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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ausgeben«, donnerte er.
    Der Quästor brachte seinen Verstand auf annähernd die richtige Geschwindigkeit. »Habe ich das?«, erwiderte er.
    »Du hast in diesem Zusammenhang von einer starken Belastung unseres Budgets gesprochen. Ich erinnere mich genau daran.«
    Im mentalen Getriebe des Quästors griffen einige Zahnräder ineinander. »Oh. Ja. Ja. Stimmt«, sagte er. Ein weiteres Zahnrad drehte sich. »Es kostet uns jedes Jahr ein Vermögen. Die Graveursgilde…«
    »Der Bursche hier behauptet…« Der Erzkanzler sah auf das Papier. »Angeblich ist er imstande, zehn Kopien von jeweils tausend Worten für einen Dollar zu liefern. Ist das billig?«
    »Ich glaube, äh, da muss jemand falsch geschnitzt haben, Erzkanzler«, sagte der Quästor und fand schließlich zu dem ruhigen, beschwichtigenden Tonfall, der sich besonders gut für Gespräche mit Ridcully eignete. »Das Geld würde nicht einmal für das nötige Buchsbaumholz ausreichen.«
    »Hier steht…« Papier knisterte. »Bis zu einer Größe von zehn Punkt«, sagte Ridcully.
    Der Quästor verlor die Kontrolle über sich.
»Lächerlich!«
»Was?«
»Entschuldige bitte, Erzkanzler. Ich meine, das kann unmöglich
    stimmen. Selbst wenn jemand so gute Schnitzarbeit leisten könnte… Das Holz würde nach einigen wenigen Abdrucken zerbröckeln.« »Du kennst dich mit solchen Dingen aus, wie?«
    »Nun, mein Großonkel war Graveur, Erzkanzler. Und die Druckrechnung gehört zu unseren wichtigsten Kostenpunkten. Nicht ohne gewissen Stolz möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es mir mit großem Verhandlungsgeschick gelungen ist, bei der Gilde einen Sonderrabatt durchzusetzen…«
    »Sie lädt dich zu ihrer jährlichen Schlemmerei ein.«
    »Nun, als ein wichtiger Kunde wird die Universität zum offiziellen Essen der Gilde eingeladen, und da ich für diese Sache zuständig bin, nehme ich meine Verantwortung wahr und…«
    »Fünfzehn Gänge, wie ich hörte.«
    »… und außerdem besteht unsere Politik darin, freundschaftliche Beziehungen zu den Gilden zu unterhalten…«
»Nüsse und Kaffee nicht eingeschlossen.«
    Der Quästor zögerte. Der Erzkanzler neigte dazu, sture Dummheit mit Besorgnis erregendem Scharfsinn zu vereinen.
    »Das Problem, Erzkanzler«, sagte er langsam, »besteht darin, dass wir immer sehr gegen die Verwendung von Drucktypen für magische Zwecke waren, weil…«
    »Ja, ja, darüber weiß ich Bescheid«, brummte Ridcully. »Aber es gibt da noch den anderen Kram, der jeden Tag mehr wird. Formulare und Diagramme und was weiß ich. Nun, ich habe mir immer ein papierloses Büro gewünscht…«
    »Ja, Erzkanzler, deshalb versteckst du den ganzen Kram in Schränken und wirfst ihn nachts aus dem Fenster.«
    »Sauberer Schreibtisch, klarer Verstand«, sagte der Erzkanzler. Er drückte das Werbeblatt dem Quästor in die Hand.
    »Geh einfach mal hin und stell fest, ob wirklich etwas daran ist. Und ich meine gehen, nicht fliegen .«
    Am nächsten Tag gab William seiner Neugier nach und kehrte zu den Schuppen hinterm Eimer zurück. Er hatte nichts zu tun, abgesehen von allem anderen, und es gefiel ihm nicht, untätig zu sein.
    Es heißt, es gebe zwei Kategorien von Leuten auf der Welt. Wenn man den einen ein Glas zeigt, das genau halb voll ist, so sagen sie: Dieses Glas ist halb voll. Die anderen hingegen meinen, das Glas sei halb leer.
    Allerdings gehört die Welt jenen, die das Glas ansehen und sagen: »Was ist mit diesem Glas? Entschuldigung! Dies ist mein Glas? Nein, das glaube ich nicht. Mein Glas war voll! Und es war größer!«
    Und am anderen Ende der Bar ist die Welt voller Leute, die ein zerbrochenes Glas haben, oder deren Glas achtlos umgestoßen wurde (meistens von Personen, die ein größeres Glas verlangen), oder die überhaupt kein Glas haben, weil sie ganz hinten stehen und noch nicht die Aufmerksamkeit des Wirts erringen konnten.
    William war einer der Glaslosen. Obwohl er zu einer Familie zählte, die nicht nur über ein großes Glas verfügte, sondern sich auch noch Personen leisten konnte, die diskret mit Flaschen in der Nähe standen und das Glas immer wieder auffüllten.
    Es war eine selbst auferlegte Glaslosigkeit, die schon recht früh begonnen hatte, damals, als man ihn zur Schule fortschickte.
    Williams älterer Bruder war zur Assassinenschule in Ankh-Morpork gegangen – sie galt als die beste auf der ganzen Welt für die VollesGlas-Klasse. Als weniger wichtiger Sohn wurde William nach Huggelstein geschickt, einem so

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