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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lügner entlarvt. Vielleicht wußte dieser Druide sogar, daß Gaius an der Zwangsaushebung beteiligt war.
    Der alte Ardanos musterte Gaius lange. Sein Blick jagte dem jungen Mann einen Schauer über den Rücken. Aber der höchste Druide schwieg und wandte sich schließlich wieder der Gastgeberin zu.
    Cynric sagte leise: »Meine Ziehmutter Rheis kennst du schon. Neben ihr sitzt Ardanos, er ist ein berühmter Barde. Vielleicht hast du das Glück, und er wird heute abend etwas singen. Ich nenne ihn Großvater, denn er ist der Vater meiner Ziehmutter. Ich bin Waise.«
    Gaius trat der Schweiß auf die Stirn. Er überlegte fieberhaft, was er tun könnte, um sich zu retten. Aber eine Flucht war unmöglich! Wieder einmal hatte er das Gefühl, in eine Falle geraten zu sein. Würde er diesmal mit heiler Haut davonkommen?
    Er war froh, als er sich auf eine Bank setzen konnte, und hoffte, man werde ihn nicht weiter beachten. Draußen war es noch heller Tag, aber ihn fröstelte. Deshalb war er dankbar für das flackernde Feuer. Es war lange her, daß er sich den Sitten der Familie seiner Mutter hatte anpassen müssen, und er brauchte Zeit, um sich daran zu erinnern. Ein verstohlener Blick auf Ardanos ließ ihn erschauern. Nein, er wollte diesen Mann nicht zum Feind haben.
    Cynric sprach weiter: »Du kennst meine Schwester Eilan bereits. Neben ihr sitzt Dieda, die Schwester meiner Mutter.«
    Eilan saß neben Rheis. Cynric lachte, als Gaius staunte, weil neben Eilan noch eine junge Frau in einem grünen Leinenkleid saß, die ihr Ebenbild zu sein schien. Sie hörte dem alten Druiden aufmerksam zu. Im ersten Moment wirkte sie wie eine Zwillingsschwester von Eilan. Aber dann sah Gaius, daß Dieda etwas älter als Eilan sein mußte. Außerdem hatte sie blaue Augen und Eilan hatte graue. Er erinnerte sich unbestimmt an zwei Frauen, die zu ihm in die Fallgrube hinunterblickten. Damals hatte er an eine Sinnestäuschung geglaubt.
    »Sie sind nicht einmal Schwestern«, sagte Cynric, »und trotzdem sehen sie sich so ähnlich wie ein Blatt dem anderen.«
    Er hatte recht, aber Gaius wußte, er würde Eilan jederzeit erkennen. Sein ganzes Leben lang würde er intuitiv wissen, wer von beiden Eilan war, denn ihr Gesicht, ihr ganzes Wesen hatten sich tief in seine Seele eingeprägt. Er erinnerte sich daran, daß ihn Eilan im Traum gesehen hatte. Zwischen ihnen bestand eine besondere Bindung.
    Als er die beiden jungen Frauen jetzt eingehender betrachtete, stellte er fest, daß sie sich in vielen kleinen Einzelheiten unterschieden. Dieda war etwas größer. Ihre Haare lagen flach und glatt am Kopf, während bei Eilan winzige Locken, die sich nicht bändigen ließen, das Gesicht umrahmten. Dieda hatte eine glatte, blasse und makellose Haut, und sie wirkte ernst. Auf Eilans Gesicht lag ein rosiger Schimmer, als werde es von der aufgehenden Sonne angestrahlt.
    Er fand schließlich, daß die beiden Frauen so unterschiedlich waren wie ihre Stimmen. Dieda machte eine beiläufige höfliche Bemerkung, und ihre Stimme klang voll und musikalisch. Sie hatte nichts von Eilans Schüchternheit oder Fröhlichkeit an sich.
    Schließlich sah Dieda den Gast ernst an und sagte: »Also du bist der Pechvogel, der ständig in Fallgruben stürzt. Nach allem, was Cynric erzählt, hätte ich einen mondsüchtigen Trottel erwartet, aber du scheinst mir einigermaßen vernünftig zu sein.«
    Gaius nickte nichtssagend. Er fand soviel Kühle und Zurückhaltung bei einer so jungen Frau eigenartig. Zu Eilan hatte er sich sofort hingezogen gefühlt, aber ohne recht zu wissen warum, hatte er den Eindruck, daß Dieda ihn nicht mochte.
    Cynric lachte leise und sagte zu einer jungen Frau, die mit einem Milchkrug an die Tafel trat: »Mairi, unser Gast heißt Gawen. Wenn du nicht wirklich eine Kuhmagd geworden bist, dann solltest du ihn vielleicht begrüßen.«
    Mairi nickte Gaius freundlich zu, aber sie sagte nichts. Als sie sich umdrehte, sah er, daß sie nicht dick, sondern schwanger war und offenbar geweint hatte.
    »So, das ist unsere ganze Familie. Natürlich haben wir hier noch meine kleine Schwester Senara«, sagte Cynric und deutete auf ein kleines etwa sechs-oder siebenjähriges Mädchen mit blonden Haaren. Sie blickte schüchtern hinter Mairis Rock hervor. Aber sie wurde schnell mutiger und piepste mit heller Stimme: »Eilan ist gestern überhaupt nicht zu mir gekommen. Mutter sagt, sie hat die ganze Nacht an deinem Bett gesessen.«
    »Dann fühle ich mich sehr geehrt«,

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