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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Vater gehört, daß es einen Geheimbund mit dem Namen die Raben gab. Gehörte Cynric zu ihnen und brannte in ihm deshalb ein so bitterer Haß auf die Römer?
    Cynric sprach schließlich etwas ruhiger weiter: »Damals wurden alle Priesterinnen von der Insel nach Vernemeton gebracht, denn hier, im Heiligtum in den Wäldern um Deva, sind sie besser geschützt.«
    Gaius überlegte, ob Cynric ihm die Geschichte in einer bestimmten Absicht erzählt hatte.
    Cynric weiß nicht, daß ich Römer bin, dachte er und war wieder einmal froh, daß seine Gastgeber nicht ahnten, daß er ein römischer Offizier war. In diesem Augenblick wußte Gaius selbst nicht genau, ob er eigentlich Römer sein wollte, obwohl er bisher immer sehr stolz darauf gewesen war.

    Bei Einbruch der Dämmerung begannen junge Männer in weißen Gewändern und geschmückt mit goldenen Torques , auf dem freien Platz vor dem Hügelgrab zwei große Holzstöße aufzuschichten.
    »Sie achten darauf, daß jeder Stapel das Holz der neun heiligen Bäume enthält«, erklärte Cynric leise. Gaius wußte nicht, um welche Bäume es sich dabei handelte, wollte jedoch nicht fragen. Deshalb nickte er nur.
    Zwischen den Holzstößen legte man ein dickes Eichenbrett mit einer Vertiefung in der Mitte, in der wie eine Achse ein runder Pflock steckte. Neun ehrwürdige Druiden in makellos weißen Gewändern begannen zum Schlagen einer Trommel abwechselnd den Pflock zu drehen. Während der Himmel allmählich dunkel wurde, drängten sich immer mehr Menschen auf den Platz und sahen gebannt zu. Eine ehrfürchtige Stille breitete sich aus.
    In dem Augenblick, als die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand, sah Gaius einen roten Funken glühen. Auch alle anderen hatten es gesehen. Ein Murmeln lief durch die Menge. Einer der Druiden streute etwas in die Vertiefung, und im nächsten Augenblick züngelten gelbe Flammen auf.
    »Die Feuer werden bis zum Morgengrauen brennen, während die Leute sie umtanzen«, sagte Cynric. »Ein paar Männer werden den Beltane-Baum bewachen… «
    Er deutete auf einen hohen Stamm am anderen Ende des Platzes.
    »Alle anderen werden mit ihrer Liebsten bis zum Morgengrauen in den Wäldern sein und grüne Zweige sammeln… so sagt man zumindest«, er lachte vielsagend. »Morgen früh schmücken sie mit den Zweigen den Stamm und tanzen, um den Tag zu begrüßen.«
    Die Druiden hatten mit dem Not-Feuer die Holzstöße entzündet, die prasselnd und knisternd zu brennen begannen. Gaius wich zurück, als die ersten Flammen hoch aufschlugen und die Hitze ihm die Haut zu versengen drohte.
    Die Menschen bildeten eine Kette und umkreisten die beiden lodernden Feuer. Jemand reichte Gaius ein kleines Trinkhorn. Die Menge wurde zunehmend ausgelassener und drängte sich um die Fässer mit Bier und Met. Gaius kannte solche Feste und wußte, was geschehen würde. Ihm fiel jedoch auf, daß die Frauen mit den Kindern gegangen waren. Er entdeckte auch keine der jungen Priesterinnen in den dunkelblauen Gewändern mehr in der Menge.
    Gaius und Cynric schoben sich durch die fröhlichen Menschen, bis sie in der Nähe der Feuer Eilan und Dieda fanden.
    »Da seid ihr ja!« rief Cynric und lief zu ihnen. »Dieda, komm, tanz mit mir… «
    Dieda wurde blaß und umklammerte Eilans Hand.
    »Weißt du es noch nicht?« fragte Eilan ihren Bruder.
    »Was?« erwiderte Cynric und runzelte die Stirn.
    »Heute nachmittag hat Lhiannon sie für Vernemeton ausgewählt!«
    Cynric wollte Dieda impulsiv an sich ziehen, ließ aber langsam die Hände wieder sinken.
    »Die Göttin hat gesprochen? Vielleicht ist es auch besser so… «
    »Wie kannst du das sagen?« rief Dieda. »Du weißt, daß ich dich nicht heiraten darf, wenn ich die Gelübde ablegen muß… «
    »Und du weißt, welcher Eid mich bereits bindet«, erwiderte er düster. »Ich darf mich in den nächsten Jahren ohnehin nicht mit einer Frau und Kindern belasten, wenn… «
    Er holte tief Luft, und als er diesmal die Arme nach ihr ausstreckte, schmiegte sie sich an ihn. Dieda war groß, aber in seinen starken Armen wirkte sie klein und zerbrechlich.
    »Ein Weg steht uns noch offen«, flüsterte er. »Drei Jahre kannst du der Göttin dienen… du mußt dich nicht für das ganze Leben verpflichten. Auf den Inseln im Norden gibt es ein Ausbildungslager. Dort muß ich hin. Du bist keine Kriegerin, und selbst wenn wir uns in aller Öffentlichkeit verloben würden, könntest du mich nicht dorthin begleiten. Vielleicht ist es besser, wenn du eine

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