmals mehrere Lichtminuten oder sogar Lichtstunden voneinander entfernt auf, was bei Unterhaltungen zu frustrierenden Verzögerungen führte, da eine Nachricht zunächst mit Lichtgeschwindigkeit eine Strecke von etlichen Millionen oder Milliarden Kilometern zurücklegen musste. Diesmal jedoch war die Flotte dicht genug beisammen, sodass nur ein paar Sekunden verstrichen, bis Smythe auf die Frage mit einem Schulterzucken reagierte und dann sagte: »Das kommt ganz darauf an, über welche Partien der Invincible wir uns unterhalten. Etliche Waffensysteme befinden sich noch in einem erstaunlich guten Zustand, aber was wirklich zählt, ist der Schaden an der Schiffsstruktur und am Antrieb. Da sieht es übel aus. Die Invincible kann sich nicht aus eigener Kraft von der Stelle bewegen, und wenn wir versuchen sie abzuschleppen, wird sie wahrscheinlich in mehrere große Stücke zerbrechen. Wenn ich ein paar Monate Zeit und ein Flottendock zur Verfügung gestellt bekomme, kann ich sie bestimmt wieder flugtauglich machen.« Es war Smythe anzumerken, dass er das beschädigte Schiff zu gern gerettet hätte.
»Wir haben weder Zeit noch ein Flottendock«, sagte Geary, während sein Blick zu jenem Bereich des Displays wanderte, das eine große Anzahl feindlicher Schiffe anzeigte. Einige von ihnen waren von bemerkenswerter Größe, doch zum Glück hielt sich keines in unmittelbarer Nähe auf. Nachdem
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