Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
zusammenzuzucken. »Darf ich?«, fragte er Falco und aktivierte das Sternendisplay, das die aktuelle Umgebung anzeigte. Falco betrachtete die Darstellung, als kenne er sie bereits in- und auswendig. »Die Flotte befindet sich bei Ixion.«
»Ja, natürlich. Die jüngste Offensive verläuft bestens«, erklärte Falco.
»Ahm … ja. Aber wir haben jetzt Kurs auf das Allianz-System genommen.«
»Hmmm.« Falco studierte das Display, und einen Moment lang wirkte er verwirrt. »Hypernet. Das Hypernet der Syndiks.«
»Wir können es benutzen«, entgegnete Geary. »Doch die Syndiks werden versuchen, jedes Portal zu zerstören, bevor wir es erreicht haben.«
»Richtig«, stimmte Falco ihm zu. »Der direkte Weg in Richtung Allianz führt über T’negu. Aber das wird nicht unser Ziel sein.«
»Nicht?« Geary hatte erwartet, Falco würde T’negu als ihre einzige Alternative bezeichnen.
»Natürlich nicht!« Falco lächelte noch eine Spur gefälliger. »Das ist eine Falle! Ganz offensichtlich sogar. Ist das nicht deutlich?« Geary nickte, auch wenn ihm in Wahrheit gar nichts deutlich war. »Minen! Das System wird mit Minen übersät sein.« Falcos Miene fiel förmlich in sich zusammen, und er murmelte: »Minen.« Geary fragte sich, ob der Mann daran zurückdachte, welche Verheerungen das Minenfeld der Syndiks bei Vidha angerichtet hatte.
Bislang hatte Geary nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Syndiks könnten bei T’negu einen regelrechten Minenteppich ausrollen, aber der Gedanke war gar nicht so verkehrt. Die Nähe zur Allianz lockte dort, und wenn sie sich dem heimischen Gebiet weiter nähern wollten, dann war das nur in diese Richtung möglich. Das System T’negu verfügte über keinerlei bewohnbare Planeten, und nur auf einer Welt, die zu weit von der Sonne entfernt war, daher nicht genügend Wärme abbekam, und deren Atmosphäre zu dünn war, existierte eine kleine Syndik-Präsenz in unterirdischen Städten. Nicht nur jeder Sprungpunkt in diesem System, sondern das ganze System an sich konnte großflächig vermint werden. Wie großflächig, das hing einzig davon ab, wie viele Minen die Syndiks zur Verfügung hatten.
Falco starrte noch immer auf das Sternendisplay und schwieg.
»Wohin sollten wir stattdessen reisen?«, fragte Geary.
»Wohin?« Falco blinzelte, sah zu Geary und wandte sich dann wieder dem Display zu. »Lakota.«
»Lakota? Da gibt es ein Hypernet-Portal. Die Syndiks können mühelos mehr Streitkräfte in dieses System verlegen.«
»Eben. Den Syndiks ist bekannt, dass wir das wissen! Und das bedeutet, sie müssen keine Verstärkung schicken. Schließlich glauben sie, wir haben Angst, uns dorthin zu begeben.« Falco grinste triumphierend. »Wir werden sie überraschen.«
Geary versuchte, Falcos Argumentation zu folgen, und musste einsehen, dass es durchaus überzeugend klang. Zudem war es etwas, das Geary eigentlich nicht in Erwägung gezogen hätte. Lag Falco richtig? Die Syndiks mussten die Verluste zu spüren bekommen haben, die die Allianz-Flotte ihnen in den letzten Monaten zugefügt hatte. Sie hatten zahlreiche Schiffe verloren. Aber würden sie es wagen, keine Verstärkung nach Lakota zu schicken, nur weil sie glaubten, die Allianz-Flotte würde den Sprung in dieses System gar nicht erst wagen?
Falco wusste nichts von der Zerstörung des Hypernet-Portals bei Sancere, und ihm war damit auch nicht bekannt, dass die Syndiks lieber ein Portal zerstörten, anstatt der Allianz-Flotte Gelegenheit zu geben, durch das Portal zu entkommen. Aber die Syndiks wussten, dass die Allianz-Flotte darüber informiert war.
»Es wird eine Syndik-Streitmacht anwesend sein, um das Hypernet-Portal zu bewachen«, machte Geary ihm klar. »Die können es sich nicht leisten, auf eine große Flotte im System zu verzichten.«
»Sicher«, stimmte Falco ihm zu und winkte ab. »Aber damit kommen wir klar. Wir werden die Verteidiger ausradieren, die bewohnte Welt in Schutt und Asche legen, und dann verlassen wir das System, wenn wir es wollen.«
Das mochte so sein, doch Geary hatte nicht die Absicht, zivile Ziele zu bombardieren. Das Material von Baldur, das Lieutenant Iger ihm gezeigt hatte, war nur eine Bestätigung seiner eigenen Ansicht gewesen, dass die Strategie der Allianz, einen bedingungslosen Krieg zu führen, ganz massiv nach hinten losgegangen war. Die Bürger einer durchschnittlichen Syndikatwelt fürchteten sich vor der Allianz und hatten Angst, ihre Heimatwelten könnten verwüstet werden,
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