Die Verschwörung des Bösen
keine
Schwachstelle zu entdecken.
Die Späher wussten jetzt Bescheid, nun kam aber noch der schwierigste Teil ihres Auftrags: Irgendwie mussten sie heil und gesund nach Hause gelangen, um ihr Wissen weitergeben zu können.
Gerade da schwirrte ein Pfeil an ihnen vorbei.
Kaum hatte der Pharao seinen Palast betreten, kam ihm der ehemalige Provinzfürst Djehuti zur Begrüßung entgegen. In einen weiten Mantel gehüllt, der ihn vor Kälte schützen sollte, versuchte der alte Würdenträger, Alter und Rheuma zu vergessen und seinem obersten Herrn, dessen getreuer Diener er inzwischen war, die Ehre zu erweisen.
»Ich habe Euch bereits mit Ungeduld erwartet, Majestät.«
»Gibt es schlechte Nachrichten?«, wollte der Pharao wissen.
»Ich habe die Grenzbefestigungen der Provinz verstärkt und meine gesamten Truppen aufgeboten, um Chnum-Hotep allein zu stellen, befürchtete aber täglich einen Befreiungsversuch seinerseits. Da seine Truppen zahlenmäßig stärker sind als meine, hätte ich ihm nicht lange Widerstand leisten können.«
»Nachdem dieses Unglück nicht eingetroffen ist, können wir weiter hoffen.«
»Ich bin aber eher entmutigt, Majestät. Nicht einmal meine eigenen Leute erscheinen mir mehr sicher. Bei der Vorstellung, sich mit denen von Chnum-Hotep schlagen zu müssen, sträuben sich viele. Außerdem rate ich Euch dringend ab, jenen Soldaten zu vertrauen, die erst vor kurzem Eurem Befehl zugeschlagen wurden. Sie sind uns noch nicht lange genug verpflichtet, und der Ruf von Chnum-Hotep, dem Herrn über den Gazellengau, lässt sie vor Angst zittern. Die meisten von ihnen glauben, dass er aus jeder Auseinandersetzung als Sieger hervorgeht. Meines Erachtens könnt Ihr nur auf Eure eigenen Streitkräfte zählen.«
»Ich danke dir, dass du so offen mit mir sprichst.«
»Ganz ohne Zweifel habt Ihr das Zeug zu dem großen Pharao, den unser Land so dringend braucht, aber das Hindernis, das sich da vor Euch auftürmt, scheint unüberwindlich. Selbst wenn Ihr als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen solltet, werden die Wunden unheilbar sein.«
Djehuti befürchtete, der König könnte seine Bedenken nicht ernst genug nehmen. Die aufständischen Provinzen – mit Ausnahme der von Chnum-Hotep – in den Schoß Ägyptens zurückzuholen, war mit einer verblüffenden Überrumpelung gelungen, die tatsächliche Aussöhnung würde allerdings Zeit kosten, viel Zeit sogar. Nahm Sesostris nicht ein mögliches Unheil in Kauf, wenn er den vollständigen Sieg wollte?
Vielleicht. Gäbe er allerdings klein bei, schwächte er seine Stellung gegenüber Chnum-Hotep, der das mit Sicherheit sofort ausnützen würde.
Als Oberbefehlshaber von Sesostris’ Leibwache und den gesamten ägyptischen Ordnungskräften konnte Sobek der Beschützer kein Auge mehr zutun, seit sich der König im Hasengau aufhielt. Sobek war athletisch und kraftvoll, hatte aber noch nicht alle jene besonderen Sicherheitsmaßnahmen im Griff, die dieses viel zu große Gebiet erforderte. Außerdem musste er auf Djehutis Truppen zurückgreifen und mit ihnen gemischte Mannschaften bilden, was ihn äußerst misstrauisch stimmte. Wenigstens hatte er sich damit durchsetzen können, die besten seiner eigenen Leute um die Gemächer aufzustellen, in denen sich der Pharao aufhielt.
Offensichtlich wollte Chnum-Hotep den Herrscher beseitigen, ehe dieser seinen Überraschungsangriff starten konnte. Ohne ihren Oberbefehlshaber würden Sesostris’
Truppen mit Sicherheit zum Gegner überlaufen. Wann und wo sollte der Anschlag aber stattfinden?
In der Provinzhauptstadt Khemenu machte sich eine düstere Stimmung breit. Keiner der Späher, die General Nesmontu auf die gegnerische Seite geschickt hatte, war bisher zurückgekommen. Sesostris verfügte demnach über keinerlei Hinweise zu Chnum-Hoteps Verteidigungsring. Und blindlings anzugreifen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Seit Tagesanbruch durchsuchte Sobek die Palastdiener höchstpersönlich. Er traute nicht einmal offensichtlich harmlosen Greisen und ging auch in die Küchen, wo die Küchenjungen alle Speisen vor seinen Augen vorkosten mussten.
Als er sich gerade eine Pause gönnte und ein Stück Bohnenpastete essen wollte, kam einer seiner Untergebenen zögernd und mit ernster Miene auf ihn zu.
»Gibt es Schwierigkeiten?«
»Nein, Herr, eigentlich nicht… Aber Ihr habt doch angeordnet, dass wir jeden Vorfall melden sollen.«
»Nur zu.«
Sobek stellte die Pastete zur Seite, die ein Hund, der zwar nicht
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