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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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denn Cynric zuckte mit den Schultern und sagte schnell: »Ich habe mich wohl geirrt… « Er reichte Gaius die Kleider und sagte: »Hier, ich glaube, die passen dir besser. Ich habe sie von meiner Schwester Mairi. Sie gehören ihrem Mann. Komm jetzt, ich helfe dir ins Badehaus. Ich kann dir auch das Rasiermesser meines Vaters geben, wenn du dich rasieren möchtest. Eigentlich bist du alt genug, um dir einen Bart wachsen zu lassen. Vorsichtig… es tut nicht weh, wenn du den Fuß nur ganz leicht auf den Boden aufsetzt. Du darfst ihn auf keinen Fall mit deinem ganzen Gewicht belasten, sonst fällst du hin, das kannst du mir glauben.«
    Nachdem sich Gaius mit Cynrics Hilfe gewaschen und rasiert hatte, zog er die saubere Tunika an und eine weite Hose, wie sie die Britonen trugen. Er stellte fest, daß er zwar nicht gehen, aber immerhin humpeln konnte, wenn Cynric ihn stützte. Der Arm und die Schulter schmerzten noch immer, und auch das Bein tat ihm an mehreren Stellen weh. Aber es hätte sehr viel schlimmer sein können. Außerdem, wenn er sich jetzt nicht bewegte, bestand die Gefahr, daß sich die Muskeln versteiften. Er stützte sich dankbar auf Cynric, während sie über den Hof zur großen Halle zum Essen gingen.

    In der Mitte der Halle stand ein langer Tisch aus gehobelten Brettern mit schweren Bänken an den Längsseiten. An beiden Enden der Halle befanden sich Feuerstellen, die Wärme verbreiteten. Männer, Frauen und auch ein paar Kinder versammelten sich um die Flammen. Die Männer mit langen Bärten trugen nur einfache gewebte Kittel. Sie unterhielten sich in einem so breiten Dialekt, daß Gaius kein Wort verstand.
    Gaius war mit dem Leben der Britonen vertraut genug, um zu wissen, wer diese Leute waren. Sein Lehrer hatte ihm auch erklärt, daß die römische familia ursprünglich alle umfaßt hatte, die unter einem Dach lebten: der Hausherr, die Kinder, die Freigelassenen und die Sklaven. Aber heutzutage achteten die Römer darauf, daß die Dienstboten sich nicht unter die Familie mischten. Als Gaius deshalb mißbilligend das Gesicht verzog, hielt Cynric das für ein Zeichen von Schwäche. Er führte den Gast schnell zu einem Platz am anderen Ende der Tafel.
    Hier, etwas getrennt von den Leuten am unteren Ende, saß die Herrin des Hauses auf einem breiten Stuhl. Über dem Stuhl daneben lag ein Bärenfell. Dieser Platz war offenbar dem Hausherrn vorbehalten. Auf den anderen Hockern und Stühlen in der Nähe, auf denen Kissen lagen, saßen mehrere junge Männer und Frauen, deren vornehme Kleidung und bessere Manieren verrieten, daß es die Kinder oder Ziehkinder des Haushalts waren. Vielleicht handelte es sich auch um höherrangige Diener.
    Die Hausherrin nickte den beiden jungen Männern zu, ohne das Gespräch mit einem alten Mann, der nahe am Feuer saß, zu unterbrechen. Der Mann war groß und hager. Seine lockigen grauen Haare waren beinahe nach römischer Art geschnitten. Auch der graue Bart war kunstvoll gelockt. Der Mann trug eine schneeweiße Tunika, die kostbar bestickt war. Neben ihm lag eine kleine Harfe. Das Instrument war reich mit Gold verziert.
    Gaius erschrak. Er kannte diesen Mann. Er kam oft in die Präfektur, denn es war der Gegenspieler seines Vaters! Gaius bekam einen trockenen Mund und schluckte. Er täuschte sich nicht. Dort saß Ardanos, der höchste Druide - ein Mann, der die ganze Macht der Stämme verkörperte!
    Wie oft hatte der alte Macellius in den schwierigen Verhandlungen mit ihm gerungen. Wie oft hatte Macellius seinem Sohn zornig Geschichten von dem verheerenden und gefährlichen Einfluß der Druiden erzählt. Und immer ging es dabei um Ardanos, wenn Krisen, Rebellion und Drohungen dem gefährdeten Frieden im Land wieder einmal ein unversöhnliches Ende zu setzen schienen, denn dieser alte Mann hielt alle Fäden in der Hand.
    Jetzt ist alles aus, dachte Gaius verzweifelt. Wenn er mich erkennt, dann ist meine Lüge durchschaut, und dann…
    Er wagte nicht, weiter zu denken. Schnell drehte er den Kopf zur Seite und hoffte, etwas Zeit zu gewinnen, um sich zu beruhigen. Der Mann war auch ein berühmter Barde, hatte er seinen Vater sagen hören. Mit der Kunst ihrer Gesänge konnten sie Wunder vollbringen und Geister beschwören.
    »Das sind alles Märchen!« hatte ihm sein Vater erzählt, »denn nach der Eroberung von Mona wissen wir, daß auch die Druiden nur Sterbliche sind.«
    Im Augenblick schien das für Gaius nur ein kleiner Trost. Wenn Ardanos ihn erkannte, dann war er als

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