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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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man hört.

Mittwoch, 4. Juli
    Amerikanischer Unabhängigkeitstag
     
    Glenn wird in der Schule gemobbt. Er ist der einzige Junge in seiner Klasse, der kein eigenes Handy besitzt. Er ist ein Paria.
     
    Lief im Supermarkt Pamela Pigg über den Weg. Sie ist immer noch mit Alan Clarke zusammen. Er trug einen handgestrickten Zopfpullover. Es ist wirklich frisch neben den Tiefkühltruhen, aber ich fühlte mich in meinen Hemdsärmeln ganz wohl, also hatte er vielleicht nach dem Einkauf einen »Gig«. Vermutlich muss es irgendwo in diesem Land noch ein paar Folkkneipen geben.
     
    Mr Blair soll angeblich von seinen eigenen Hinterbänklern während der Fragestunde an den Premier »zerfleischt« worden sein. Das ist eine grobe Verzerrung der Tatsachen. Ihm wurden lediglich von drei zahnlosen alten Kanaillen einige mokante Fragen gestellt.

Montag, 16. Juli
    Arthur Askey Way
     
    Heute Morgen lieh ich mir bei den Ludlows nebenan ein Kleinkind und brachte es in das Kinderparadies von Safeways, wo es von der erotischsten, intelligentesten Frau des gesamten Planeten Erde, Mary-Lou Hattersley, betreut wurde. Das ist meine einzige Möglichkeit, sie zu sehen, da William, die undankbare kleine Ratte, die Kooperation verweigert.
    Das geliehene Kleinkind war sehr still auf dem Autorücksitz. Was mich nicht überraschte – die Ludlows halten nichts davon, mit ihren Kindern zu sprechen. Wie Mrs Ludlow einmal zu mir sagte: »Das ermuntert die kleinen Racker nur, draufloszuplappern und blöde Fragen zu stellen.« Insgeheim habe ich Verständnis für diese Erziehungsmethode. Ich fühlte mich oft gepeinigt von Williams ständiger Forderung, das »Wie«, »Wann« und »Warum« zu erfahren. Erst gestern, als wir die Krawalle auf Sky News verfolgten, fragte er mich, warum es »immer Männer und Jungen sind, die kämpfen, und nie die Frauen und Mädchen«. Ich erklärte ihm, dass Frauen subtilere Methoden der Kriegsführung hätten, aber das löste nur eine weitere Fragenlawine aus, der ich nur Einhalt gebieten konnte, indem ich so tat, als wäre ich auf der Waschmaschine eingeschlafen.
    Auf der Fahrt zu Safeway fiel mir ein, dass ich keine Ahnung hatte, wie das Ludlow-Kleinkind hieß oder welches Geschlecht es hatte. Es trug Ohrringe und hatte einen unschönen, missmutigen Gesichtsausdruck, also meldete ich es auf gut Glück als Emily Ludlow, zweieinhalb Jahre an. Nachdem »Emily« ihrer/seiner Schuhe entledigt worden
und von einer Kollegin in den Spielbereich gebracht wurde, verwickelte ich Mary-Lou in ein Gespräch. Eingedenk ihres Interesses an Politik fragte ich sie nach ihrer Meinung zum Kampf um die Parteiführung der Torys. »Da fühle ich mich intellektuell von der Frage, wer als Nächster bei Big Brother das Haus verlassen muss, mehr gefordert«, spottete sie. Wir waren uns einig, dass wir Pauls und Helens knospende Liebe schrecklich finden, aber sie geradezu zwanghaft weiterverfolgen müssen. Es ist, als beobachtete man zwei sehr dumme weiße Rhinozerosse bei ihrem Paarungsversuch – man ist von dem Anblick abgestoßen, gleichzeitig aber gerührt, dass zwei so seltene Geschöpfe einander gefunden haben.
    Ich riss mich von Mary-Lou los, um eine Dose Heinz-Bio-Bohnen mit Würstchen zu erwerben. Als ich zurückkam, erwartete mich Mary-Lou mit strenger Miene, und »Emily« trug eine der winzigen Jungenunterhosen mit Eingriff, die für Notfälle von den Betreuerinnen bereitgehalten werden. Ich habe Hausverbot auf Lebenszeit im Kinderparadies.

Donnerstag, 19. Juli
    Arthur Askey Way
     
    Heute war ich auf dem Sportfest in Williams Schule. Die Schulwiese war im Februar an Nolite Warehouse Ltd. verkauft worden, deshalb fanden die Wettkämpfe auf einem extra abgetrennten Teil des neuen Parkplatzes statt. Ich wollte gerade in meine Mülltüte für das Sackhüpfen der Alleinerziehenden steigen, als der Rektor über Lautsprecher verkündete, dass die Jury zu einem Urteil gekommen sei
und Jeffrey Archer für vier Jahre ins Gefängnis müsse. Spontaner Jubel brach in der versammelten Menge aus, die Bauarbeiter auf dem Gerüst des fensterlosen Lagerhauses von Nolite Warehouse Ltd. stimmten »You’ll Never Walk Alone« an, vorbeifahrende Autos hupten und ein Leichtflugzeug über unseren Köpfen flog einen Achter in den Sommerhimmel. Der Rektor verkündete eine fünfminütige Pause für die Teilnehmer der Wettbewerbe, damit sie sich wieder fassen konnten.
    Es ist Archer gelungen, das Land in Freude zu vereinen. Nach Henmans Versagen, der

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