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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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von diesem Reiben sprechen, ich könnte weiter und weiter von diesem Reiben sprechen, denn sie rieb und rieb und der Mann rief: bitte reiben Sie weiter, reiben Sie weiter – undsoweiter.
    Etwas spritzte plötzlich aus ihm heraus, etwas platzte also und etwas schrie, etwas bog sich zurück, etwas schloß die Lippen, also den Mund, während etwas aus ihm herausspritzte. Daran erinnere ich mich. Und ich erinnere mich auch an die wachsartige Blässe der Wände, an die Bleichheit der Zimmerwände und die Bleichheit der Menschen, die ich vor diesen Wänden am Anfang dieses Kapitels nicht sehen konnte und erst viel später sah, zusammengedrückt, am Rande. Damals habe ich auch eine ziemlich breite zerrissene Zunge gesehen, und ich habe Füße gesehen, kurz fleischig weich. Ich habe Personen auf meinen Stühlen und Betten gesehen, sie saßen auf meinen Tischen und auf den Fensterbänken und in den offenen Schränken und auf dem Teppichboden, fett, dunkel fleischfarben, mit einer ins Blaue spielenden Gesichtsfärbung, sie durchliefen die Zimmer, ihre Augen, wenn sie geöffnet waren, ihre Augen waren ganz farblos, ganz blass, es waren Personen mit großen nackten blutroten Bäuchen, ich glaube, ich habe sie wachsen gesehen in dieser möblierten Umgebung, haarlos und glatt, aber mit Ohrenborsten und buschigen Augenbrauen, mit ihrem roten Rachen und ihren schwärzlichen abgebrochenen Zähnen.

    Diese Personen waren, wenn ich mich recht erinnere, wurmweich, ohne wahrnehmbare Bewegungen, mit angeschwollenen Teilen, ganz langsam atmend, wie von der Wand abgerissen, an der sie sich festgesogen hatten, beinahe kalt, mit einer klebrigen Oberfläche. Und wenn man ihnen den Finger in die Seite stieß, blieb ein tief eingedrücktes Loch zurück, ein tiefes feuchtes rötliches Loch, während die Frau des Fernfahrers rieb und rieb und während der Mann, der in meinem Sessel saß, rief: reiben Sie weiter. Und beide rieben und rieben, ich könnte noch lange von diesem Reiben sprechen, denn sie rieben und rieben und riefen: reiben und reiben, und während sie rieben, riefen sie weiter und weiter.
    Und während sie rieben, wuchs aus den Köpfen der bleichen Personen, die ich am Samstag in meiner Wohnung antraf, etwas keimweiß heraus, strunkartig, und beim Abreißen erschien eine wässrige Flüssigkeit, die über ihre Gesichter herabfloß. Ich erinnere mich. Sie hatten einen wie zertreten aussehenden Leib, voller Beulen und Gruben. Die Hände, die ich schüttelte, waren wie Waschlappen weich feucht und verschmiert. Und der Kopf steckte zwischen den Schultern, er war kaum zu sehen. Aber die Augen, mit denen sie mich anstarrten, werde ich nicht vergessen, lidlos, ganz rund und ohne Bewegung, geöffnet, um mein Fleisch zu prüfen und meinen Geschmack abzuschätzen.
    Der Mann, der in meinem Sessel saß, hatte sich später erhoben und zog sich die Hose an. Am Ende ging er, ohne sich umzusehen, hinab in den Keller. Und während die Frau des Fernfahrers in der finsteren Kellerluft und im Geruch aufgehängter Wäsche nach dem Lichtschalter suchte, drückte der Mann ihr wortlos die Hand auf den Mund und verschwand.
    Am Samstag gegen zwölf Uhr saß ich allein auf dem leeren Sofa. Ich fühlte die klaffenden Schlitze zwischen den Polstern. Ich saß auf dem Sofa und erinnerte mich, wie mir die Frau des Fernfahrers von den merkwürdigen Gefühlen erzählte, die bei ihr durch das Zungenlecken erst auf den Handinnenflächen, dann in den Kniekehlen, später am Hals hervorgerufen würden, sie sprach von den vielen wunderbar langen Zungen, die sie in ihren Träumen beleckten. Das war glaube ich gestern, am Freitag, bevor ich davonflog.
    Ich wollte gerade das Fenster öffnen, um die Menschengerüche zu entfernen, da sah ich tief unten auf der Straße diese zusammengenähten Frauen vorübergehen, mit Körben und Taschen und Zungen im Mund, jetzt, kurz vor dem Ende dieses Kapitels. Bis zum Schluß, also bis zum vollkommenen Ende, wird aber noch eine Weile vergehen.

28



A m Samstag gegen zwölf Uhr, am Ende des 27. Kapitels, saß ich auf einem leeren Sofa und hatte die Hände in die Schlitze geschoben, in die tiefen Schlitze zwischen den Polstern. Jetzt, nachts, am Anfang des 28. Kapitels, sitze ich an der gleichen Stelle. Ich höre Klaviere klirren und eine Folge von harten Geräuschen. Ich höre, während ich auf dem Sofa sitze, ein dunkles Knallen aus meinem Kleiderschrank, ein Knallen, als würde ein Kopf immer wieder gegen die Schrankwand gestoßen.

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