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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hervor. »Es ist eine Art Fluch. Aber er funktioniert.«
    »Das von den Assassinen kommt?« Der Troll deutete auf einen einfachen Schild, der einen Mantel mit Dolch und zwei Kreuze zeigte. »Ja. Die Botschaft lautet: Es gibt einen automatischen Kontrakt für jeden, der sich hier unbefugterweise Zugang verschafft.«
    »Möchte nicht, dass sich Assassinen interessieren für mich. Du zum Glück Schlüssel hast…«
    Es klickte im Schloss. Sacharissa öffnete die Tür.
    Sie hatte viele der großen Häuser in der Stadt besucht, wenn ihre Eigentümer einen Teil davon der Öffentlichkeit zugänglich machten, um einen Beitrag für eine der besseren Wohltätigkeitsaktionen zu leisten. Jetzt merkte sie plötzlich, wie sehr sich solche Gebäude veränderten, wenn niemand mehr in ihnen wohnte. Die Maßstäbe schienen sich verschoben zu haben. Die Türen waren zu groß, die Decke zu hoch. Die muffige Leere senkte sich wie ein ganz besonderer Kopfschmerz auf Sacharissa herab.
    Hinter ihr zündete Rocky zwei Laternen an, doch selbst in ihrem Licht blieb Sacharissa von Schatten umgeben.
    Die Haupttreppe war nicht schwer zu finden, und Williams Beschreibungen führten die junge Frau in eine Zimmerflucht, die größer war als ihr Haus. Die Garderobe erwies sich als ein ganzer Raum voller Stangen und Kleiderbügel.
    Dinge glitzerten im Halbdunkel. Die Kleider rochen stark nach Mottenkugeln.
    »Das interessant ist«, sagte Rocky hinter Sacharissa.
»Oh, sie dienen dazu, Motten fern zu halten«, sagte sie.
»Ich die vielen Fußabdrücke meinen«, erwiderte der Troll. »Es sie gab
    auch im Flur.«
    Sacharissa wandte den Blick von den Kleidern ab und richtete ihn auf den Boden. Im Staub waren tatsächlich Spuren zu sehen.
    »Äh… vielleicht stammen sie von der Putzfrau«, vermutete sie. » Bestimmt kommt jemand hierher, um die Dinge im Auge zu behalten.« »Sie den Staub nicht wegwischt, sondern ihn tritt zu Tode?«
    »Ich bin ganz sicher, dass gelegentlich ein Hausmeister oder so hierher kommt«, sagte Sacharissa unsicher. Ein blaues Kleid flüsterte ihr zu: Trag mich. Ich bin genau richtig für dich. Sieh mich schimmern.
    Rocky stieß einige Mottenkugeln an, die über die Frisierkommode in den Staub gerollt waren.
    »Offenbar die Motten ganz verrückt sind nach diesen Dingern«, meinte er.
    »Glaubst du, ein solches Kleid ist zu… gewagt?«, fragte Sacharissa und hielt das Gewand an ihren Leib.
    Besorgnis erfasste Rocky. Man hatte ihn nicht wegen seines modischen Sachverstands eingestellt, und schon gar nicht wegen seiner Kenntnisse der Umgangssprache des Mittelstands.
    »Ich glaube nicht, dass es darstellt zu großes Risiko«, antwortete er vorsichtig.
»Ich meine, sähe ich darin aus wie ein leichtes Mädchen?«
    »Oh«, erwiderte Rocky und glaubte zu verstehen. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Du eigentlich gar nicht bist so leicht.«
    Sacharissa gab auf. »Ich schätze, Frau Heißbett könnte es oben herum ein wenig weiten«, sagte sie nachdenklich. Sie fühlte sich versucht, länger zu bleiben und andere Regionen der Garderobe zu erforschen, aber sie kam sich zu sehr wie ein Eindringling vor. Außerdem glaubte sie, dass eine Frau mit Hunderten von Kleidern ein fehlendes Kleid eher bemerkte als eine andere, die nur ein Dutzend besaß. Und abgesehen davon ging ihr die leere Dunkelheit immer mehr auf die Nerven. Sie steckte voller Geister. »Lass uns wieder gehen.«
    Auf halbem Weg durch den Flur hörten sie, wie jemand zu singen begann. Die Worte waren ohne Zusammenhang, und die Melodie wurde von Alkohol bestimmt, aber es handelte sich um eine Art Gesang, und er erklang unter ihnen.
    Rocky zuckte mit den Schultern, als Sacharissa ihn ansah. »Vielleicht all die Motten veranstalten ein Fest?«, vermutete er. »Es gibt hier anscheinend doch einen Hausmeister. Vielleicht sollten
    wir ihm mitteilen, dass wir hier gewesen sind«, brachte Sacharissa fast verzweifelt hervor. »Es dürfte wohl kaum höflich sein, einfach irgendwelche Dinge zu nehmen und wieder zu verschwinden.«
    Sie näherte sich einer grünen Tür neben der Treppe und öffnete sie. Der Gesang wurde zunächst lauter – und verstummte abrupt, als Sacharissa »Entschuldigung?« in die Dunkelheit sagte.
    »Hallo!«, ertönte es nach einer kurzen Pause. »Wie geht es dir? Mir geht es gut!«
    »Äh, ich bin es nur! William meinte, es sei alles in Ordnung?« Sie sprach die Worte wie eine Frage aus, im Tonfall einer Person, die sich beim Einbrecher

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