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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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die die Auffassung vertraten, Ann Widdecombe sei das Ergebnis eines Experiments im Chemiewaffenlabor von Porton Down. Angeblich sei sie entkommen, bevor die Testreihe abgeschlossen werden konnte. Das erklärt einiges.

Freitag, 15. Juni
    Ich fragte Glenn, wie ihm Krog von Gork gefiele. Er wich meinem Blick aus und murmelte: »Ich bin erst auf der dritten Seite.« Auf die Frage, was er denn von diesen drei Seiten halte, strich sich Glenn über seinen neuen Irokesenschnitt und sagte: »Es passiert nichts, Dad.«
    »Natürlich passiert nichts«, blaffte ich. »Ich schreibe über einen prähistorischen Mann, der an Ennui leidet. Was erwartest du von ihm – soll er zum Zeitvertreib seinen Mitprimitiven SMS schicken?«
    Um 11:30 Uhr kehrte Glenn mit einem Brief aus der Schule zurück:
    Sehr geehrtes/r Elternteil/Vormund/Sorgeberechtigter,
    Glenn kam heute mit einem höchst bedenklichen Haarschnitt in die Schule. Innerhalb von Minuten war er auf dem Pausenhof von einem großen Kreis »Bewunderer« umringt. Mehreren Erstklässlern wurde buchstäblich schlecht vor Aufregung. Die Schulordnung sieht unmissverständlich vor, dass »Schülerfrisuren nicht den Launen der Mode unterworfen sein dürfen«. Glenn wird hiermit vom Unterricht ausgeschlossen, bis seine Haare dieser Beschreibung wieder entsprechen.
    Von jetzt ab werde ich den Jungen zu Hause unterrichten.

Samstag, 16. Juni
    Sah mir mit den Jungs die traditionelle Militärparade vor der Königin an. Ich war von Stolz erfüllt. Gibt es noch ein weiteres Land auf der Erde, dessen Soldaten klaglos durch wahre Sturzbäche marschieren würden?
    Zu meinem Ärger hörte ich Glenn zu William sagen: »Die Monarchie ist am Ende, Willy. Die sind noch nicht mal schlau genug, nach drinnen zu gehen, wenn es regnet.«

Sonntag, 24. Juni
    Heute Morgen hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch vor dem Essigregal im Supermarkt. Ich war absolut außerstande, mich zwischen den 64 Sorten Essig im Angebot zu entscheiden. Von Unentschlossenheit gemartert lief ich vor dem Regal auf und ab, bis Glenn sagte: »Dad, wir sind jetzt seit zwanzig Minuten hier. Was ist denn los?« Ich traute mich nicht zu antworten, aus Furcht, die in meinen Augen schwimmenden Tränen könnten dann ihren freien Lauf nehmen. Schließlich griff Glenn aufs Geratewohl nach irgendeiner Flasche und warf sie in den Wagen. Ich bemerkte, dass es sich um Zitronengrasaroma handelte und versuchte, den Essig zurückzustellen, doch Glenn hinderte mich daran, und so gingen wir weiter zum Ölregal, wo ich mich erneut mit einer entsetzlichen Auswahl konfrontiert sah. Die Flaschen erstreckten sich bis weit in die Ferne: Traubenkernöl, Natives Olivenöl extra, Sesamöl, Sonnenblumenöl, Frittieröl, Basilikumöl, Bratöl … Während ich noch zwischen den verschiedenen Sorten schwankte, ertönte eine Ansage über den Lautsprecher – eine Frau, die
klang, als steckte ihr eine kleine Grapefruit im Mund, säuselte: »Mr Mole, bitte kommen Sie umgehend zurück zum Kinderparadies, Mr Mole, bitte.«
    Ich ließ Glenn beim Einkaufswagen stehen und rannte los, Horrorfantasien von Kinderkrippenunfällen schwirrten mir durch den Kopf: War William an einem der Myriaden von bunten Bällen erstickt, mit denen die Hüpfkiste gefüllt ist? Steckte ihm ein Pinsel im Auge? Lag er bewusstlos am Fuße des Spielturms? Wenn ja, dann würde ich durch alle Instanzen gehen und den Supermarkt zwingen, Rekordentschädigungssummen zu bezahlen. Nichts unter 30 Millionen Pfund könnte mich für eine Verletzung entschädigen, die meinem innig geliebten Kind zugefügt wurde.
    Die Kinderbetreuerin, deren Namensschild sie als Mary-Lou Hattersley auswies, wartete mit einem tränenüberströmten William auf mich. Ms Hattersley (6 von 10 Punkten: große Brüste, reine Haut, blonde Haare, die allerdings einen guten Schnitt gebrauchen könnten, Beine aufgrund der Hose versteckt) sagte: »Er will zu seiner Mami.« Das erstaunte mich. William erwähnt seine Mutter sonst nie. Ich erklärte, dass meine Exfrau in Nigeria lebe. Sie warf ihr Haar zurück und murmelte: »Sind Sie wieder verheiratet, Mr Mole?«
    Ich versicherte ihr, alleinstehend zu sein, und fragte sie dann beiläufig, ob sie mit Lord Hattersley, dem hitzköpfigen Labour-Revolutionär, verwandt sei. »Ganz unbestreitbar«, gab sie zurück.
    Ich bin verliebt. Glenns Einkauf belief sich auf 185,99 £.

Samstag, 30. Juni
    Ich bin immer noch in die Betreuerin des Kinderparadieses im Safeway-Supermarkt, Mary-Lou

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