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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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hineindrang, und etwas wie ein Auslaufen und ein Herabrinnen.
    Es folgte eine im Sitzen verbrachte Zeit mit sanft ausgeführten Bewegungen. Eine Berührung der Knie, der Schenkel, der Hüften, ein nächtliches Tanzen in durchsichtiger Kleidung, wehend, schleierhaft, ein kleines Tanzen auf dem Balkon, ein leichtes nächtliches wortloses Tanzen.
    Dann wurde ein Vorhang zur Seite geschoben. Ich sah nun eine vom Mond beleuchtete Hand, ich sah zwei Hände und ich sah dünne Strümpfe, die an den Beinen hinaufgezogen wurden.
    Was machen wir nun, fragte ich. Die schweigsame Unbekannte begann zu sprechen, ihre Worte waren so weich, daß ich mich lautlos in sie hineinlegte. Ich weiß es auch nicht, sagte die Unbekannte, ich bin ein Stück Seife, sagte sie, waschen Sie sich bitte mit mir.
    Am folgenden Tag sah ich sie im Festsaal des Park Hotels in der Gesellschaft eines sehr reichen Mannes. Die Musik setzte ein und das Bild wurde plötzlich von einer zufallenden Tür verdeckt. Später ging jemand mit einem Hut auf dem Kopf an mir vorüber, an seinem Arm schwebte die Unbekannte und lächelte.
    Bei ihrem nächsten Besuch erzählte sie von einem Café. Ein Mann habe sich plötzlich neben sie gesetzt und unter der Tischplatte ihre Kniekehle berührt. Er habe ihre Kniekehle berührt, ohne daß sie etwas habe tun können, sie wollte Aufsehen vermeiden und deshalb habe sie, als er die Hand auf ihren Schoß gepreßt habe, nichts getan, nur angesehen habe sie ihn nicht. Sie wisse auch nicht, wie er ausgesehen habe, er wohne in diesem Hotel, habe der Mann gesagt, sie aber habe nichts gesagt, sie habe nichts gesagt, nichts gesagt; aber gekeucht habe sie doch, sagte der Mann. Sie habe auch nicht gekeucht, sagte die Unbekannte. Sie habe nicht nur gekeucht, sagte der Mann, sie habe sogar gezittert, davon müsse er reden, vom Keuchen, während die Kellner vorübersprangen, und vom Zittern, von ihrem Zittern, und vom Zittern der Kaffeetassen auf dem Tisch, davon müsse er reden, sie habe gekeucht und gezittert, dann sei sie aufgestanden und rasch hinausgegangen, und die Kellner seien vorbeigesprungen mit weißen Tüchern und etwas sei umgefallen und ausgelaufen und weggewischt worden vom Tisch.

    Und wie geht es jetzt weiter? Ich weiß nicht, sagte eine Stimme. Das war glaube ich meine Stimme. Sie sog noch immer an meinen Fingern. Ich hörte ihr Kleid knistern, als sie aufstand. – Nein nein, sagte sie, machen Sie sich keine Umstände, Sie müssen mich nicht hinausbegleiten. Bleiben Sie sitzen, folgen Sie mir nicht, sagte die Unbekannte; und wenn Sie mir dennoch folgen wollen, dann tun sie es eben.
    Als ich darüber nachzudenken begann, schlief ich ein. Bald besuchte mich niemand mehr, keiner, kein Mensch. Ich beschränkte mich also darauf, allein zu sein. Jedenfalls bis zum Ende dieses Kapitels.

18



A m nächsten Tag erhob sich die Straße plötzlich vor mir und flog in die Luft. Das Pflaster platzte. Die Häuser begannen zu schaukeln und wollten mir auf den Kopf fallen. Ich sah Männer vorüberstürzen mit breiten Hüten, tief in die Stirn gedrückt, mit wehenden Mänteln. In ihren Taschen hatten sie kalte Revolver, und aus der Art, wie sie mir keine Aufmerksamkeit schenkten, sah ich, daß sie mich nicht erkannten.
    Auch die unbekannte Dame erkannte mich nicht, als ich sie im Café sitzen sah, ich sah ihren weißen Hals, ihre merkwürdig zuckenden Bewegungen, ihre zwischen die Lippen gepreßte Zunge, ihre schwarzen sehr langen Handschuhe, mit denen sie die Hand ihres Begleiters berührte.
    Ich stürzte dann in die Richtung eines Schreis vorwärts. Welches Schreis, fragte Q. Eines Schreis. Ich weiß nicht, es wurde geschrien und im gleichen Moment fiel ein Mann durch das Glasdach der Cafeteria. Er bewegte sich noch eine Weile. Dann nicht mehr. Danach traten Geräusche auf, die ich noch niemals gehört hatte. Der Begleiter der Unbekannten, ein Mann im Smoking, stürzte sich auf mich und wollte mich mit einem seidenen Handschuh erwürgen. Die Kapelle spielte. Aus dem Eiskübel ragte der kühle Hals einer Flasche. Jemand sagte: Ich glaube wir sind in Amerika. Und so war es auch, das war wirklich Amerika, jetzt, in diesem Moment. Ich stürzte in die Richtung eines Schreis vorwärts. Eines Schreis? sagte Q. Eines Schreis, jawohl. Ich weiß auch nicht, es wurde geschrien. Weiter ist nichts passiert. Ich bestellte ein Bier und dachte: Ich bleibe hier sitzen und warte bis etwas passiert. Wie gehts, rief Capone, der auf der anderen Seite

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