Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Yacub nichts mehr entgegenzusetzen.
    Er wich wieder zurück und wurde von Kriegerinnen empfangen, die sich in seinen Rücken geschlichen hatten. Markerschütterndes Gebrüll erfüllte die Grotte. Gudun glaubte, Worte heraushören zu können, wie sie sie noch nie gehört hatte. Fast war es, als riefe Yacub nach jemandem oder etwas.
    Eine schreckliche Ahnung beschlich sie. Sie ließ die Schwerter sinken, sprang auf einen Felsvorsprung und sah zum See hinüber, als sich auch schon das Wasser kräuselte, teilte und den häßlichen Körper eines riesigen Enterseglers gebar.
    Gudun schrie und warnte. Die Kämpfenden wichen zurück, einige nicht schnell genug. Yacub schleuderte sie mit der Wucht seiner Schläge von sich, schrie ein letztesmal und stürzte sich in den See.
    Das Wasser schien zu kochen, als sich der Entersegler zur Hälfte daraus emporhob, gerade so weit, daß der auf ihn zuwatende Yacub den Kopf in die Bauchluftblase stecken konnte. Mit allen vier Händen klammerte er sich an der Unterseite des monströsen Geschöpfs fest. Dann schlugen die Peitschenschwingen auf das Wasser, und die aufspritzenden Fontänen nahmen die Sicht, bis der Entersegler mit seinem Meister vollkommen untergetaucht war.
    Es gab nicht nur den Zugang in die Grotte, durch den die Amazonen gekommen waren. Sie hätten es wissen müssen. Der kleine See hätte ihnen deutlich machen müssen, daß es einen zweiten Weg in die Grotte gab – einen Felstunnel unter der Wasseroberfläche, der vermutlich direkt zum Meer führte.
    Yacub floh durch ihn – direkt dorthin, wo er Zaem und Burra gefangenhielt? Rächte er sich nun an ihnen für das, was er durch die Amazonen erfahren hatte?
    Gudun stieß eine Verwünschung aus. Ebensogut konnten sie hier sein! Niemand hatte Yacub kommen gesehen, und doch hatte er plötzlich vor den Kriegerinnen und Sosona gestanden. Er war nicht naß gewesen. Es mußte noch ein Versteck in dieser Grotte geben.
    Gudun empfand keinen Triumph über ihren Sieg. Sie sah, wie sich die Amazonen aufrichteten, die durch Yacubs Schläge zu Boden gestreckt worden waren. Keine schien ernsthaft verwundet zu sein. Es war wie ein Wunder.
    Aber es galt, die Verschollenen zu finden, bevor Yacub zurückkam, und das mit Verstärkung.
    »Durchsucht die Grotte!« rief sie den Gefährtinnen zu. Sie selbst nahm sich die Umgebung des Stollens vor.
    Niemand achtete auf die Hexe, die sich über eine der toten kleinen Kreaturen gebeugt hatte und die Augen schloß.
*
    Sie fanden nur Yacubs Versteck, eine hinter Felsvorsprüngen verborgene Höhle, in die das Ungeheuer sich mit Sicherheit nur gerade noch hatte hineinzwängen können. Daß der Eingang nicht gewaltsam verbreitert worden war, ließ darauf schließen, daß Yacub nicht nur die Fähigkeit verloren hatte, seine Haut und sein Fleisch hart wie Stein zu machen, sondern auch nicht mehr die Kraft besaß, Stein zu zertrümmern oder einfach durch Mauern zu rennen, wie es in Fort Buukenhain oder Schloß Behianor geschehen war.
    Dies zu wissen, konnte kein Trost für die Amazonen sein. Im Gegenteil verfluchten sie sich selbst dafür, die Chance nicht rechtzeitig genug erkannt zu haben und ihm den Garaus gemacht zu haben, ehe er den Entersegler herbeirufen konnte.
    Sosona schüttelte den Kopf, als sie dies hörte.
    »Ihr habt Zaem und Burra nicht gefunden«, sagte sie. »Also hält Yacub sie an einem anderen Ort gefangen. Und nur er kann uns dann zu ihnen führen.«
    »Wie?« fragte Gorma aufbrausend. »Oder kannst du seine Spur auch durch das Wasser verfolgen?«
    »Sei still«, flüsterte Gudun. Sie deutete auf das tote Geschöpf vor dem Sosona stand. »Sie waren wie er. Das kann kein Zufall sein. Sosona?«
    Die Hexe nickte schwer. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete: »Es war auch kein Zufall, Gudun. Und es bedarf keiner Magie, um die Zeichen zu deuten. Yacub muß sich nach seiner Flucht von Gavanque direkt hierher begeben haben. Er nahm alle Entersegler, die in Gondaha schlüpften, mit sich. Er kam hierher, wo er sich vor seinen Feinden sicher glaubte, und ihr alle habt seinen Leibesumfang gesehen.«
    »Yacubs Brut«, stieß Gorma hervor. Sie schüttelte sich, als sie aufblickte. »Er kam hierher, um eine sichere Stätte für seine Nachkommenschaft zu finden. Deshalb nahm er die Entersegler mit, und deshalb wachten sie über die Insel.«
    Gudun starrte sie an, wußte, daß sie recht hatte, daß es nur so und nicht anders sein konnte. Doch dies zu glauben, fiel ihr schwer.
    Denn es bedeutete

Weitere Kostenlose Bücher