Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
Heilung seiner Krankheit zu verweigern, wenn es in seiner Macht stand? »Keine leichte Entscheidung«, befand er schließlich.
»Ich würde davon abraten«, ließ der Doktor ihn wissen. »Wenn man alle Umstände bedenkt, könnte Captain Falco in tiefe Depressionen versinken und einen Suizid versuchen, sobald er wieder in der Lage ist, die Realität wahrzunehmen. Mit den Fakten sollte er besser erst konfrontiert werden, wenn er in einer entsprechenden Einrichtung untergebracht ist, die über angemessen ausgebildetes Personal verfügt.«
Das war die Ausrede, auf die Geary gehofft hatte. So musste er nicht selbst die Entscheidung treffen. »Ich sehe keinen Grund, mich über Ihre Empfehlung hinwegzusetzen. Informieren Sie mich bitte umgehend, wenn es einen Grund für Sie gibt, Ihre Meinung zu ändern, oder wenn sich Captain Falcos Zustand ändert oder deutlich verschlechtert.«
»Ich denke, das kann ich machen. Ja, Sie sind der Flottenkommandant, und damit sind Sie auch autorisiert, diese Informationen einzusehen.«
»Danke. Ich würde Captain Falco gern im virtuellen Modus besuchen.«
»Ihn besuchen?«, wiederholte der Arzt verdutzt.
»Bekommt Captain Falco keinen Besuch?«
»Er steht unter Arrest. Wussten Sie das nicht?«
»Doch«, erklärte Geary geduldig. »Ich bin derjenige, der den Arrest angeordnet hat.«
»Oh. Ja. Aber wollen Sie ihn jetzt sehen?«
»Sehen und mit ihm reden.«
Der Doktor machte eine nachdenkliche Miene, dann nickte er. »Aus der Sicht von Captain Falcos Zustand spricht nichts dagegen. Und da Sie nicht körperlich anwesend sein werden, besteht für keinen von Ihnen Verletzungsgefahr. Ich würde Ihnen allerdings raten, ihn nicht nachdrücklich auf seinen wahren Zustand anzusprechen.«
»Das hatte ich auch nicht vor. Ich nehme doch an, die Software im Konferenzraum erlaubt einen virtuellen Besuch in Falcos Quartier. Dafür benötige ich von Ihnen den Link und alle notwendigen Zugriffscodes.«
Es folgten weiteres Stirnrunzeln sowie ergänzende Warnungen und Hinweise auf medizinische Abläufe und Wahrung der Privatsphäre, aber letztlich gab der Arzt die erforderlichen Daten heraus. Erleichtert machte sich Geary auf den Weg zum Konferenzraum, wobei er ein ungutes Gefühl abzuwehren versuchte.
Er wollte nicht darüber nachdenken, was mit Falco geschehen war. Eigentlich wollte er den Mann dafür hassen, dass er den sinnlosen Tod so vieler Schiffe und Besatzungsmitglieder auf dem Gewissen hatte. In gewisser Weise tat ihm der Mann aber sogar leid, zugleich fürchtete er sich jedoch davor, was Falco noch alles anrichten würde, wenn er in die Realität zurückgeholt wurde - oder zumindest in seine Version der Realität, wie er sie sich vor langer Zeit zurechtgelegt hatte.
Geary achtete darauf, den Zugang zum Konferenzraum mit seinem eigenen Zugangscode zu versiegeln, dann aktivierte er die Konferenzsoftware auf der höchsten Sicherheitsstufe und gab die Daten ein, um sich an Falco wenden zu können.
Einen Moment später stand das Bild des Captains vor ihm, makellos in seine Uniform gekleidet, und machte den Eindruck, als sei er gerade mit etwas Wichtigem beschäftigt gewesen. Er sah sich um und entdeckte Geary. »Ja?« Es dauerte wohl nicht mal eine Sekunde, da wich sein verärgerter Gesichtsausdruck jenem einstudierten, kameradschaftlichen Lächeln, das Geary von ihm in Erinnerung hatte.
»Captain Falco, ich wollte Sie fragen, ob Sie wohl Zeit hätten, um ein paar Dinge mit mir zu besprechen«, begann Geary behutsam.
»Zeit? Sie wissen, ein Flottenkommandant wie ich trägt eine immense Verantwortung«, machte Falco ihm klar und lächelte erneut. »Aber für einen Offizier der Flotte kann ich immer ein paar Minuten erübrigen. Ich habe die Ehrengarde der Marines vor meinem Quartier angewiesen, jeden Offizier passieren zu lassen, der mich sprechen möchte.«
Wie der Arzt gesagt hatte, glaubte Falco tatsächlich, er habe das Kommando über die Flotte. Selbst für die Wachen vor seiner Tür hatte er eine Erklärung, die sich in seine Wahrnehmung der Realität einfügte. Ob er ihn überhaupt wiedererkannte? »Es geht um ein taktisches Anliegen, das die Bewegung der Flotte betrifft.«
»Ja, selbstverständlich. Ich habe mich mit der Situation beschäftigt, aber ich bin noch zu keiner Entscheidung gekommen, welches System wir als Nächstes ansteuern sollen.«
Das klang so sehr nach der Antwort, die Geary Rione gegeben hatte, dass er sich zusammenreißen musste, um nicht vor Schreck
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