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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Miguels Blut aus, und der falsche Mönch stürzte zusammen mit einem Tisch zu Boden, eine Explosion aus Glasscherben, vielfarbigen Flüssigkeiten, Pulvern und magischen Kristallen auslösend. Hänschen taumelte in die andere Richtung und entging dadurch einem Klingenstoß, der einen Ledersack durchbohrte. Feinster Rotwein, den Rudolf zur Waschung von Erdwürmern verwendet hatte, spritzte in hohem Bogen heraus.
    Sebastiàn erwachte aus seiner Erstarrung und sprang zurück. Seine Blicke hefteten sich auf das Licht der Laterne auf einem Tisch. Wenn er sie löschen könnte, wäre es stockdunkel im Labor; dann wäre die Größe und Stärke der vier Männer ihnen kein Vorteil mehr. Er sah, dass Brigitta sich auf die Leiter gerettet hatte und bereits halb nach oben geklettert war, aber ein kuttenverhüllter Arm streckte sich nach ihr aus. Er sah, dass Hänschen versucht hatte, einem der Angreifer zwischen den Beinen hindurchzuschlüpfen, und es nicht geschafft hatte und eben hervorgezerrt wurde; er sah die beiden anderen Zwerge, die sich in die entfernteste Ecke geflüchtet hatten und sich dort gegenseitig umklammert hielten, gelähmt wie in die Enge getriebene Kaninchen … Wenn es ihm gelang, die Laterne zu erreichen, konnte er seine Kameraden retten.
    Er ließ sich gegen den Tisch fallen, auf dem sie stand. Sie schwankte. Seine Ärmchen waren zu kurz; er konnte sie nichterreichen. In blinder Panik stemmte er sich gegen die Tischplatte, hob den Tisch fast hoch und knickte dann unter ihm ein, aber der Aufprall der Tischbeine auf dem Boden ließ die Laterne tanzen, sie tanzte auf Sebastiàn zu, drohte, von der Kante zu fallen, er kriegte sie zu fassen, verbrannte sich die Finger, warf sich herum, um sie zu Boden zu schmettern …
    … die Szene stand eingefroren vor seinen Augen und würde es für den Rest seines Lebens bleiben: Brigitta, die der lange Arm in der dunklen Kutte von der Leiter gefegt hatte und die gegen eine Wand flog in einem Aufprall, der alle Knochen in ihrem Leib brechen ließ. Ihr Kreischen verstummte. Hänschen, der mit Armen und Beinen zappelnd auf dem Rücken lag und den Mann anstierte, der über ihm stand und das Schwert in seinen dicken Leib trieb. Die beiden in der Ecke, einander immer noch umklammernd, aber jetzt zu Boden gesunken und still liegend, während der Anführer der Mönche sich von ihnen abwandte und das Blut von seiner Schwertklinge troff.
    Die Lampe zerplatzte. Plötzliche absolute Dunkelheit, das Tropfen von Flüssigkeiten, das Geräusch von Scherben, die langsam tanzend zum Stillstand kamen, das Knarren von Holz. Ein blubberndes, lang gezogenes Ächzen, das aus Hänschens Mund gekommen sein musste. Ein gezischter Fluch. Das Stolpern von Stiefeln und ein lauterer Fluch. Jemand, der sagte: »He?«, als wäre alles ein Spiel und einer hätte versehentlich die Kerze ausgeblasen. Dann Stille. Und Sebastiàn, der an der Stelle stand, an der er die Lampe zerschmettert hatte, bewegungslos, atemlos, blutlos, keines Gedankens fähig, halb irre vor Entsetzen.
    »Das hat man überall gehört«, sagte eine Stimme.
    »Hauen wir ab.«
    »Toro?« Es war die Stimme des Anführers. Sebastiàn erschauerte von Kopf bis Fuß. »Nicht schlecht, Toro!«
    »Lass uns abhauen, Henyk! Jeden Moment werden die Palastwachen hier sein.«
    »Toro?«
    Sebastiàn hielt den Atem an.
    »Lass die kleine Missgeburt. Hier, ich hab die Leiter gefunden.«
    Sebastiàn hörte förmlich das Zögern des Anführers.
    »Na gut, na gut. Wir sehen uns wieder, Toro! Los, schnappen wir uns das Ding und verschwinden wir, solange es noch geht.«
    Die nächsten Minuten – Stunden? Tage? Jahrhunderte? – waren angefüllt von Ächzen, Fluchen, Herumtappen und Sebastiàns vorsichtigem Kriechen über Glasscherben, stinkende Flüssigkeiten und durch die Finsternis, bis er unter einem der umgefallenen Tische lag, sicher vor einem versehentlichen Tritt, der seine Position verraten hätte. Er hörte die Diebe, wie sie zu viert die Truhe, die zusammen mit dem Buch so viel wiegen musste wie zwei erwachsene Männer, die Leiter hinaufwuchteten; er hörte die Schritte über sich, wie sie schnell in Richtung Ausgang verschwanden. Er wusste nicht, wie lange er noch so dagelegen hatte, als alles wieder verhältnismäßig still war und er seinen Beinen den Befehl gab aufzustehen, während sie sich weigerten. Schließlich kroch er die Leiter empor; seine Haut kribbelte bei dem Gedanken, dass sie ihn hereingelegt hatten und oben bei der Falltür

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