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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erweckte, ein Verbrechen wäre geschehen, wo es in Wahrheit eine Tragödie zu beklagen gab.« Der Ton, in dem er das sagte, machte deutlich, dass er Ibbs für unfähig hielt.
    Juster erhob sich. »My Lord, Mr. Pitt ist kein Fachmann in Bezug auf ärztliche Ethik und Verhaltensweisen. Er kann unmöglich wissen, warum ihn Doktor Ibbs hat kommen lassen, sondern weiß lediglich, was dieser gesagt hat, und das haben wir hier gehört. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Annahme eines Unfalls nicht zu den Tatsachen passte, die er vorfand, und hat daher völlig zu Recht eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet.«
    »Ihrem Einwand wird stattgegeben«, sagte der Richter. »Mr. Gleave, hören Sie auf zu spekulieren, und stellen Sie Fragen zur Sache.«
    »My Lord«, murmelte Gleave und sah dann Pitt scharf an. »Hat Ibbs die Vermutung ausgesprochen, es könne sich um einen Mord handeln?«
    Erneut erkannte Pitt die offenkundige Falle. »Nein. Er hat gesagt, dass er sich seiner Sache nicht sicher sei, und mich nach meiner Meinung gefragt.«
    »Sie sind nicht Arzt, sondern Polizeibeamter, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hat Sie je ein Arzt nach Ihrer medizinischen Meinung gefragt? Beispielsweise, wenn es um die Feststellung einer Todesursache ging?« Der unter der Harmlosigkeit verborgene Sarkasmus war unüberhörbar.
    »Nein. Lediglich nach meinen Ansichten dazu, wie bestimmte Indizien zu bewerten sein könnten«, antwortete Pitt zurückhaltend. Ihm war klar, dass ihm erneut eine Falle gestellt wurde, sah aber nicht, worin sie bestand.
    »Genau«, sagte Gleave nickend. »Wenn Doktor Ibbs Sie also hinzugezogen hat, weil er Zweifel hatte, sagt Ihnen gewiss doch Ihre Intelligenz, dass er vermutete, es handele sich möglicherweise nicht um einen Unfall, sondern um ein Verbrechen … etwas, wobei man die Polizei benachrichtigen musste.«
    »Ja.«
    »Dann waren Sie also ein wenig unaufrichtig, nicht wahr, als Sie mir erklärt haben, er habe Ihnen nicht gesagt, dass er ein Verbrechen vermutete? Ich möchte nicht gerade sagen, dass Sie gelogen haben, aber der Gedanke drängt sich auf, Mr. Pitt.«
    Pitt spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er hatte eine Falle erkannt und war, indem er ihr auswich, geradewegs in die nächste getappt. Jetzt stand er als jemand da, der Vorurteile hatte, und genau das hatte Gleave erreichen wollen. Was konnte er jetzt noch sagen, um diesen Eindruck zu verwischen oder zumindest die Dinge nicht noch schlimmer zu machen?
    »Wenn sich Fakten unterschiedlich deuten lassen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es sich um ein Verbrechen handelt«, sagte er bedächtig. »Möbel werden aus vielen Gründen verschoben, ohne dass dahinter eine böse Absicht stecken muss.« Er suchte nach Worten. »Bisweilen geschieht das im Versuch zu helfen, mit der Absicht, einen Unfall weniger fahrlässig erscheinen zu lassen, den Hinterbliebenen Vorwürfe zu ersparen oder eine Indiskretion zu verbergen. Es mag sogar vorkommen, dass man damit einen Selbstmord vertuschen möchte.«
    Gleave schien überrascht. Er hatte wohl nicht mit einer solchen Antwort gerechnet.
    Auf keinen Fall durfte Pitt sich durch diesen kleinen Erfolg dazu verleiten lassen, seine Deckung zu vernachlässigen.
    »Wann ist der Teppichflor Ihrer Ansicht nach flach gedrückt worden?«, nahm Gleave den Angriff wieder auf.
    »Irgendwann nachdem man ihn gebürstet hatte. Der Aussage des Mädchens nach war das zuletzt am Vormittag geschehen«, gab Pitt zur Antwort.
    Gleave machte ein harmloses Gesicht. »Könnte es einen anderen Grund haben, als dass jemand eine Leiche darüber geschleift hat?«
    Im Saal ertönte nervöses Gelächter.
    »Selbstverständlich«, stimmte Pitt zu.
    Gleave lächelte. »Und ließe sich die Herkunft der Fasern an Mr. Fetters’ Absatz auch auf andere Weise erklären? Könnte beispielsweise Mr. Fetters über den Teppich gestolpert sein, weil dieser an einer Stelle eine Welle bildete? Oder könnte er sich die Schuhe ausgezogen haben, während er in einem Sessel saß? Hatte der Teppich Fransen, Mr. Pitt?«
    Gleave wusste sehr wohl, dass das der Fall war.
    »Ja.«
    »Eben.« Gleave fuchtelte mit beiden Händen durch die Luft. »Entschuldigen Sie bitte das Wortspiel, aber ist das nicht ein ziemlich dünner Faden, an dem Sie einen Ehrenmann, einen tapferen Offizier, einen Patrioten und einen Gelehrten wie John Adinett hängen wollen?«
    Unruhe entstand im Saal. Menschen drehten die Köpfe zu Adinett hinüber, und Pitt

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