Die Versteckte Stadt: Thriller
den Kellerraum, aus dem er in das Loch mit dem Abspielgerät hinunter gesprungen ist. Der Boden des Kellerraums liegt etwa einen Meter höher als der Boden, auf dem er jetzt steht - oberhalb einer Öffnung, die sich darunter in die Tiefe schraubt. Von dem Neonlicht geblendet kann Till in den Kellerraum kaum hineinsehen.
„FELIX!“
Keine Antwort. Mit einem Schritt ist Till an der hohen Stufe, legt die Arme auf den Kellerboden, starrt in die Dunkelheit.
Der Kellerraum ist leer - nur die Frau hängt noch an den Fischhaken von der Decke!
Die Gestalten, die sich darunter zusammen gedrängt hatten - keine von ihnen ist mehr zu sehen. Von Felix keine Spur! Sie müssen den Raum verlassen haben, kaum dass Till in das Loch hinuntergesprungen ist.
Mit einem Satz wuchtet er sich auf den höheren Boden, rollt sich ab, reißt sich hoch.
Ist es Felix darum gegangen? Ihn zu beschwatzen - ihn wanken und schwanken zu lassen …
‚Was ist es, Till‘, hallen Felix‘ Rufe in Till nach, ‚hörst du auf deinen Verstand oder auf deinen Bauch?‘
Tills Blick fällt auf die Frau, die an den Fischhaken suspendiert ist. Langsam dreht sich ihr Leib in der heißen Luft. Er sieht ihren weit in den Nacken gesunkenen Kopf, sieht, wie ihre Lider einen Spalt weit offen stehen. Ihr Genick - es muss doch längst überlastet sein … Er tritt zu ihr, hält ihren Kopf in den Händen, will ihn abstützen, davor bewahren, noch weiter und immer weiter abzuknicken …
„Hören Sie mich?!“
… aber in dem Moment, in dem er fühlt, wie schwer ihr Schädel in seiner Hand liegt, dass ihr Hals nachgibt und kein Muskel in ihrem Körper mehr angespannt ist, wird ihm klar, dass sie sie zu lange haben hängen gelassen. Dass sie schon längst nicht mehr in Ekstase, in Entrückung von der Decke baumelt, sondern als Leiche, als Kadaver, als entseelter Leib.
Da bricht es los.
Es ist ein Tosen, als würde eine Staumauer geöffnet werden, ein Kratzen, Schaben und Quieken. Entsetzt lässt Till den Kopf der Leiche los, hört die Knorpel im Genick knacken, als der schwere Schädel nach unten sackt - fährt herum -
und sieht, wie sie aus dem Kellerloch, das sich hinter der Holzwand geöffnet hat, nach oben gespült werden. Ein Schwall kleiner, pelziger Körper, eine Flut von Ratten, die so rasch ansteigt, dass innerhalb von Sekunden die meterhohe Schwelle vom gemauerten Loch in den Kellerraum gefüllt - und überbrückt ist.
Schon rutschen die Krallen der Tiere über den Zementboden, sie rennen nicht, sie werden von den Massen, die nachrücken, nach vorn geschoben. Till sieht, wie sie ihre Nasen recken, mit ihren nackten Schwänze wedeln, riecht den Aasgeruch, der von der lebendigen Welle, die auf ihn zukommt, aufsteigt - und presst sich ohnmächtig vor Bestürzung gegen die Betonwand, die hinter ihm aufragt.
‚Nicht er ist es, den wir prüfen - du bist es, Till ‘, gellen ihm Felix‘ Schreie im Ohr.
Prüfen? Was ist es, das sie prüfen? Was in ihm steckt? Da durchschießt Till die Erkenntnis wie ein gleißendes Licht: Muss es nicht das sein, was sie prüfen - o b auch er sich verändert?
ENDE ZWEITER BAND
Wie geht es weiter
mit
Till, Max und Lisa,
Xaver und Julia,
Claire, Butz und Frederik …
BERLIN GOTHIC
Band 3
„Xavers Ende“
erscheint November 2011
Konstantin Butz misstraut seinen Kripo-Kollegen …
Claire Bentheim macht eine grausige Entdeckung …
Till Anschütz erfährt, was Max‘ Vater mit ihm vorhat …
… und Max Bentheim geht bis zum Äußersten.
Jonas Winner
BERLIN GOTHIC
Ein Thriller in sieben Bänden
Berlin Gothic 1
„Berlin Gothic“
August 2011
Berlin Gothic 2
„Die versteckte Stadt“
September 2011
Berlin Gothic 3
„Xavers Ende“
November 2011
Berlin Gothic 4
„Der versteckte Wille“
Dezember 2011
Berlin Gothic 5
Februar 2012
Berlin Gothic 6
April 2012
Berlin Gothic 7
Juni 2012
(Abschlussband)
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