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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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in der Ecke. Ihre Abwehrbewegungen waren ganz schwach, als ich den Rock hinaufzuschieben begann beim Schwirren der Ventilatoren, ich sah etwas feucht aufklaffend zitternd und notierte es, ich sah etwas rasch schwarz schlüpfernd im Hintergrund dieses Bildes, ihre nassen Haare tropften hinab und flossen über die Kissen, wie klingt das: über die Kissen? Sie sagte: das kommt nicht in Frage, es war tiefer Winter. Das Aufknöpfen von Knöpfen war jetzt das Naheliegendste, aber die Knöpfe waren schon alle geöffnet. Ihre Zungenspitze plötzlich kitzelnd an meinem Hals.
    Immer wenn ich in dieser Zeit aus dem Fenster sah, sah ich Frau Q in der Gesellschaft eines Kunstreiters, Gewichthebers oder Musikdirektors in einem Hotel verschwinden. Ich sah, wie sich ihr Körper krümmte, wie sie die Hand aus einer Schüssel tropfend herauszog und sich einen Lappen auf das Gesicht legte. Das Bild verschwamm im Hotel gegenüber, freitags.
    Am Montag hörte ich hinter meinem Haus merkwürdige Geräusche und sah, wie sich plötzlich dunkle Erdmassen durch die hinteren Fenster schoben. Ich schlug ein Loch in den Zimmerboden und ließ mich hinab, in das Zimmer darunter. Was für ein schönes Zimmer, sagte ich zu dem Mann, der dort saß, danach lief ich davon. Ich lief und lief, bis ich schließlich an einen Ort kam, wo es keine Nacht mehr gab, mit einer ständig über dem riesigen See scheinenden gewaltigen Sonne.
    Ich sah Fleisch und Pflaumen in Mauerlöchern und hörte ein kolossales Grunzen und Schnarchen. Ich sah kalte beleuchtete Blätter und kleine Pflanzen in den Ritzen der Rinden gewaltiger Bäume, die eines Tages umgefallen waren. Gerade an dem Tag, an dem ich neben diesen Bäumen lag. Ich habe nichts von diesem Umfallen gespürt, ich habe nur ein Knistern gehört und ein darauffolgendes kleines Knacken, ein Brechen, ein längeres Rauschen und Rascheln, aber sonst habe ich nichts gehört. Das Auffliegen von Vögeln habe ich gehört und das Davonkriechen von kleinen zischenden Tieren, aber sonst nichts. Ich habe die milchartige Flüssigkeit gesehen, die aus den Stengeln quoll, ich bin über Knüppelbrücken gegangen und durch Felsspalten gekrochen und über die dürre steinige heiße Ebene. Ich habe auch einen fleckigen Himmel gesehen und viele Birnen habe ich gesehen, in Körben, und Leute habe ich gesehen, die in die Birnen hineinbissen. Der Saft lief ihnen aus dem Mund.

    Es ergab sich dann die Notwendigkeit, mich so schnell wie möglich zu verbergen. Ich will nicht erwähnen, warum, es war eben nötig. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, daß ich eine hübsche Öffnung fand, in der ich ganz rasch und ohne Mühe hineinkroch, und zwar mit dem Gefühl allergrößter Zufriedenheit. Das war am Dienstag. Am Mittwoch erschien ich wieder, von vielen Entbehrungen erschöpft, was mich freilich nicht weiter beunruhigte.
    Mit einem Mal begann aus der Wand eine weiche Masse zu fließen, eine bleiche und weiche Masse, die alle Kleider und Körper mit Wachs überzog. Ich stand tief im Schlamm und hinter mir hörte ich schon das Schnaufen eines großen behaarten Körpers. Ein großer behaarter Körper, sagte ich, haben Sie das gehört? Ein sehr starkes Schnaufen. Das höre ich oft, sagte die Dame und wechselte ihre Strümpfe.
    Ich fühlte, wie etwas unter meinem Fuß sich zusammenzog und davonkroch. Ich sah Tiere an den Gardinen hinauflaufen oder über die Bettdecke gehen. Jemand bohrte sich in einen stöhnenden Körper hinein. Ich war es nicht, das ist sicher, aber wer war es dann? Keine Ahnung, rief ich, ich weiß es nicht, ich war es nicht, das müßte ich wissen.

16



W enn man in dieser Zeit etwas hörte, war es nichts Gutes. Und wenn man etwas sah, war es nichts von Bedeutung. Ich verschwand eine Weile. Es fiel mir kaum auf, daß ich nicht mehr da war. – In einem Anfall von Ruhelosigkeit fuhr ich in meinem Wagen nach Westen. Werden Sie verfolgt? fragte Q. Nein, das ist es ja. Immer bin ich verfolgt worden, unaufhörlich, und mit einem Mal nichts: kein Mensch verfolgt mich, niemand schießt auf mich, niemand bedroht mich mit einem Messer, es ist niemand da, sehen Sie – hier im Schrank: niemand, keiner, kein Mensch, überzeugen Sie sich. Und dort hinter der Tür: ebenfalls niemand. Niemand hinter den Portieren, den Fahrstuhltüren und hier – wenn Sie die Küche öffnen: sehen Sie jemand, der mich verfolgt? – Nein, ich sehe niemand, sagte Q. Übrigens habe ich gar nichts dagegen, daß Sie fortgefahren sind, sagte Q, ich

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