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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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würden.«
    »Dieser Doktor Syntax, Bruckners Ratgeber, war also…«
    Er nickte. »Ja. Damals habe ich mir diesen Namen zugelegt, auch wenn das eine meiner späteren Reisen gewesen ist.
    Zuerst kam Wagner: Ich bin jener Arzt in Zürich gewesen, der ihm Langbeins Übersetzung der Ur-Edda verkauft hat.«
    »Wozu war das notwendig? Hat er nicht bereits an einer neuen Fassung des Rings gearbeitet?«
    »Ja und nein. Maddox und Liszt haben Wagner auf diese Idee gebracht, indem sie ihm die Ur-Edda beschafft haben. Sie kamen jedoch zu spät und es sollte ihm nicht mehr gelingen, die Arbeit zu beenden. Aber er war so weit gekommen, dass ich gut erkennen konnte, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Ich scheute davor zurück, selbst Hand an die Edda zu legen, denn sie war das einmalige Geschenk, das die Umkehrung möglich machte. Ich konnte Wagner jedoch die Arbeit erleichtern, indem ich ihm die Übersetzung gab. Das habe ich dann auch getan – aber er ist dennoch gescheitert. Als Nächstes habe ich es bei Schubert versucht, mit dem anderen Buch, das ich in Meru gefunden hatte: das Buch des Saturn. Ich ergänzte das Buch um die Texte über die Erlkönige, die in der Edda enthalten waren, denn ich glaubte, dass jemand mit Schuberts Fähigkeiten gute Vorarbeit leisten würde, auf der Wagner einige Jahrzehnte später aufbauen konnte. Ich habe jedoch nicht mit seinem mangelnden Urteilsvermögen in Bezug auf das literarische Material gerechnet, und so waren all meine Mühen umsonst. Um mein Vorhaben zu retten, brachte ich den jungen Anton Bruckner zu Schubert – zuvor hatte ich ihm die Töne des Liedes eingeschärft, das er pfeifen musste, um Schubert zu beeindrucken. Ein paar Bemerkungen an der richtigen Stelle brachten den Komponisten schließlich dazu, dem Jungen das Buch zu schenken, und ich hoffte, dass dieser auf Schuberts Arbeit aufbauen konnte, um mit Wagners Entwicklung Schritt zu halten.«
    »Wie konnten Sie zu diesen verschiedenen Punkten in der Vergangenheit springen? Ich dachte, Sie brauchen bestimmte Daten über einen Ort und eine Zeit, damit das möglich ist.«
    »Das ist richtig. Deshalb brauchte ich einen Experten, der die nötigen Informationen für mich ausfindig machen würde: Mikaal Gunnar-Galen.«
    »Aber das hat doch sicher noch nicht ausgereicht.«
    »Sie haben Recht. Ich brauchte jemanden, der sich noch besser in dieser Zeit auskannte. Wenn möglich jemanden, der ein Zeitgenosse Liszts, Wagners und Bruckners gewesen ist.«
    »Ludwig.«
    »Genau«, sagte Doktor Syntax. »Der Schwanenkönig. Es brauchte einige Anläufe, um den richtigen Endpunkt zu finden. Schließlich ist es mir jedoch gelungen, an einen Ort zu springen, wo ich in die Rolle des Doktor van Gudden schlüpfen konnte. Ich hatte Ludwig bereits in früheren Phasen seines Lebens begleitet, als sein Lehrer oder Arzt, um sicherzustellen, dass er Wagner unterstützte. Ich bin sogar in die Epoche seines Großvaters zurückgesprungen und habe ihn mit Lola Montez bekannt gemacht, um den Regierungsantritt des jungen Ludwig zu beschleunigen.«
    »Hm«, brummte Marisa. »Wie haben Sie die arme Frau davon überzeugt, Ihnen bei Ihrem Vorhaben behilflich zu sein?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Vertrauen Sie mir – es war nicht allzu schwer, Sie dazu zu überreden, besonders wenn man bedenkt, was für ein Leben die Mätresse eines Königs führt.«
    Sie wurde rot. »Was meinen Sie damit?«
    »Wenn ich eine tulpa mit Ihnen verschmelzen konnte, um Ihr Bein wiederherzustellen, meinen Sie nicht, dass ich eine ganze tulpa erzeugen konnte, die unabhängig von Ihnen existiert? Jedenfalls ist es mir gelungen, im Augenblick von Ludwigs Tod ihn und mich durch tulpas zu ersetzen, und zwar so, dass dies niemand genauer überprüfen würde. Ich habe ihn in diesen Turm gebracht, in dessen Dachbalken ich die Runen für ein langes Leben geritzt hatte, die ich überall im Berg Meru entdeckt hatte. Diese Runen sorgten für die außergewöhnliche Lebensdauer der Ankoriten. Danach musste ich lediglich so viel Informationen wie möglich aus Ludwig herausholen, der wirklich ein bisschen verrückt gewesen ist. Als ich damit fertig war, hatte ich so viel Wissen für meine Arbeit gesammelt, dass ich ihn eigentlich nicht mehr länger brauchte. Ich habe ihn trotzdem hier behalten, weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihn beiseite zu schaffen.«
    »Wie überaus großzügig von Ihnen«, sagte Marisa.
    Doktor Syntax ignorierte die Bemerkung. »Wie schon gesagt, die Umkehrung war

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