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1111 - Der Maskenmann

1111 - Der Maskenmann

Titel: 1111 - Der Maskenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Melody stand am Ufer. Es war eine kleine schmale Bucht, umsäumt von niedrig wachsenden Bäumen, die ihr Astwerk allerdings auch über das Wasser schickten, wo sie dann ein klassisches Sprungbrett bildeten.
    Der Baum, von dem ihr Freund in den See gesprungen war, besaß einen sehr dicken, mit alter, grünlicher Rinde überzogenen Stamm, der sich dem See zugeneigt hatte, als wollte er irgendwann in ferner Zeit einmal in ihn hineinfallen, um für immer und ewig zu verschwinden.
    Das Wasser war grün. Es war auch tief. Es war kalt, aber das hatte Jerry, dem Sportsmann, nichts ausgemacht. Nackt wie Gott ihn geschaffen hatte, war er in den See gesprungen und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.
    Seine Kleidung lag noch neben dem Stamm. Die graue Jeans, das helle Hemd, die dünne Jacke, die Unterhose, die Turnschuhe, an deren Rändern Blätter und Moos klebten, all das war vorhanden und wies darauf hin, daß es Jerry Randall tatsächlich gegeben hatte.
    Melodys Herz klopfte schneller. Sie wollte nicht glauben, daß etwas Schlimmes passiert war. Sie kannte Jerry ja. Er war ein Supertyp, ein Spaßvogel, der auch in seinem Fußballverein stets für gute Laune sorgte. Deshalb konnte sie sich auch vorstellen, daß Jerry irgendwo in den tieferen Regionen in Richtung Ufer schwamm, um plötzlich an einer anderen Stelle laut lachend aufzutauchen.
    Das wäre typisch für ihn gewesen. Nur traute Melody es ihm in diesem Augenblick nicht zu. Sie kannte den Grund selbst nicht. Es war einfach nur das Gefühl.
    Unruhig ging die Dreiundzwanzigjährige am schmalen, sandigen Uferstreifen entlang. Im Boden waren noch die Abdrücke von Jerrys Füßen zu sehen, als sollten sie für die Ewigkeit dort bleiben und immer an ihn erinnern. An einen jungen Mann von 27 mit braunen Haaren, hellen Augen und einem vom Sport durchtrainierten Körper. Zugleich an jemand, der immer so herrliche Späße machte, die schließlich auch nur noch Erinnerung waren.
    Melody Scott blieb stehen. Sie schloß die Augen, zählte die Sekunden und betete zugleich immer den einen Satz: Lieber Gott, laß es nicht wahr sein. Bitte nicht. Laß es nicht wahr sein… nicht wahr sein…
    Wie ein Uhrwerk, das ständig tickte, durchdrangen die Worte ihr Gehirn. Sie fühlte sich so schrecklich einsam und verlassen und hatte die Befürchtung, daß sie Jerry nie wiedersehen würde. Zwar kannten sie sich erst seit vier Monaten, aber es hatte zwischen ihnen gefunkt. Wenn Jerry in ihren Armen lag, dann konnte er so wunderbar romantisch sein.
    Sie öffnete die Augen wieder.
    Nichts, auch gar nichts hatte sich verändert. Die Fläche des Sees lag glatt wie ein grün eingefärbter Spiegel vor ihr. Da auch kein Wind wehte, wurde das Wasser von keiner Welle gekräuselt. So ruhig hatte sie den See lange nicht gesehen.
    Die Sonne stand noch immer am Himmel. Es war Ende Mai. Urplötzlich war der Sommer gekommen, und er war regelrecht explodiert mit all seiner Wärme.
    Auch Melody Scott hatte den Abend mit ihrem Freund hier am Seeufer genießen wollen.
    Nun nicht mehr.
    Er blieb verschwunden!
    Melodys Gedanken bewegten sich weiterhin rasend und dabei im Kreis. Wie lange konnte es ein Mensch unter Wasser aushalten?
    Eine Minute - zwei?
    Das war möglich. Doch ihr Freund Jerry war bereits seit mehr als zehn Minuten verschwunden. So lange ohne Hilfsmittel unter Wasser zu bleiben, das schaffte kein Mensch der Welt, und Melody konnte nur hoffen, daß sich Jerry tatsächlich einen Scherz mit ihr erlaubte. Sie fürchtete sich davor, an etwas anderes zu glauben.
    Er kehrte nicht zurück. Kein menschlicher Körper zeichnete sich unter der Wasseroberfläche ab.
    Nichts war zu sehen. Nicht einmal ein Fisch.
    Keine Luftblasen, die aus der Tiefe hochstiegen. Glatt blieb die Oberfläche des Sees vor ihr liegen.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um bis zum anderen Ufer schauen zu können. In dieser Haltung hatte sie das Gefühl, besser zu sehen.
    Da war nichts zu erkennen.
    Das Ufer dort war ebenso dicht bewaldet wie das, an dem sie sich aufhielt. Sie entdeckte nicht einmal Lücken. Tiefer Dschungel wie in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde breitete sich ihrer Meinung nach dort aus.
    Nachdem eine Viertelstunde vergangen war und Melody noch immer nichts von ihrem Freund gehört hatte, wandelt sich die Panik in Angst um. Sie konnte nicht mehr stehenbleiben und warten und begann deshalb, um den See herumzulaufen. Den größten Teil der Strecke konnte sie leider nicht am Ufer entlanglaufen,

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