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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ginge man Brötchen holen…«
»Ich möchte in einer halben Stunde in Druck gehen«, sagte William.
»Otto, ich brauche Bilder von Bruder Nadels Bein. Und ich benötige
    Zitate von allen Beteiligten, auch vom Stinkenden Alten Ron. Und ein Bild von Wuffel, Otto. Und ich brauche eine Druckerpresse!«
    »Wo sollen wir um diese Zeit in der Nacht eine Presse auftr…« Der Boden erzitterte. Schutt geriet in Bewegung.
Alle Blicke glitten zu den erleuchteten Fenstern des Kuriers. Sacharissa hatte William aus weit aufgerissenen Augen beobachtet
    und seufzte so schwer, dass Otto stöhnte, sich abwandte und hastig zu summen begann.
    »Da ist deine Presse!«, rief sie. »Du brauchst sie dir nur zu nehmen!« »Ja, aber eine Presse zu stehlen…«, gab der Zwerg zu bedenken. »Wir leihen sie uns aus«, betonte William. »Und die Hälfte der Edelsteine gehört dir.«
    Gutenhügel atmete tief durch. »Also…«, begann er laut, unterbrach sich und fragte leiser: »Die Hälfte, hast du gesagt?«
    »Ja!«
    »Also los, Jungs!«
    Einer der Aufseher des Kuriers klopfte höflich an Herrn Schmeichlers Tür.
    »Ja, Kausig?«, fragte der Eigentümer des Kuriers. »Ist Schnapper zurückgekehrt?«
    »Nein, Herr, aber eine junge Dame möchte dich sprechen. Fräulein Kratzgut«, sagte der Aufseher und wischte sich die Hände an einem Lappen ab.
    Schmeichlers Miene erhellte sich. »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr. Sie scheint einiges hinter sich zu haben. Und der junge de Worde begleitet sie.«
    Schmeichlers Lächeln verblasste ein wenig. Mit großer Genugtuung hatte er das Feuer von seinem Fenster aus beobachtet und war intelligent genug gewesen, nicht auf die Straße zu gehen. Die Zwerge konnten ziemlich gemein sein, soweit er wusste, und bestimmt neigten sie dazu, die Schuld ihm zu geben. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was den Brand verursacht haben mochte, aber unerwartet war er bestimmt nicht gekommen.
    »Vermutlich sind sie hier, um klein beizugeben«, sagte Schmeichler mehr zu sich selbst.
    »Glaubst du, Herr?«
»Schick sie zu mir.«
Er lehnte sich zurück und betrachtete die Papiere auf seinem Schreibtisch. Verdammter Schnapper! Erstaunlicherweise ließen sich die Geschichten, die er schrieb, mit den grässlichen Würstchen vergleichen, die er verkaufte – man wusste, wie sie beschaffen waren, aber man hielt bis zum Ende durch, und später verlangte es einen sogar nach mehr. Und Dinge zu erfinden… das war gar nicht so einfach, wie es zunächst den Anschein hatte. In dieser Hinsicht verfügte Schnapper über echtes Talent. So hatte er zum Beispiel ein großes Ungeheuer erfunden, das sich angeblich im See des Hide Park verbarg, und fünf Leser schworen, es gesehen zu haben. Ganz gewöhnliche Leute, von denen man einen Laib Brot und dergleichen kaufte. Wie brachte er das nur fertig? Schmeichlers eigene, fehlgeschlagene Versuche bedeckten den Schreibtisch. Man brauchte spezielle Phantasie, um…
    »Oh, Sacharissa«, sagte er und stand auf, als sie hereingeschlichen kam. »Bitte nimm Platz. Leider habe ich keinen Stuhl für deinen… Freund.« Er nickte William zu. »Bitte erlaube mir, mein Bedauern über den Brand zum Ausdruck zu bringen.«
    »Es ist dein Büro«, erwiderte William kühl. »Hier kannst du sagen, was dir gefällt.« Durch das Fenster sah er die Fackeln der Wächter, die den niedergebrannten Schuppen erreichten. Er trat einen Schritt zurück.
    »Sei nicht so giftig, William«, sagte Sacharissa. »Weißt du, Ronnie, deshalb sind wir zu dir gekommen.«
    »Tatsächlich?« Schmeichler lächelte. »Du bist da ein wenig dumm gewesen, nicht wahr?«
    »Ja… äh… Nun, unser ganzes Geld…« Sacharissa schniefte. »Um ganz ehrlich zu sein… Jetzt stehen wir mit leeren Händen da. Wir… haben hart gearbeitet, so hart, und jetzt ist alles weg…« Sie begann zu schluchzen.
    Ronnie Schmeichler beugte sich über den Schreibtisch und klopfte ihr auf die Hand.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte er.
    »Nun, ich habe gehofft… und mich gefragt… Ich meine, würdest du es uns gestatten, heute Nacht eine deiner Pressen zu benutzen?« Schmeichler lehnte sich ruckartig zurück. »Was? Bist du übergeschnappt?«
    Sacharissa putzte sich die Nase. »Ja, mit einer solchen Antwort habe ich gerechnet«, sagte sie traurig.
    Ein wenig besänftigt beugte sich Schmeichler wieder vor. »Ich erinnere mich daran, dass wir als Kinder zusammen gespielt haben…«
    »Ich glaube nicht, dass man das wirklich ›spielen‹ nennen kann«,

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