Die Verschwörung des Bösen
solange er nicht wusste, welches Spiel hier gespielt wurde.
Heute würde Heremsaf aber seine Maske lüften. In Wirklichkeit war es Ziel seiner Vorgehensweise, Iker Fallen zu stellen in der Hoffnung, er beginge darauf einen schwerwiegenden Fehler. Da er über alle maßgeblichen Hinweise verfügte, konnte er ihm nun den Gnadenstoß geben.
»Wir haben etwas zu besprechen, Iker.«
»Ich stehe Euch zur Verfügung.«
»Du machst einen recht unruhigen Eindruck, mein Junge!
Hast du Sorgen?«
»Das solltet Ihr eigentlich am besten wissen.«
»Ich nehme an, du hast Angst, ich könnte an deinen Leistungen herummäkeln, stimmt’s? Also gut, schauen wir uns genau an, was du gemacht hast! Du hast eine heikle Geschichte in Zusammenhang mit den Kornspeichern bereinigt, die Stadt von den Ratten befreit, alte Speicher wieder instand gesetzt und die Bibliothek des Anubis-Tempels in unglaublich kurzer Zeit neu geordnet. Ist meine Zusammenfassung so richtig?«
»Dem ist nichts hinzuzufügen.«
»Das ist eine überwältigende Leistung, oder bist du anderer Meinung?«
»Das müsst Ihr beurteilen.«
»Auch wenn du beschlossen haben solltest, aufmüpfig zu werden, ändert das rein gar nichts an meiner Meinung und an meiner Entscheidung.«
»Ich hatte auch nicht die Absicht. Hier ist mein Schreibwerkzeug.«
»Warum willst du dich davon trennen?«
Iker blieb stumm.
»Eines musst du wissen, mein Junge, und zwar dass ich von niemandem etwas geschenkt haben will, egal, von wem! Du solltest dich für dieses dumme Benehmen entschuldigen, das passt nicht zu dir. Also gut, vergessen wir das… Sollte ich auch nur die geringste Beanstandung an dem begabtesten Schreiber von Kahun äußern, würde mich der Stadtvorsteher heftig tadeln. Das Vorrecht, das er dir zugesteht, erscheint mir reichlich übertrieben, aber ich muss mich beugen. Lass dir das aber bloß nicht zu Kopf steigen! Neider gibt es genug, und man wird dir nicht einmal den kleinsten Fehler verzeihen. Sei also überaus vorsichtig und prahle nicht mit deinem großen Glück.«
»Mit meinem großen Glück… Worauf spielt Ihr an?«
»Ich rede von deinem Umzug. Der Stadtvorsteher hat ein neues Haus für dich, das größer und besser gelegen ist. Jetzt bist du Hausbesitzer.«
»Was verschafft mir die Ehre?«
»Du gehörst inzwischen zu den besten Schreibern von Kahun, mein Junge, und alle Behörden der Stadt stehen dir offen.«
»Soll ich mich weiterhin um die Bibliothek des AnubisTempels kümmern?«, wollte Iker nun wissen.
»Ja, unbedingt, noch in dieser Woche sollen neue Schriftstücke dorthin verlagert werden. Du kannst sie am besten ordnen. Meines Erachtens wirst du bald als Ratgeber ins Amt des Stadtvorstehers gebeten werden. Dann wäre ich nicht mehr dein Vorgesetzter, und du müsstest dich allein mit den Beamten auseinander setzen, die schon seit langer Zeit auf ihren Ämtern sitzen. Nimm dich vor ihnen in Acht, sie halten nichts von den Jungen, weil sie Angst haben, durch sie ihre Posten zu verlieren. Bist du mit deinem Hausdiener zufrieden?«
»Mit Sekari? Aber ja, ich betrachte ihn als Freund, der nur nebenbei für mich arbeitet.«
»Ich überlasse ihn dir in Vollzeit. Dein Haus muss stets in bester Ordnung sein, es geht um dein Ansehen. Ich wünsche dir einen guten Tag, Schreiber Iker. Du und ich, wir haben beide viel zu tun.«
»Stell dir vor, ich hatte einen unglaublichen Traum«, berichtete Sekari Iker, »ich habe Eselfleisch gegessen! Der Traumdeuter, den ich aufgesucht habe, meinte, das sei ausgezeichnet: Es bedeute, dass ich oder einer meiner engsten Verwandten oder Freunde befördert werde.«
»Dein Traum hat dich nicht getäuscht: Der Stadtvorsteher vermacht mir ein großes Haus.«
Sekari entfuhr ein anerkennender Pfiff.
»Ich muss schon sagen… Allmählich gehörst du wirklich zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt! Wenn ich daran denke, in welchem Schlamassel wir schon gesteckt haben, kann man dem Schicksal nur dankbar sein. Wann findet denn der Umzug statt?«
»Sofort.«
»Na gut, dann packen wir deine Sachen!«
»Darum kümmern sich die Dienstboten des Stadtvorstehers.«
Iker, Sekari und Nordwind machten sich also auf den Weg zu dem Haus, das Heremsaf beschrieben hatte – es stand in einer gepflegten kleinen Straße im schönsten Viertel von Kahun, nicht weit weg von der Villa des Stadtvorstehers.
»Es ist doch nicht etwa das Haus da?!«, rief Sekari erstaunt.
»Doch, genau das ist es.«
»Nicht zu glauben… So ein schönes
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