Die Verschwörung des Bösen
etwas aus, niemand prahlt lauthals damit, die Behörden zu hintergehen.«
»Das kann nur heißen, dass sie alle Angst haben. Angst vor einem Herrn, der keinen Augenblick zögern würde, jeden zu töten, der seinen Mund nicht hält. Und dieses Ungeheuer hat Iker für seine Zwecke missbraucht, ihm wird er mit Sicherheit begegnen.«
»Warum ist der Königliche Sohn nicht nach Memphis zurückgekommen?«
»Weil du über die Hauptstadt wachst und er einer anderen Spur folgt. In Kahun ist nichts mehr zu befürchten, aber eine Gruppe von Asiaten hat das Fayum anscheinend nicht verlassen. Iker soll herausfinden, warum.«
40
Gemeinsam mit Nordwind war Iker unterwegs zum großen See, dem Birket Qarun. Trotz der Einwände von Sekari, der ihm wie ein Wachhund in einigem Abstand folgte, hatte der junge Schreiber darauf bestanden, dieser Spur nachzugehen. Um das Schicksal von Kahun musste er sich keine Sorgen mehr machen, der Stadtvorsteher würde nicht ein zweites Mal so unachtsam sein und jetzt mit größter Strenge über das Los seiner Stadt wachen. Trotzdem fragte er sich, warum ein Teil der Asiaten in diese Richtung geflohen war.
Ausgestattet mit dem Zepter der Macht als Amulett und der schnellen Kraft des Krokodils und bewaffnet mit dem Messer eines Schutzgeistes, das ihm Sesostris geschenkt hatte, musste der Königliche Sohn vor nichts Angst haben.
Er hatte nur eine einzige Schwäche – er dachte viel zu oft an Isis.
Wie ein schüchterner, dummer Junge hatte er es nicht gewagt, ihr seine Gefühle zu gestehen. Und seine neue Stellung schien ihm da auch nichts zu nützen. Die junge Frau hatte sich mehr oder weniger über seine Bezeichnung lustig gemacht, weil ihr ausschließlich an Abydos gelegen war. Wie oft hatte er von dieser Begegnung geträumt und im Stillen geübt, was er sagen und wie er sich verhalten wollte!
Und was war dabei herausgekommen, eine einzige
Peinlichkeit! Trotzdem konnte er Isis nicht vergessen, ganz im Gegenteil. Er war in ihrer Nähe gewesen, durfte mit ihr sprechen, sie ansehen, ihren Duft einatmen, ihre Stimme hören, ihren Gang bewundern… So viel allzu vergängliches Glück!
Als unvermittelt Kerle erschienen, die mit Knüppeln bewaffnet waren, wurde er ziemlich unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Sein Esel blieb stehen und scharrte. Damit gab er Iker zu verstehen, dass es sich um eine unerfreuliche Begegnung handelte.
Die beiden Männer kamen näher. Der eine war bärtig, der andere kahlköpfig.
»Was willst du?«, fragte ihn der Bärtige. »Hier darf keiner durch.«
»Ich suche eine verlassene Schiffswerft.«
Die beiden Kerle machten neugierige Gesichter.
»Eine Werft… Davon wissen wir nichts, nie gehört. Wer schickt dich denn?«
»Der Stadtvorsteher von Kahun. Ich soll eine genaue Karte anfertigen, auf der alle Einrichtungen von Belang eingezeichnet sind.«
»Schon gut, aber wir haben den Auftrag, hier keinen durchzulassen.«
»Auf wessen Befehl?«
Der Bärtige zögerte.
»Der Befehl… Der Befehl kommt auch vom Stadtvorsteher von Kahun.«
»Dann ist ja alles in Ordnung. Ich gebe in meinem Bericht an, dass ihr euch streng an eure Anweisungen gehalten habt.«
»Deswegen können wir dich genauso wenig durchlassen. Befehl ist Befehl.«
»Seid ihr beiden etwa die einzigen, die den Zugang zum See überwachen?«
Darauf fiel den zwei Wächtern nichts mehr ein.
»Meinetwegen kehre ich um«, lenkte Iker ein, »aber dann nehme ich einen anderen Weg. Außerdem ist euer Auftrag sicher bald beendet, weil in Kürze Soldaten aus Kahun die Gegend hier überwachen werden.«
»So… Was ist denn los?«
»Der Stadtvorsteher muss sichergehen, dass sich hier in der Gegend keine flüchtigen Asiaten versteckt halten.«
Die rechte Hand des Kahlen umklammerte den Griff seines Knüppels noch fester. Gespannt beobachtete Nordwind den Bärtigen.
»Das können wir nicht beurteilen. Wir gehen jetzt zurück zu unserem Posten und warten auf die Verstärkung.«
»Wer könnte denn etwas über diese Schiffswerft wissen?«
»Keine Ahnung, hier ist sie jedenfalls bestimmt nicht.«
»Dann gehe ich eben in die andere Richtung.«
Langsam entfernte sich Iker unter den unfreundlichen Blicken der beiden Männer.
Als er und sein Esel außer Sichtweite waren, gesellte sich Sekari zu ihnen.
»Sie sind in Windeseile abgehauen«, berichtete er. »Dabei hatte ich schon Angst, sie wollten dich verprügeln.«
»Ihre Angaben waren vollkommen unsinnig«, fand Iker.
»Bestimmt stecken sie mit den
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