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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Kutscher, ob er zum Anspannen bereit sei. Die Antwort war undeutlich, aber die Worte „spät genug“ und „Seeon“ drangen an Hamiltons Ohren. Es wurden Hüte, Handschuhe und Halstücher zusammengesucht und die Kinder dem Mädchen übergeben, um sie in den Wagen zu verfrachten.
    „Lasst uns einsteigen“, sagte die Ältere der beiden Schwestern, „je eher wir weiterkommen, desto eher sind wir in Seeon.“
    „Wären wir doch schon dort!“, rief die Andere. „Wir sitzen in diesem Wagen eingepfercht wie die Schafe im Gatter.“
    „Es wäre nicht ganz so schlimm, wenn Peppi nicht dauernd auf meinen Knien herum klettern und mit den Füßen um sich treten würde“, bemerkte ihre Schwester.
    Kurz entschlossen trat Hamilton auf die jungen Damen zu und erklärte, dass er dasselbe Ziel habe und sein Wagen ihnen selbstverständlich zur Verfügung stehe. Sie erröteten, worauf er hinzufügte, dass er versprechen könne, sich auf der Fahrt völlig ruhig zu verhalten und keinesfalls den Versuch unternehmen werde, auf jemandem herum zu klettern. Dieser Scherz verfehlte die beabsichtigte Wirkung jedoch vollkommen, denn die Schönen murmelten ein paar unverständliche Worte und beeilten sich, nach draußen zu kommen. Er folgte ihnen in einigem Abstand und sah sie in den Wagen steigen; umständlich versuchten die Insassen, noch einen Platz für das Dienstmädchen zu finden. Hamilton wandte sich nun an die ältere Dame, die von seinem Angebot nichts mitbekommen hatte, erklärte ihr, dass er ganz allein nach Seeon reise, kaum Gepäck habe und gerne bereit sein, einige Personen und auch Koffer in seinem Wagen aufzunehmen. Sie dankte ihm, gab aber zu bedenken, dass ihre Knaben sehr lebhaft seien; vielleicht könne er aber so gütig sein, ihre Magd mitzunehmen.
    Das war nun nicht gerade das, was Hamilton sich versprochen hatte, doch machte er gute Miene und willigte ein. Als das Dienstmädchen ausstieg, begann einer der Jungen aber augenblicklich zu schreien und behauptete, ohne sie fahre er nicht mit. Er wurde aus der Kutsche gehoben und Hamilton unter zahlreichen Entschuldigungen übergeben: Es war Peppi, der Kletterer. Aber der Kleine war noch nicht zufrieden, er bestand darauf, auf dem Schoß seiner Schwester Sophie zu reisen, die schließlich klein beigab und ebenfalls das Gefährt wechselte. In diesem Fall hielt Hamilton die Entschuldigungen der Mutter wirklich für völlig überflüssig. Er musste längere Zeit warten, ehe es sein Kutscher für angemessen hielt, wieder auf dem Bock Platz zu nehmen und abzufahren, und versuchte, die Wartezeit mit einer kleinen Plauderei angenehm zu verkürzen. Aber Sophie schien die Situation ausgesprochen peinlich zu sein, vielleicht war sie auch überaus schüchtern, jedenfalls blieb sie reserviert und einsilbig. Sobald sie losgefahren waren, suchte Hamilton deshalb seine Bücher hervor, bot ihr das eine an und nahm selbst das andere. Sie wendete die Blätter mit einer Gleichgültigkeit um, die ihn sofort davon überzeugte, dass sie keine große Leserin war, weshalb er sich erneut um ein Gespräch bemühte. Dabei tat er so, als kenne er verschiedene Worte der deutschen Sprache nicht und benötige eine Übersetzerin. Dieser Trick verfehlte die gewünschte Wirkung nicht, denn Sophie taute allmählich auf. Sie erzählte ihm, dass ihr Vater ein Amt habe, das es ihm nur selten erlaube, München zu verlassen. Sie und ihre Schwester hätten ihre Mutter verloren, als sie noch Kinder waren, und seien in ein Internat geschickt worden, als ihr Vater sich wieder verheiratete. Erst seit einigen Wochen seien sie wieder zuhause in München, und ihre Stiefmutter, welcher Luftveränderung verordnet worden sei, habe Seeon gewählt, weil sie dort schon einmal war. Sie freue sich wirklich sehr darauf, aufs Land zu gehen – besonders nach Seeon.  
    „Und warum gerade nach Seeon?“, fragte Hamilton.
    „Oh, weil ich von einer meiner Schulfreundinnen schon viel darüber gehört habe.“
    „Vielleicht können Sie mir dann ein paar Auskünfte geben. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was für ein Ort das ist.“
    „Ich glaube, es gibt dort ein altes Kloster mit langen Gängen, in denen man erwarten könnte, den umgehenden Geistern der verstorbenen Mönche zu begegnen – und die Fenster gehen auf finstere Höfe hinaus – und im Mondschein ist es ganz romantisch, im Kreuzgang spazieren zu gehen.“
    „Und Ihre Freundin ist ganz allein bei Mondschein an einem solchen Ort umhergewandert?“
    „Oh, sie

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