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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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loszuwerden.
    Die Temperatur schwankte um den Gefrierpunkt, doch der Tag war angenehm, der Himmel klar, betupft mit kleinen weißen Wölken. Er marschierte entlang der Madison Avenue in nördlicher Richtung und staunte über die Unmenge von Galerien, Antiquitätenhändlern und Boutiquen, die sich hier etabliert hatten. Der Weg war lang, und er war froh, endlich daheim anzukommen, die Stiefel auszuziehen und sich eine Zigarre anzünden zu können. Halb im Sessel liegend und Rauchwölkchen ausblasend, malte er sich aus, wie er es mit Mrs. Diane Ellerbee aufnehmen würde.
    Zunächst einmal der Anzug: weißes Hemd, schwarze Krawatte. Ein Anflug von einem Leichenbestatter. Als Requisit nichts weiter als eine Schreibtafel mit Federklemme, darunter einen Stoß beschriebenes Papier. Das bedeutete selbstverständlich nichts, doch würde es Eindruck machen.
    Im Übrigen bezweifelte er keinen Moment seine Fähigkeit, zu extemporieren und seine Reaktionen ihren Erwiderungen anzupassen. Er erwartete nicht, dass sie etwas zugeben werde, nein, sie würde alles entschieden bestreiten. Als Zivilist war er jedoch in der Lage, ihr schärfer zuzusetzen, als ein Polizeibeamter im Dienst es hätte tun dürfen. Er wollte sie nicht von der Angel lassen. Zu diesem Zweck dürfte es das Beste sein, sie gleich anfangs aus dem Gleichgewicht zu bringen, sie zu verwirren und dafür zu sorgen, dass diese Verwirrung nicht nachließ. Sie war eine intelligente Person mit hohem Selbstwertgefühl. Der gebotene Kurs dürfte sein, diese Panzerung zu durchbrechen und die geschlagene Bresche nach und nach zu erweitern.
    Sie sollte sich fragen: »Kann mir das alles hier wirklich passieren?«
    Er war von ihrer Schuld so felsenfest überzeugt, dass er kalt und mitleidlos ihr Verderben planen konnte. Seine eigenen Motive zog er keinen Moment in Zweifel. Hätte seine Frau ihn gefragt: »Mit welchem Recht tust du das?«, er hätte sie nur verständnislos angesehen. Denn nicht um sein Recht ging es dabei, er handelte vielmehr mit dem Rechtsanspruch der Gesellschaft.
    Boone und Jason präsentierten sich pünktlich um acht in Uniform. Er gab ihnen einen knappen Abriss seiner Pläne.
    »Heute Abend verhaften wir sie. Das Reden überlassen Sie mir. Nur, falls ich was übersehen sollte, machen Sie mich ohne Bedenken darauf aufmerksam. Seien Sie nicht überrascht, wenn ich bloße Mutmaßungen für erwiesene Fakten ausgebe. Sie soll glauben, dass wir mehr haben, als das tatsächlich der Fall ist.«
    »Was uns fehlt, ist zum Beispiel der Haftbefehl«, gab Boone zu bedenken.
    »Das stimmt, es besteht aber begründeter Tatverdacht. Was wir ihr vorwerfen, ist keine bloß Übertretung, auch kein Vergehen, und die Schwere des Verbrechens würde uns in den Augen jeden Gerichtes rechtfertigen.«
    Er erwähnte nicht, dass der Fall sehr wahrscheinlich niemals verhandelt werden würde, das konnten sie sich selber ausrechnen, gewitzte Polizisten, die sie waren.
    »Sollte ich eine totale Bauchlandung machen, werden Sie davon keinen Schaden haben. In Ihren Personalakten wird dann nichts darüber vermerkt, dass Sie beteiligt waren. Das hat mir der stellvertretende Commissioner in die Hand versprochen. Klappt es wie geplant, wird das hingegen für Sie beide Pluspunkte geben, dafür steht mir Chefinspektor Suarez gerade. Noch Fragen? Nein? Also, dann ab!«
    Sie legten den Weg in Jasons Wagen zurück. Delaney betrachtete sie alle drei im Spiegel in der Diele von Ellerbees Haus und war zufrieden mit dem, was er sah: drei bullige Männer, die allein schon durch ihre Erscheinung Respekt einflößten.
    Oder einschüchterten. Er drückte auf die Klingel, und die Gegensprechanlage klickte.
    »Wer ist da?«
    »Delaney.«
    »Bitte kommen Sie in den ersten Stock, Mr. Delaney, ich bin in meinem Sprechzimmer.« Und der Summer ertönte. Schweigend erklommen sie die Treppe. Mrs. Ellerbee erwartete sie an der Tür und schaute verwundert auf die Uniformen.
    »Ein amtlicher Besuch, Mr. Delaney?« fragte sie, gezwungen lächelnd.
    »Sie kennen bereits Sergeant Boone, Madam. Das ist Officer Jason, der, nebenbei gesagt, anwesend war, als die Leiche entdeckt wurde. Dürfen wir eintreten?«
    Sie ging voran in ihr Sprechzimmer, und er bewunderte wieder einmal ihre prachtvolle Haltung - Kopf hoch, Schultern zurückgenommen, daran wirkte nichts steif, sie bewegte sich durch und durch anmutig. Die Haare waren zu Zöpfen geflochten und aufgesteckt. Make-up hatte sie fast keines aufgetragen, ihre Farben waren von

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