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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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1. KAPITEL
    Ujurak
    Ujurak taten die Beine weh, und er musste sich ganz darauf konzentrieren, einfach nur immer eine Tatze vor die andere zu setzen. Er hatte das Gefühl, er und seine Freunde würden schon seit Ewigkeiten über das endlose Eis trotten, auch wenn sie in Wahrheit erst wenige Sonnenaufgänge erlebt hatten, seit sie den Flachgesichtern in der Nähe der Ölbohrinsel entkommen waren.
    Als er zurückblickte, stellte er fest, dass seine drei Gefährten genauso erschöpft aussahen, wie er sich fühlte. Toklo, der große Braunbär, schlurfte mit gesenktem Kopf voran. Lusa, deren kleine Gestalt wie ein schwarzer Punkt vor dem endlosen Weiß wirkte, stolperte hinter ihm drein, als wüsste sie kaum noch, wo sie sich eigentlich befand. Ujurak war sich bewusst, dass man gut auf sie achtgeben musste, damit sie nicht unversehens in den langen Schlaf versank. Sogar Kallik, die auf dem Eis mehr zu Hause war als sie alle miteinander, hatte einen düsteren Blick.
    Rings um sie herum hatte der Wind aus Schnee und Eis bizarre Formen und Gestalten geschaffen, die mitunter bis über ihre Köpfe hinweg in den Himmel ragten. Anfangs hatten sie sich damit vergnügt, zwischen diesen Gebilden Verstecken zu spielen. Ujurak entfuhr ein amüsiertes Schnauben bei der Erinnerung daran, wie geschickt sich Lusa dabei angestellt hatte, trotz ihres schwarzen Pelzes. Spaßig war es auch gewesen, auf den vereisten Schneewehen nach unten zu schlittern oder Schneegebilde auszumachen, die entfernte Ähnlichkeit mit Tieren hatten. Toklo hatte einmal eine Eissäule angefaucht, die seiner Ansicht nach wie Shoteka aussah, der Grizzlybär, der ihn am Großen Bärensee angegriffen hatte.
    Aber inzwischen sind wir zu müde für solche Spielereien, dachte Ujurak. So müde, dass wir uns einfach nur noch voranschleppen können.
    Sein Mut wollte noch weiter sinken, als er vor sich plötzlich einen Höhenzug erblickte. Es war eine Wand aus Eis, so lang, dass ihre Enden sich zu beiden Seiten im Dunst verloren.
    »Und was jetzt?« Toklo schloss zu Ujurak auf, der stehengeblieben war. »Erzähl mir nicht, dass wir da rüber müssen.«
    »Doch, müssen wir«, erwiderte Ujurak ruhig. Er konnte fühlen, dass sie sich dem Geist seiner Mutter immer weiter näherten, und zu deutlich spürte er die Kraft, die ihn voranzog, als dass er sie ignorieren konnte. »Dies ist der Weg, dem wir folgen müssen.«
    Normalerweise hätte der große Grizzly jetzt heftigen Widerspruch erhoben. Doch stattdessen stieß er nur ein ärgerliches Schnauben aus. »Ich hab befürchtet, dass du das sagen würdest.«
    »Aber wie sollen wir das schaffen?«, fragte Lusa, die inzwischen herangekommen war. Sie musste ein Gähnen unterdrücken. »Es ist so hoch und total glatt!«
    Ujurak sah Kallik Rat suchend an, doch die Eisbärin schüttelte nur den Kopf. »Solche Eiswände hat es dort nicht gegeben, wo ich mit Nisa und Taqqiq gelebt habe.«
    »Ich gehe als Erstes«, verkündete Toklo. »Ich versuche, ein paar Kerben ins Eis zu kratzen, an denen ihr Halt findet.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, grub er seine Krallen in den spiegelglatten Hang und begann sich nach oben zu arbeiten. Eissplitter schossen herab, sodass Lusa sich wegduckte und ihre Tatzen über den Kopf hielt. »He, das sticht!«, beschwerte sie sich.
    »Komm, so schlimm ist es nicht«, beschwichtigte Kallik. »Geh du als Nächstes, ich helfe dir.«
    Die Eisbärin schob ihre Schulter unter Lusas Hinterteil und stemmte sie hoch. Lusa folgte Toklo, wobei sie einige Mühe hatte, mit den Tatzen in die Einkerbungen zu gelangen, die der wesentlich größere Bär für seine Freunde geschlagen hatte. Erschrocken schrie sie auf, als sie einmal abrutschte und hektisch zappelnd nach unten schoss, während sie sich am Eis festzukrallen versuchte. Ujurak seufzte erleichtert, als er sah, wie sie endlich Halt fand und wieder nach oben kletterte.
    »Jetzt du«, bestimmte Kallik. »Ich warte solange und halte Wache.«
    Ujurak war einverstanden, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass sie sich in dieser verlassenen Gegend vor irgendwelchen Gefahren in Acht zu nehmen hätten. Er hatte beinahe das Gefühl, sie seien die einzigen Lebewesen, die es noch auf dieser Welt gab.
    Inzwischen war Toklo oben angekommen und rief seinen Gefährten zu: »Los, weiter! Auf der anderen Seite wird es leichter!«
    Ujurak kletterte, angetrieben von dem Gefühl, dass seine Mutter über sie wachte, zügig nach oben und erreichte den Hügelkamm dicht hinter

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