Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Rhodan - 2573 - Dorksteigers Dilemma

Perry Rhodan - 2573 - Dorksteigers Dilemma

Titel: Perry Rhodan - 2573 - Dorksteigers Dilemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Feuer
    Endlich, mitten im Feuer, ging ihr auf, dass diese ganze Geschichte nichts war als eine

Erfindung. Eine bloße Legende, vielleicht ausgedacht, um zu trösten.
    Wer hätte es wissen sollen?
    Sie rannte. Manchmal schienen ihr die Räume - die Korridore, die Hallen - glasklar, von einer

übernatürlichen Durchsichtigkeit. Dann wieder verhüllten seltsame Schwaden die Sicht. Sie wusste,

konnte es sich aber nicht vorstellen, dass dieser Nebel der Rückstand eines verpufften Aggregats

aus Formenergie war, die verwehende Energiesubstanz einer Maschine.
    Sie rannte, immer Fyrt Byrask hinterher. Seit wann hatte er eigentlich die Führung

übernommen?
    Seit dem Beginn ihrer Flucht?
    Oder bereits vor langer Zeit? Hatte er sie nicht immer schon geführt?
    Vielleicht, dachte sie, ist er im Fliehen einfach geübter als ich. Aber ich

lerne.
    Es wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass sie von ihm gelernt hätte.
    Mal sprangen sie durch ein Flammenmeer ohne jede Wirklichkeit. Imaginäres Feuer. Auch das nur

die Reste der formenergetischen Ausrüstung des Schiffes. Dann wieder schlugen ihnen reale Flammen

entgegen, verschlugen ihnen den Atem, waren undurchdringlich. Fyrt stoppte, schaute, orientierte

sich neu.
    »Komm!«, rief er, lief wieder los. Sie folgte.
    Nichts als eine Legende also ...
    Im Augenblick des Todes, hatte es geheißen, würde sich das Bewusstsein vom Leben

verabschieden, indem es sich die entscheidenden Momente seiner Existenz noch einmal

vergegenwärtigte mit der alles durchschlagenden Kraft einer Vision.
    Eine Parade entscheidender Augenblicke.
    Eine kleine private Leistungsschau, ausgerichtet vom sterbenden Gedächtnis.
    Nichts davon geschah. Während sie lief, überlegte sie, welche Szenen sie gerne gesehen

hätte.
    Aber es kamen ihr nur Belanglosigkeiten in den Sinn. Das Panorama vom elterlichen Anwesen auf

der Anhöhe hinab über die ertragreichen Ländereien. Ihr Vater, der ihr Fieberpudding brachte, als

sie an den Quächteln litt. An den Doso- Doso, den Dogo-Zwerg, der sich ihr aufgedrängt hatte

während ihrer ersten Himmelfahrt durch Anthuresta, damals im Schiff der Vatrox. Wie hatte das

Schiff geheißen? Sie wusste es nicht mehr. Hatte sie es damals gewusst?
    Sie erinnerte sich an die Hausdienerschaft auf Oranata, dem gelobten Land, und an die defekte

Art der Diener, Handelsidiom zu sprechen.
    An das leere Bett ihrer Freundin Edity Satch, die nach der ersten Prüfung aussortiert worden war. War auch das belanglos?
    Nein, das war allerdings von Belang. Sie hätte das Gesicht Editys gerne noch einmal gesehen,

schärfer als jetzt.
    Sie hätte gerne ihn gesehen, Fyrt Byrask, wie er zu ihrem dreizehnten Geburtstag

gesungen hatte, ohne zu wissen, dass er für sie sang.
    Sie hätte ihn gern noch einmal erlebt, wie sie ihn später, nach dem verunglückten

Rogasta-Rennen, erlebt hatte: seine zunächst unüberwindliche Nähe und dann, als die Nähe doch

überwunden war, seinen Geruch nach warmer Erde und Bitterblume.
    Aber keine Rede davon, dass das Gedächtnistheater in Gang kam und ihr diesen Gefallen tat. Nichts als eine Legende.
    Sie lief weiter.
    Ihm nach.
    Wohin?
    Eine Legende, natürlich, wie hatte sie je anderes glauben können? Wer hätte schließlich davon

berichten können, wie es war, wenn man starb? Die, die erzählen konnten, waren nicht gestorben. Inkompetent. Kompetent wären allein die gewesen, die gestorben waren. Aber die schwiegen

sich aus.
    Überall Feuer, reales wie imaginäres.
    Die VOSTAR hatte zu den Schiffen gehört, die im Raumkontext des Planetoiden auf Patrouille

gewesen waren, um den Hort zu sichern.
    Für einen Moment war ihr, als würde sie die VOSTAR von außen sehen, aus großer Entfernung: ein

DC-Schlachtlicht der Vatrox, ein Gebilde aus materialisierten, kristallisierten Energien.
    Sie hatte als Hyperphysikerin die fundamentale Entstehungsformel eines solchen Schiffes vor

Augen, die hypermathematische Matrix, aus der die Hülle generiert worden war. Eine Formel, die

zugleich von großer Einfachheit im Detail und von unfasslicher Varianz im Ganzen war.
    Organischen Augen erschien das Schiff wie ein in Form geschliffener Rubinberg: ein

vielflächiger, aus Dreiecken und Trapezen zusammengesetzter Riesenkristall von 1650 Metern

Durchmesser und 820 Metern Dicke. Die Hülle war von einem eigentümlich abgetönten Rot. Ihr Stoff

schien aus sich selbst zu leuchten, ohne grell zu sein, ohne zu blenden, ganz so, als

Weitere Kostenlose Bücher