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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Propheten, die seine noch um einiges übertraf, und dachte nur an das Ziel, das er sich gesteckt hatte. Dem Herr gehörte die Befehlsgewalt, er wollte das Vermögen. Und wenn man dazu Angst und Schrecken verbreiten und alle Gegner töten müsste, würde er sich voller Eifer dieser Aufgabe widmen.
    Als er sich der Wohnung des Propheten näherte, fühlte sich Schiefmaul beobachtet. Nicht ohne Grund – ein ausgeklügeltes Netz von Wachen ortete Neugierige und warnte den Herrn, wenn Gefahr drohte. An einer Straßenecke ein Brotverkäufer, etwas weiter ein Gaffer, an einer anderen Ecke ein Straßenkehrer.
    Niemand verweigerte ihm den Zutritt zu dem kleinen Laden, in dem sich Sandalen, Matten und grobe Stoffe stapelten. Die Schüler des Propheten hatten seinen Rat befolgt, gaben sich als anständige Kaufleute aus und waren im Viertel bereits recht angesehen. Einige gründeten sogar Familien, andere begnügten sich mit flüchtigen Beziehungen. Sie alle nahmen an den vielen Festlichkeiten teil, die das Jahr über gefeiert wurden, besuchten regelmäßig die Tavernen und fügten sich so ohne Schwierigkeiten in die ägyptische Gesellschaft. Sie mussten unerkannt bleiben, bis sie zum vernichtenden Schlag gegen ihre Feinde ausholen konnten.
    »Na, wie geht’s dir so, Schiefmaul?«, fragte ihn ein Rothaariger.
    »Bestens, mein Lieber. Und dir?«
    Shab der Krumme, die rechte Hand des Propheten, war gefürchtet für seinen gekonnten Umgang mit Messern, die er bevorzugt in den Rücken seiner Opfer stieß. Als eiskalter Verbrecher ohne Mitleid oder Gewissensbisse führte er mit dem größten Vergnügen die Aufträge des Gottgesandten aus und schwor im Übrigen nur noch auf ihn.
    »Wir kommen vorwärts. Ich hoffe, dir ist niemand gefolgt!«
    »So gut solltest du mich eigentlich kennen, Shab. Ich bin immer auf der Hut.«
    »Stimmt, bis hierher kommt wohl sowieso kein Schnüffler.«
    »Du bist jedenfalls genauso misstrauisch wie immer!«
    »Dieses Misstrauen ist schließlich die einzige Sicherheit für unseren zukünftigen Erfolg, oder etwa nicht? Überall wimmelt es nur so von Ungläubigen. Aber eines Tages werden wir sie alle vernichten.«
    Schiefmaul nickte zustimmend. Nichts langweilte ihn mehr als Gespräche über den richtigen Glauben.
    »Der Prophet predigt gerade. Folge mir, aber sei leise.«
    Die beiden Männer gingen in den ersten Stock, wo etwa zwanzig Schüler aufmerksam ihrem Meister lauschten und an seinen Lippen hingen.
    »Gott hat zu mir gesprochen«, erklärte er ihnen. »Ich und nur ich habe die Aufgabe, seine Botschaft weiterzugeben. Seinen Getreuen gegenüber erweist sich Gott als sanftmütig und voller Mitleid, aber er ist unbarmherzig gegenüber den Ungläubigen, die eines Tages von der Erdoberfläche verschwinden werden. Von euch, die ihr den rechten Glauben habt, verlangt er einen schrecklichen Beweis – er verlangt, dass ihr euch unter das ägyptische Volk mischt, das der Völlerei verfallen ist und falsche Götter anbetet. Aber es gibt keinen anderen Weg, den großen Kampf vorzubereiten und die einzige und letztgültige Wahrheit durchzusetzen, deren Verkünder ich bin. Wer sich weigert, sie kennen zu lernen, wird untergehen, und ihre Bestrafung wird uns mit Freude erfüllen. Wir richten die Gotteslästerer und beginnen damit bei dem ersten von ihnen, dem Pharao. Glaubt ja nicht, dieses Ziel wäre unerreichbar. Schon morgen werden wir über dieses Land herrschen. Und dann werden wir alle Grenzen auslöschen und ein einziges Weltreich gründen. Keine Frau wird mehr unbegleitet auf der Straße sein, Laster und Ausschweifungen werden nicht geduldet, und Gott wird uns mit seinen Wohltaten überschütten.«
    Immer wieder die gleiche Leier, dachte sich Schiefmaul, der von so viel Nachdrücklichkeit und Überzeugungskraft aber doch sehr beeindruckt war. »Dieser Führer überzeugt bestimmt noch viele Menschen.«
    Als die Predigt zu Ende war, zogen sich die Schüler schweigend zurück und wurden wieder zu Bäckern, Sandalenverkäufern oder Haarschneidern.
    Wie immer, wenn Schiefmaul dem Propheten begegnete, verblüffte ihn dessen außergewöhnliche körperliche Stärke. Er war groß und hager, trug einen Bart und hatte tief liegende gerötete Augen und fleischige Lippen. Ein Turban bedeckte sein Haar, bekleidet war er stets mit einem knöchellangen Wollumhang, und mit seinem Raubvogelblick jagte er auch den Mutigsten Angst und Schrecken ein. Mal war seine Stimme schneidend wie ein Silexmesser, mal klang sie sanft und

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