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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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bestimmt in ihrer Garderobe. Soll ich nachsehen?«
    »Ja, bitte«, antwortete Perdomo. »Und vergewissern Sie sich bitte auch, dass mein Sohn Gregorio keine Dummheiten macht.«
    Die Posaunistin verließ den Raum, und Perdomo beugte sich hinab, um den Hals des Opfers näher zu betrachten. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf und sagte zu den Dirigenten: »An ihrem Hals befindet sich keine Drosselmarke, das sagt uns schon etwas über die Vorgehensweise des Mörders.«
    »Drosselmarke?«, fragte Lledó befremdet.
    »Bei der Erdrosselung mit einem Seil oder einer Schlinge entsteht immer eine Drosselmarke rund um den Hals, aber hier sehe ich nur ein Hämatom, unten links.«
    »Das heißt, sie wurde mit den Händen erwürgt.«
    »Der Rechtsmediziner wird uns Genaueres sagen können«, erklärte Perdomo, »aber da am Hals auch keine Würgemale oder Eindrücke von Fingernägeln sind, neige ich eher zu der Ansicht, dass sie mit dem Unterarm stranguliert wurde.«
    »Und das, was da auf ihrer Brust steht? Wissen Sie, was das bedeutet?«, fragte Agostini.
    »Vor ein paar Jahren hätte ich das verneinen müssen. Aber da in unserem Land immer mehr Verbrechen von fanatischen Islamisten verübt werden, sind einige von uns beim Morddezernat inzwischen gut vertraut mit dem Koran.«
    »Na, dann sagen Sie uns doch, was da geschrieben steht«, rief Lledó ungeduldig.
    »Es ist ein Eigenname: Iblis, einer der muslimischen Namen für den Teufel.«
    Sofort fiel Agostini wieder sein beunruhigendes Gespräch mit Ane Larrazábal vor dem Konzert ein, und er erzählte dem Inspector davon.
    »Es gibt viele Namen für den Teufel«, sagte der. »Baal, also die Figur, die Sie auf der Geige gesehen haben, ist kanaanäischen Ursprungs. Die Griechen benutzten das Wort diabolos, von dem das spanische diablo kommt. Die Araber dagegen verwenden iblis, von dem Wort balasa, ›der Verzweifelte‹. Dem Koran zufolge befahl Allah, als er Adam schuf, allen Engeln, sich vor seinem neuen Geschöpf niederzuwerfen. Iblis weigerte sich, denn da er aus Feuer und nicht wie der Mensch aus Lehm gemacht war, hielt er sich für überlegen. Da verstieß Allah ihn von seiner Seite, und deshalb ist Iblis der Verzweifelte, weil er fern von Gott ist, und die Menschen macht er für sein Unglück verantwortlich.«
    »Ich wusste nicht, dass der Teufel der Muslime dem unsrigen so ähnlich ist«, sagte Agostini.
    »Ähnlich, Sie sagen es. Aber nicht gleich. Iblis ist kein Engel wie Luzifer, sondern ein Dschinn, ein böser Geist, aus Feuer erschaffen. Und er brennt auch nicht in der Hölle wie unser Satan, sondern Allah stellte ihn auf die Probe, und er darf sich frei unter den Menschen bewegen. Iblis nutzt Allahs Großherzigkeit aus, um die Menschen mit sündigen Ideen und Blendwerk in Versuchung zu führen. Allerdings glauben die Muslime, dass er am Ende doch in der Hölle landen wird, logisch.«
    »Glauben Sie, das Verbrechen könnte in Zusammenhang mit dem islamistischen Fundamentalismus stehen?«, fragte Agostini bestürzt.
    »Es ist zu früh, um das zu beurteilen«, erwiderte Perdomo.
    »Aber könnte dieser Mord nicht der Beginn eines Strategiewechsels sein?«, beharrte der Italiener. »Bis jetzt haben die islamischen Terroristen immer versucht, so viele Menschen wie möglich zu töten. Aber da die internationalen Sicherheitsmaßnahmen es ihnen von Tag zu Tag schwerer machen, versuchen sie jetzt vielleicht, mit selektiven Morden Aufmerksamkeit zu erregen. Ane Larrazábal ist auf der ganzen Welt berühmt – die Zeitungen und Fernsehsender aller Länder werden über ihren Tod berichten.«
    »Ich versichere Ihnen, sobald meine Kollegen vom Morddezernat hier sind, werde ich sie auf diese Möglichkeit aufmerksam machen«, erwiderte der Inspector.
    »Die Geige wurde schon immer mit dem Teufel assoziiert«, meldete sich plötzlich Lledó zu Wort, der lange geschwiegen hatte. »Schon die alten Griechen glaubten, dass jede Gottheit mit einem Instrument verbunden ist. Der Aulos zum Beispiel, eine primitive Flöte, wurde mit Dionysos assoziiert, und deshalb meinte Aristoteles, er sei unmoralisch, weil er zu aufreizend sei. Die Lyra und die Kithara wurden mit Apoll, dem Sonnengott, verbunden, deshalb schrieb man ihnen heilende Eigenschaften zu.«
    »Und die Geige?«
    »Die Geige, Inspector, wurde erst im sechzehnten Jahrhundert erfunden. Aber sie entstand aus einem viel älteren Streichinstrument, das die Araber erfanden, Rabab genannt, dem Vorgänger unseres Rebec.«
    »Sie

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