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Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi

Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi

Titel: Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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einen Teil der Symptome«, erklärte er dann. »Wir könnten die Wahnvorstellungen deutlich reduzieren. Ich habe mich mit Captain Falcos Unterlagen und Vorgeschichte beschäftigt, und bei ihm besteht eine lange Vorerkrankungszeit. Sein Verhalten ist für ihn zur Gewohnheit geworden, und eine grundlegende Behandlung würde jetzt auch nichts mehr an Captain Falcos Denkstrukturen ändern.«
    »Eine lange Vorerkrankung? Sie meinen, Captain Falco hat dieses Verhalten entwickelt, als er sich in der Gefangenschaft der Syndiks befand?«
    »Nein, nein«, widersprach der Arzt in diesem leicht gereizten Tonfall, der bei seinem Berufsstand weit verbreitet war und immer dann zum Vorschein kam, wenn er mit einem Nicht-Mediziner sprach, der die Geheimnisse der Medizin zu begreifen versuchte. »Viel länger als das. Lange vor seiner Gefangennahme zeigte Captain Falco bereits diese Symptome, da er glaubte, er allein sei dazu qualifiziert und fähig, die Allianz-Flotte zu befehligen und den Krieg für die Allianz zu gewinnen. Das kommt viel häufiger vor, als Sie sich vorstellen können«, führte der Arzt aus, der offenbar bereits vergessen hatte, dass er mit dem Befehlshaber der Flotte sprach.
    »Tatsächlich?«
    »O ja. Vor einigen Jahrzehnten trat das so gehäuft auf, dass man dem Verhalten einen Namen gab.«
    »Einen Namen?«
    »Aber selbstverständlich. Man nennt das einen Geary-Komplex.« Der Doktor stutzte, dann sah er Geary an und kniff die Augen ein wenig zusammen. »Das sind Sie, nicht wahr?«
    »Soweit ich weiß, ja«, entgegnete Geary und fragte sich, wie viele Offiziere wohl in den letzten hundert Jahren unter dem Geary-Komplex gelitten haben mochten.
    Der Arzt nickte nachdenklich und musterte Geary eindringlich, als erwarte er jeden Moment, dass er einen Wutanfall bekam. »Na, dann dürften Sie ja wissen, wovon ich rede.«
    Geary begann zu lachen, dann geriet er aber ins Stocken. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was Victoria Rione dazu sagen würde, und zum Teil hätte sie damit sogar recht. Er glaubte tatsächlich, dass er am besten geeignet war, um diese Flotte zu befehligen. Doch das lag daran, dass er seine Legende nutzen konnte, um die Flotte zusammenzuhalten, und dass er durch Ausbildung dasjenige Wissen aus der Vergangenheit besaß, das ihm hier half, Siege zu erringen. Er hatte keine überzogenen Vorstellungen von seinen Fähigkeiten, er glaubte auch nicht, dass nur er allein die Flotte zum Sieg führen konnte, und er wollte sich auch nicht mit der Legende von Black Jack messen.
    Ich bin nicht wie Falco, und ich will auch nicht so sein wie er. Die Unterschiede zwischen uns sind der Grund, wieso ich mit ihm reden möchte.
    Letztlich beließ er es bei einem Schulterzucken. »Mag sein, Doktor. Aber ich wollte das Kommando über diese Flotte eigentlich nie haben. Mir blieb keine andere Wahl. Ich bin der dienstälteste Offizier und ich habe meine Pflicht zu erfüllen.«
    Der Arzt nickte auf eine Weise, als stimme er einem Patienten allein aus dem Grund zu, selbst seine Ruhe zu haben. »Ja, natürlich. So oder ähnlich formulieren sie es alle. Die Pflicht, die Verantwortung, um die Allianz zu retten, und so weiter.«
    Geary seufzte, da ihm die Richtung nicht gefiel, in die sich diese Unterhaltung entwickelte. »Ich habe die Verantwortung, Leben zu retten, Doktor, und wenn Sie die Datenbank der Flotte aufrufen, werden Sie sehen, dass ich der bei Weitem dienstälteste Captain der Flotte bin.« Vor hundert Jahren hatte man ihn zum Captain befördert, posthum, weil man glaubte, er sei bei Grendel ums Leben gekommen, doch das war für die Regularien der Flotte unerheblich. Als er lebend aufgefunden wurde, zählte nur noch, seit wann er Captain war. »Kann ich für Captain Falco eine Behandlung anordnen? Damit er in die Realität zurückkehrt?«
    »Wenn Sie der Flottenkommandant sind, können Sie das anordnen. Natürlich werden sich die Allianz-Behörden später damit befassen.«
    Die Entscheidung hätte ihm eigentlich leichtfallen müssen. Warum sollte ein Mann dem Wahnsinn überlassen bleiben, wenn es auch anders ging? Aber Falco stand unter Arrest und hatte sich einer Reihe von Verstößen gegen Flottenbestimmungen und Gesetze der Allianz schuldig gemacht, die die Todesstrafe nach sich ziehen würden. Wenn er ein Heilmittel bekam, fand er sich in einer Realität wieder, die deutlich unerfreulicher war als die Wahnvorstellungen, in deren Bann er sich befand. Aber wer hatte das Recht zu entscheiden, einem anderen die

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