Die Versteckte Stadt: Thriller
sagen bist du gekommen?“
„Stört es dich? Soll ich wieder gehen?“
Er grinste. „Nein, schön dass du mich mal besuchst.“
Sie spürte, dass er jetzt das Gefühl hatte, sie zum Bleiben ermuntern zu müssen - aber das brauchte er nicht. „Ich wollte mit dir über Max reden“, sagte sie.
„Was ist denn mit ihm?“
Sie suchte nach Worten. Till lehnte sich gegen die Wand hinter dem Kopfende seines Bettes und wartete.
„Es ist nicht direkt Max“, sagte sie schließlich, „es ist … ihr beide, weißt du?“ Sie schaute auf und ihre Blicke trafen sich. „Seit du da bist, hockt ihr zusammen und … keiner weiß, was ihr die ganze Zeit eigentlich macht.“
Till grinste ein wenig.
„Ist ja nicht schlimm“, fuhr Lisa fort. „Max hat mir sowieso nicht immer alles erzählt … aber … ich meine … so wie jetzt war es noch nie. Ich weiß gar nicht mehr, was ihn beschäftigt.“ Sie schwieg kurz, bevor sie leise hinzufügte: „Ich hab meinen Bruder lieb, weißt du.“
„Ist doch klar“, fiel ihr Till ins Wort. „Red‘ doch einfach mal mit ihm. Wir machen nicht viel … spielen meistens. Er zeigt mir seine Sachen. Davon konnte ich im Heim nur träumen … “
„Ja, aber … das ist es doch nicht … ihr habt doch was vor“, bohrte sie weiter, „das merke ich doch. Ich kenne Max doch. Er ist ganz aufgeregt – und wenn ich ihn frage, warum, weicht er mir aus.“
Till sah sie an. „Und jetzt willst du von mir wissen, was wir die ganze Zeit machen.“
„Warum nicht?“ Trotzig erwiderte sie seinen Blick. „Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Als du mir in der Küche erzählt hast, dass du aus dem Heim weggerannt bist, habe ich das auch nur Max erzählt und meinen Eltern nichts davon gesagt.“
Till blickte auf seine Decke und schien nachzudenken.
„Du musst mir ja kein Geheimnis verraten oder sowas“, beschwichtigte sie ihn. „Ich wollte nur mal hören … weißt du, Max ist manchmal schon leichtsinnig. Früher hat meine Mutter immer zu mir gesagt, dass ich auf ihn aufpassen soll. Dabei ist er doch der Ältere. Aber Max verliert manchmal … jedes Maß - so sagt Mama das. Er verrennt sich in irgendwas und dann gibt es für ihn kein Halten mehr. Letztes Jahr hat er wie besessen Schach gespielt, zum Beispiel. Alle mussten immerzu Schach mit ihm spielen, er konnte an fast nichts anderes mehr denken. Er war davon völlig ausgefüllt. Dann ist ihm Schach wieder völlig egal und er redet nur noch von Leichtathletik, die Rekorde, die Turniere, die Sportler, ist davon besessen … jetzt frage ich mich natürlich: Was ist es diesmal, was treibt ihn um? Bei den anderen Sachen hat er ja meistens geantwortet, wenn man ihn danach gefragt hat, aber diesmal … “
Till sah sie an. Er hat schöne, helle Augen, dachte sie. Jetzt, wo ihre Mutter dafür gesorgt hatte, dass ihm beim Friseur der Kinder die Haare gestutzt wurden, sah man, was für ein offenes Gesicht Till hatte. Aus dem heraus seine Augen einen anspringen, vorsichtig über einen hinweg streichen - oder matt schimmern konnten, als würde sich sein Blick nach innen gerichtet haben.
„Ich würde dir gern helfen“, sagte er. „Aber Max hat mich gebeten, mit niemanden darüber zu reden.“
„Also stimmt es“, rief sie. „Ihr macht irgendetwas und haltet das absichtlich geheim!“
Till beugte sich vor und lachte leise. „Mach dir keine Sorgen, Lisa, es ist nichts Gefährliches, wirklich. Max wird dir bestimmt alles erzählen, wenn es soweit ist. Und das kann ich dir jetzt schon sagen: Mit ihm ist alles okay. Kein Grund zur Aufregung.“
„Aber wenn was ist, sagst du mir Bescheid, ja? Versprichst du mir das?“ Sie guckte Till bittend an. Er erwiderte ihren Blick prüfend.
„Wie meinst du das?“
„Nichts weiter, einfach … du weißt schon, wir können dann ja reden.“
„Ohne dass Max etwas davon erfährt?“
Die Frage hing wie ein schiefer Ton in der Luft. Lisa spürte, wie ein Hauch über ihre Haut strich und sie eine Gänsehaut bekam. Hatte sie sich verraten?
„Ist das blöd?“, fragte sie, unsicher, wie sie versuchen sollte, die Situation zu retten.
„Max ist mein Freund“, sagte Till leise. „Ich will nichts hinter seinem Rücken machen.“
Sie nickte. „Natürlich nicht … “ Sie schämte sich. Er hatte recht, dabei hatte sie es gar nicht böse gemeint.
„Warum redest du nicht selbst mit ihm“, fragte Till noch einmal, offensichtlich bestrebt, die Angelegenheit nun richtig zu klären.
„Er weicht
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