Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
die Syndiks kommen uns wieder näher. Und ich frage mich unwillkürlich, ob du das vielleicht nur gemacht hast, weil Black Jack es auch getan hätte.«
Vielleicht ja. Immerhin waren die Captains seiner Flotte wieder unruhig geworden und wollten ein Vorankommen sehen, sie wollten einen mutigen, keinen bedächtigen Zug sehen. Er hatte es gewusst, und er hatte ihnen gegeben, was sie wollten. »Ich kann nicht ignorieren, was die Offiziere dieser Flotte erwarten und sehen wollen. Das weißt du.«
»Ja, ich weiß. Aber was diese Offiziere brauchen, ist ein umsichtiger, kluger Captain John Geary, kein heroischer Black Jack.« Sie machte einen Schritt nach hinten. »Lass dir das mal durch den Kopf gehen. So, ich muss mich jetzt um die Schiffe der Callas-Republik kümmern. Wir sehen uns heute Abend, wenn sich nichts Unvorhergesehenes ereignet.«
»Okay.« Er sah ihr nach, dann machte er sich auf den Weg zu seinem eigenen Quartier. Habe ich versucht, Black Jack zu übertreffen oder es ihm zumindest gleichzutun? Nein. So nervenaufreibend es auch ist, diese Legende am Hals zu haben, sie verleiht mir doch auch den Einfluss, den ich benötige, um diese Flotte zu führen. Es geht nicht darum, dass ich versuche, klüger als Black Jack zu sein. Nein, ich versuche, klüger als die Syndiks zu sein, seit mir dieses Kommando aufs Auge gedrückt wurde. Jetzt haben die Syndiks genug von mir erlebt, und jetzt können sie versuchen mich zu überlisten, während ich sie zu überlisten versuche. Aber wie überliste ich mich und die Syndiks gleichzeitig?
Ich muss mit jemandem reden. Aber mit wem? Duellos, Tulev, Cresida - sie können alle gute Ratschläge geben, dennoch denken sie alle in Strukturen, mit denen die Syndiks vertraut sind. Rione ist eine sehr scharfsinnige Politikerin, aber wenn es um Entscheidungen über die Flotte geht, dann stößt sie an ihre Grenzen. Desjani … Rione hat recht. Tanya Desjani hält es nicht für möglich, dass ich eine falsche Entscheidung treffen könnte.
Wer ist da noch? Ich kann nicht meine Widersacher in der Flotte fragen, weil ich weiß, wie sie denken. Midea, Casia, Numos, Faresa.
Und Falco.
Falco.
Rione würde einen Tobsuchtsanfall bekommen.
Trotzdem frage ich mich, was Falco sagen würde. Der Mann ist ein Narr und er ist verrückt, aber … aber wenn ich eine Meinung hören will, die sich völlig von dem unterscheidet, was ich normalerweise mache …
Sieben
»Wie geht es Captain Falco?«, fragte Geary in einem dienstlich forschen Ton, in den sich eine Spur von Sorge um einen Offizier der eigenen Flotte mischte. Schließlich sollte niemand behaupten können, er habe sich über Falco lustig gemacht.
Der Flottenarzt auf dem Bildschirm zog leicht die Augenbrauen zusammen. »Er ist glücklich.«
Was nur bedeuten konnte, dass Falco weiter in seinen Wahnvorstellungen lebte. Hätte er gewusst, dass er unter Arrest stand, aber nicht das Kommando über die Flotte innehatte, wäre es vermutlich zu einem Tobsuchtsanfall gekommen. »Wird er behandelt?«
»Er wird in einer stabilen Verfassung gehalten«, erwiderte der Arzt. »So lauten unsere Befehle, und das ist auch die übliche Vorgehensweise, wenn kein Verwandter verfügbar ist, der über die weitere Behandlung entscheiden kann. Wir sorgen dafür, dass sich sein Zustand nicht verschlechtert, und wir achten darauf, dass er nicht gewalttätig wird oder sich sogar selbst Verletzungen zufügt. Die meiste Zeit verbringt er damit, Feldzüge zu planen und sich um organisatorische Bedürfnisse einer virtuellen Flotte zu kümmern, auf die er zugreifen kann.«
»Als ich mich das letzte Mal erkundigt hatte, führten die Arzte bei ihm noch immer Tests durch, um seinen Zustand zu beurteilen. Können Sie mir sagen, ob eine Heilung möglich ist?«, fragte Geary, auch wenn er sich gar nicht sicher war, ob er die Antwort darauf tatsächlich hören wollte.
»Warten Sie, ich muss seine Unterlagen aufrufen.« Das Bild des Doktors verschwand, an seine Stelle rückte ein Platzhaltermotiv, das Flottenärzte bei der Arbeit zeigte. Geary versuchte, sich nicht über das Benehmen des Mannes zu ärgern, das die gleiche Art von Arroganz gegenüber medizinischen Laien erkennen ließ, wie es schon in seiner Zeit hundert Jahre zuvor an der Tagesordnung gewesen war - und wohl auch schon in den Jahrtausenden davor.
Schließlich tauchte der Doktor wieder auf dem Schirm auf. »Eine Heilung ist möglich. Sogar wahrscheinlich, würde ich sagen. Aber nur für
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