Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Kinn. »Aber zuerst möchte ich mich doch waschen… und vielleicht auch rasieren… «
    »Ich glaube, du solltest dir keine Umstände machen mit dem Rasieren… für uns mußt du es nicht tun«, sagte sie. »Aber Cynric wird dir beim Waschen helfen. Eilan, geh zu deinem Bruder und sag ihm, daß er hierherkommen soll.«
    Eilan ging hinaus. Die Frau wollte ihr folgen, dann drehte sie sich jedoch um und betrachtete ihn aufmerksam. Sie lächelte ihn freundlich an. Plötzlich wurde ihr Blick weicher, und wieder erinnerte sie Gaius schmerzlich an seine Mutter.
    »Du meine Güte«, sagte sie, »du bist ja noch ein Junge!«
    Gaius hörte das nicht gern, denn seit drei Jahren erfüllte er die Pflichten eines Erwachsenen. Aber noch bevor er eine höfliche Antwort fand, sagte jemand spöttisch: »Ich weiß nicht, Ziehmutter, wenn er ein Junge ist, dann bin ich ein Säugling. He, Leichtfuß, bist du soweit, daß du in die nächste Fallgrube stolpern kannst?«
    Cynric blieb lachend am Eingang stehen. Der junge Riese mit den blonden Haaren und der rosigen Haut wirkte trotz seiner Größe noch wie ein Kind. Freundlich lächelnd kam er näher.
    »Na, jetzt siehst du schon wieder etwas lebendiger aus. Ich werde mir dein Bein ansehen, und wir werden herausfinden, ob du schon aufstehen darfst.«
    Trotz seiner Größe war er sehr behutsam, als er den verstauchten Knöchel untersuchte. Dann lachte er wieder.
    »Wir sollten alle Knochen haben wie du! Du hast wirklich großes Glück gehabt. Es ist nur eine Prellung - vermutlich hast du dir durch den Aufprall nach dem Sturz den Knöchel verstaucht. Jeder andere hätte sich das Bein mindestens dreimal gebrochen und würde für den Rest seines Lebens hinken. Ich glaube, das ist bald wieder in Ordnung. Die Schulter braucht etwas länger, um zu heilen. Du wirst erst in etwa sieben Tagen deine Reise fortsetzen können.«
    Gaius richtete sich mühsam auf. »Aber ich muß… «, stieß er erschrocken hervor, »… ich muß spätestens in vier Tagen in Deva sein.«
    Dann war sein Urlaub zu Ende, und er würde Schwierigkeiten bekommen, wenn er sich nicht zurückmeldete!
    »Wie du willst, aber das darfst du mir glauben, wenn du in vier Tagen in Deva bist, dann können dich deine Freunde dort begraben«, erwiderte Cynric. »Soviel verstehe sogar ich von Heilkunde. Ach übrigens… «
    Er trat einen Schritt zurück, richtete sich auf und sagte förmlich, als habe er es auswendig gelernt: »Bendeigid läßt den Gast in seinem Haus grüßen und wünscht ihm eine gute und schnelle Genesung. Er bedauert, daß Pflichten ihn heute zwingen, abwesend zu sein. Er hofft, dich bei seiner Rückkehr begrüßen zu können.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Ein mutigerer Mann als ich würde es sich zweimal überlegen, seine Gastfreundschaft abzulehnen.«
    »Dein Vater ist sehr freundlich und großzügig«, erwiderte Gaius ebenso förmlich, wie es der Anlaß verlangte.
    Nun ja, es war wohl das beste, wenn er sich hier erholte. Ihm blieb praktisch keine andere Wahl. Er konnte wohl kaum Clotinus erwähnen oder Cynric bitten, seinen Vater, den Präfekten, zu informieren. Was inzwischen unternommen worden war, hing einzig und allein von dem Sklaven ab. Wenn er seinem Herrn berichtet hatte, daß der Sohn des Präfekten vom Wagen gestürzt und vielleicht tödlich verunglückt war, dann hatte man bestimmt schon den Wald durchkämmt, um seine Leiche zu finden. Der Feigling mochte aber auch gelogen oder es womöglich vorgezogen haben, in ein Dorf zu fliehen, das nicht unter römischer Herrschaft stand - auch in der Umgebung von Deva gab es viele solcher Siedlungen. Das waren natürlich alles Vermutungen. Vielleicht würde man ihn auch erst vermissen, wenn Macellius Severus Nachforschungen nach seinem Sohn anstellen ließ.
    Cynric kramte in einer Truhe am Fußende des Bettes. Schließlich zog er ein Hemd heraus und betrachtete es belustigt.
    »Sei nicht böse, aber mit deinen Sachen kann man nur noch die Krähen verscheuchen«, sagte er. »Wenn du willst, werde ich die Mädchen beauftragen, sie zu waschen und zu flicken, falls das noch möglich ist. Die Frauen haben bei dem Wetter ohnehin nicht viel anderes zu tun. Aber das hier ist zu lang für dich. Darin siehst du aus wie eine Frau.«
    Er legte das Hemd wieder in die Truhe.
    »Warte, ich werde mir etwas Passendes ausleihen.«
    Er verließ den Raum, und Gaius begutachtete seine Sachen, die zusammengelegt neben dem Bett lagen. Er fand den Beutel am Ledergürtel, den sie ihm

Weitere Kostenlose Bücher