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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erkannte auf ihren Gesichtern Respekt, Neugier, aber keinen Hass. Er sah zur Geschworenenbank. Die Männer dort verhielten sich zurückhaltender, es waren sich ihrer Verantwortung bewusste nüchterne Menschen. Sie saßen steif da, mit hohem, weißem Kragen, glatt gekämmtem Haar, sauber gestutztem Backenbart und festem Blick. Er beneidete sie nicht um ihre Aufgabe. Er hatte nie über einen anderen Menschen richten wollen. Selbst ihr Obmann sah besorgt drein. Er hatte die Hände auf der Bank vor sich verschränkt.
    Gleave lächelte.
    »Würde es Sie überraschen, zu erfahren, Mr. Pitt, dass das Hausmädchen, das damals im Billardzimmer sauber gemacht hat, mit Bezug auf den Kratzer, den Sie so passenderweise entdeckt haben, nicht mehr so sicher ist, ob es überhaupt ein neuer war? Inzwischen sagt sie, er könne auch vorher schon da gewesen sein, und sie habe ihn möglicherweise nicht bemerkt.«
    Pitt wusste nicht recht, was er auf die umständlich gestellte Frage antworten sollte.
    »Ich kenne sie nicht gut genug, um zu wissen, ob mich das überraschen sollte oder nicht«, sagte er zurückhaltend. »Zeugen
ändern bisweilen ihre Aussage … aus diesem oder jenem Grund.«
    Gleave sah gekränkt drein. »Was wollen Sie damit sagen, Sir?«
    Juster unterbrach ihn erneut. »My Lord, mein geschätzter Herr Kollege hat den Zeugen gefragt, ob er überrascht sei. Der Zeuge hat diese Frage beantwortet und dabei auf nichts angespielt.«
    Gleave wartete nicht auf die Mahnung des Richters. »Sehen wir uns doch einmal an, was uns in diesem ungewöhnlichen Fall bleibt. Mr. Adinett hat seinen alten Freund Fetters besucht. Sie haben eineinhalb angenehme Stunden in der Bibliothek verbracht, danach ist Mr. Adinett fortgegangen. Ich nehme an, dass Sie mit mir bis hierher übereinstimmen?« Er hob fragend die Brauen.
    »Ja«, sagte Pitt.
    »Gut. Also weiter: Etwa zwölf bis fünfzehn Minuten später wurde aus der Bibliothek geläutet. Der Butler ist hingegangen und hat aus der Bibliothek einen Aufschrei und ein lautes Geräusch gehört. Als er öffnete, sah er zu seiner Bestürzung seinen Herrn am Boden liegen, neben ihm die umgestürzte Bibliotheksleiter. Ganz natürlich schloss er daraus auf einen Unfall – wie sich zeigte, war er tödlich. Er sah keinen anderen Menschen in der Bibliothek. Er ging hinaus und holte Hilfe. Sind Sie bis hierher einer Meinung mit mir?«
    Pitt zwang sich zu einem Lächeln. »Ich weiß nicht. Ich war bei der Aussage des Butlers nicht anwesend.«
    »Stimmt es mit den Ihnen bekannten Tatsachen überein?«, stieß Gleave hervor, während Gelächter durch den Saal lief.
    »Ja.«
    »Danke. Es handelt sich hier nicht um einen Anlass, bei dem Sie die Zuschauer unterhalten und etwas vorführen sollen, was Sie möglicherweise für witzig halten, Mr. Pitt, sondern um eine ausgesprochen ernsthafte Angelegenheit.«
    Pitt wurde tiefrot. Empört beugte er sich über das Geländer vor.
    »Sie haben mir eine unmögliche Frage gestellt!«, hielt er Gleave vor. »Ich habe deutlich darauf hingewiesen. Falls Sie das
Publikum auf der Galerie mit Ihrer Torheit erheitert haben, ist das Ihre eigene Schuld – nicht meine.«
    Gleaves Ausdruck verdüsterte sich. Mit einem solchen Vergeltungsschlag hatte er nicht gerechnet. Glänzender Schauspieler, der er war, schluckte er seinen Ärger rasch herunter.
    »Als Nächstes haben wir Doktor Ibbs’ Übereifer. Er hat Sie aus Gründen hinzugezogen, die uns unbekannt sind«, fuhr er fort, als wäre nichts gewesen. »Sie sind seinem Ruf gefolgt und haben all die bewussten rätselhaften kleinen Hinweise entdeckt. Der Sessel stand nicht da, wohin Sie ihn gestellt hätten, wenn dieser schöne Raum Ihrer wäre«, sagte er mit vor Hohn triefender Stimme. »Der Butler ist der Ansicht, dass er woanders gestanden hatte. Dann gab es eine Druckstelle auf dem Teppich.« Mit einem Lächeln auf den Zügen sah er zu den Geschworenen hin. »Die Bücher waren nicht so angeordnet, wie sie es gewesen wären, wenn es Ihre wären.« Er gab sich keine Mühe, seinen Spott zu verbergen. »Das Glas Portwein war noch nicht ausgetrunken, und trotzdem hatte Mr. Fetters nach dem Butler geläutet. Warum, werden wir nie erfahren – aber ist es Ihre Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen?« Er sah zu den Geschworenen hin. »Steht John Adinett wegen solcher unzusammenhängenden Belanglosigkeiten unter Mordanklage?« Staunen zeichnete sich auf seinen Zügen. »Ich denke, das ist übertrieben! Meine Herren, wir haben

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