Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
schluchzte: »Wenn die jetzt Ausweise mit DNA-Profil einführen, bin ich geliefert.«
Dienstag, 2. Oktober
Ich rief Pandora im Grand Hotel in Brighton an und drängte sie, sich gegen die Einführung von Personalausweisen auszusprechen. Sie bellte: »Mach gefälligst diese Leitung frei! Weißt du nicht, dass wir im Krieg sind?« Damit legte sie auf.
Samstag, 6. Oktober
Arthur Askey Way
Liebes Tagebuch, mein Halbbruder ist immer noch hier. Gott weiß, dass ich der netteste und toleranteste Mensch der Welt bin, und ich halte es ganz mit den Muslimen, wenn es darum geht, jenen, die Zuflucht suchen, die Hand der Gastfreundschaft entgegenzustrecken. Aber ich muss gestehen, dass ich über jedes erträgliche Maß hinaus genervt bin von der Anwesenheit Brett Moles in meinem Haus. Ich hasse ihn. Mir graut vor dem Klang seiner Schritte auf der Treppe. Ich kann nicht ertragen, wie er Rice Krispies in seine Kehle saugt. Aber ich stehe allein auf weiter Flur. Jeder, den ich kenne, liebt und bewundert ihn.
Er hat etwas Messianisches an sich. Zu meiner Bestürzung vertraute er mir an, dass er vorhabe, eine neue politische Partei zu gründen, finanziert vom Princess Diana Fund. Ärgerlich erzählte ich ihm, dass ich am Tag nach der Tragödie in Paris nach London gefahren war und in Kensington Gardens eine Zehnpfundnote und ein Gedicht an einen Baum geheftet hatte:
OH DIANA!
Oh Diana! War ein Lied in meiner Mutter Jugend.
Gesungen von Paul Anka,
der klein war und von großer Tugend.
Der Refrain, Oh Diana!
pocht in Mamas Kopf noch fort
Da-di, da-di, da-di-da,
dass ihre Diana ist hinfort.
Wie dir vielleicht aufgefallen ist, liebes Tagebuch, konnte ich damals keine passenden Reime finden, um das Gedicht zufriedenstellend abzuschließen. Ich weiß immer noch keine. Ich überlege, Dianas Bruder Earl Spencer von Bretts politischen Ambitionen in Kenntnis zu setzen.
Mittwoch, 10. Oktober
Harrods hat heute Morgen Bretts neues Bett angeliefert. Zwei Männer waren den gesamten Tag damit beschäftigt, es im Gästezimmer aufzubauen. Es verfügt über einen eingebauten Teleskopfernseher, einen CD-Spieler und kann in 19 unterschiedliche Positionen verstellt werden. Als ich die Rechnung sah, blieb mir die Luft weg: 7.999,00 £. Brett meinte, er habe sich das gegönnt, da Channel 4 ihm den Auftrag zu einem Dokumentarfilm über Armut gegeben habe, den er in meiner Sozialsiedlung drehen möchte. Seine alte Matratze gesellt sich zu der anderen in meinem Vorgarten. Ich warte darauf, dass die Stadt diese Schandflecke entfernt.
Donnerstag, 11. Oktober
Brett hat den Inhalt meiner Mülltonne im Vorgarten verstreut und die Matratzen mit einem Teppichmesser aufgeschlitzt. Er sagte, das würde eine gute Eröffnungseinstellung für die Dokumentation abgeben, deren Titel jetzt lautet: Weine, England! Weine!
Sonntag, 14. Oktober
Dieses Ungeheuer Brett lebt immer noch in meinem Haus. Sein elektronisches Superbett teilt er jetzt mit einer Auswahl Flittchen aus der Siedlung. Ich habe für Glenn und William Ohrstöpsel besorgt, damit ihr Schlaf nicht gestört wird.
Die Dreharbeiten zu Bretts Dokumentation Weine, England! Weine! laufen auf vollen Touren. Viele der Interviews werden in diesem Haus geführt. Überall liegen Kabel, und die meisten Türen wurden entfernt, um der Kamera mehr Bewegungsspielraum zu gewähren. Das Haus gehört nicht länger mir. Warum fordere ich ihn nicht einfach auf zu gehen? Die traurige Wahrheit ist, dass ich Angst vor ihm habe. Er gibt mir das Gefühl, unattraktiv und provinziell zu sein und der Unterschicht anzugehören.
Montag, 15. Oktober
Heute Morgen fand ich Sandra Alcock in meiner Küche vor, halb bekleidet und auf einen Block Wimperntusche spuckend. Als ich sie bat, sich zu bedecken, schnappte sie sich ein Geschirrtuch und klemmte es unter ihre BH-Träger. Allerdings muss ich doch zugeben, dass der Anblick von Sandras langen Beinen in weißen Stilettos meinen Hormonhaushalt in Aufruhr brachte, und ich musste mich rasch zum Spülbecken umdrehen, um meine sexuelle Erregung zu verbergen. Ob wohl Pamela Pigg Interesse an einer Runde Geschlechtsverkehr hätte? Ich hörte, dass sie und Alan Clarke sich getrennt haben, wegen eines Streits über die Globalisierung. Ich rufe sie später mal an.
Dienstag, 16. Oktober
Heute Abend nach ihrem Hundetrainingskurs treffe ich mich mit Pamela. Sie klang erfreut, von mir zu hören, mit ein bisschen Glück sollte es also nicht allzu lange dauern, sie ins Bett zu kriegen.
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