Die volle Wahrheit
anderen Ende des Raums klang jetzt versöhnlicher.
»Wie viel tausend?«, fragte der Quästor.
»Bei größeren Aufträgen wäre ein Mengenrabatt möglich«, sagte Gutenhügel. »Auch wenige Drucksachen sind kein Problem.«
Im Gesicht des Quästors lag jener warme Glanz, den man bei Leuten beobachten kann, die mit Zahlen zu tun haben und sich vorstellen, wie eine unangenehm große Zahl in naher Zukunft schrumpft. Unter solchen Umständen hat Philosophie kaum eine Chance. Der sichtbare Teil von Gutenhügels Gesicht offenbarte die Zufriedenheit eines Zwergs, der herausgefunden hat, wie man Blei in noch mehr Gold verwandelt.
»Nun, ein so wichtiger Vertrag muss natürlich vom Erzkanzler unterzeichnet werden«, sagte der Quästor. »Aber ich versichere dir, dass er immer sehr aufmerksam auf das hört, was ich ihm sage.«
»Zweifellos, Euer Lordschaft«, erwiderte Gutenhügel fröhlich. »Äh, da fällt mir ein…«, sagte der Quästor. »Gibt es bei euch auch ein
Jahresessen?«
»Oh, ja, natürlich«, meinte der Zwerg.
»Wann findet es statt?«
»Wann soll es stattfinden?«
William schrieb: »Offenb. stehen gr. Gesch. mit einem gew. Bildungsinstitut unm. bev.« Und weil er sehr ehrlich war, fügte er hinzu: »So h. ich geh.«
Nun, es lief alles bestens. Einen wichtigen Brief hatte er bereits verschickt, und es gab bereits Notizen für einen zweiten – den seine Kunden allerdings erst im nächsten Monat erwarteten. William ahnte, dass bis dahin niemand mehr echtes Interesse an dieser Sache hatte. Andererseits… Wenn er diese Angelegenheit unerwähnt ließ, würde sich bestimmt jemand beschweren. Ganz deutlich erinnerte er sich an die Scherereien wegen des Hunderegens in der Sirupminenstraße im vergangenen Jahr, und der hatte nicht einmal stattgefunden.
Aber selbst wenn er die Zwerge bat, besonders große Buchstaben zu wählen: Eine Nachricht allein genügte nicht.
Mist.
Er musste ein bisschen herumstöbern und weitere interessante Dinge finden.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, ging er zum Quästor.
»Entschuldige bitte«, sagte er.
Der vergnügte Quästor wölbte gut gelaunt eine Braue.
»Hmm?«, erwiderte er. »Mr. de Worde, nicht wahr?«
»Ja, Herr. Ich…«
»Ich fürchte, das Schreiben in der Universität erledigen wir selbst«,
sagte der Quästor.
»Äh, ich wollte dich nur fragen, was du von Herrn Gutenhügels neuer Druckmaschine hältst, Herr«, erklärte William.
»Warum willst du mich das fragen?«
»Äh… weil ich es wissen möchte. Und ich möchte es für die Leser meiner Nachrichtenbriefe aufschreiben. Du weißt schon. Die Meinung eines wichtigen Repräsentanten von Ankh-Morporks thaumaturgischer Institution.«
»Oh?« Der Quästor zögerte. »Meinst du die Briefe, die du der Herzogin von Quirm, dem Herzog von Sto Helit und ähnlichen Leuten schickst?«
»Ja, Herr«, sagte William. Zauberer waren unglaubliche Snobs.
»Äh. Nun, wenn das so ist… Du kannst mich mit folgenden Worten zitieren. Es… ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hier beginnt eine Entwicklung, die von allen fortschrittlich denkenden Leuten begrüßt wird und die Stadt schreiend und heulend ins Jahrhundert des Flughunds zerren wird.« Mit großer Aufmerksamkeit beobachtete der Quästor, wie William alles aufschrieb. »Und mein Name lautet A. A. Dinwiddie, Dr. M. (Z), Dr. Thau. B. Okk. M. Koll. B. E. Dinwiddie mit einem o.«
»Ja, Dr. Dinwiddie. Äh… das Jahrhundert des Flughunds ist fast vorüber, Herr. Soll es heißen, dass die Stadt schreiend und heulend aus dem Jahrhundert des Flughunds gezerrt wird?«
»In der Tat.«
William schrieb es auf und fragte sich dabei, warum die Dinge immer schrien und heulten, wenn man sie irgendwohin zerrte. Niemand schien bereit zu sein, sie sanft fortzuführen.
»Natürlich wirst du mir eine Kopie schicken, wenn der Nachrichtenbrief fertig ist«, sagte der Quästor.
»Ja, Dr. Dinwiddie.«
»Und wenn du noch etwas wissen möchtest, wann auch immer… zögere nicht zu fragen.«
»Danke, Herr. Nun, ich dachte immer, die Universität sei gegen die Verwendung von Drucktypen.«
»Oh, ich finde, wir sollten uns den aufregenden Herausforderungen stellen, die uns das Jahrhundert des Flughunds beschert«, sagte der Quästor.
»Äh… du sprichst von dem Jahrhundert, das bald zu Ende geht.« »Dann wird es höchste Zeit, dass wir uns seinen Herausforderungen stellen.«
»Guter Hinweis, Herr.«
»Und jetzt muss ich flugs zur Universität zurück«, sagte der Quästor.
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