Die Wälder von Albion
Zeitlang im Heiligtum dienst… . dort bist du in Sicherheit… . und wenn es zum Krieg kommen sollte… «
Dieda schluchzte und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Gaius sah seine großen Hände, die sie zärtlich an sich drückten.
»Drei Jahre binden uns andere Gelübde«, flüsterte Cynric ihr ins Ohr, »aber die Nacht heute gehört uns.« Er hob den Kopf und sagte zu Eilan: »Bleib du bei Gawen!«
Eilan erwiderte unsicher: »Mutter hat gesagt, daß Dieda und ich zusammenbleiben sollen… . es ist Beltane… «
Dieda drehte sich um und wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Hab Mitleid mit uns! Rheis wagt nicht, etwas gegen den Willen deines Vaters… und natürlich auch meines Vaters zu tun… « Sie schluckte. »Wenn sie wüßten, was geschehen ist, würden sie uns noch nicht einmal die paar Stunden lassen!«
Eilan nickte und drehte sich wortlos um.
»War es falsch von mir, Eilan mit dem Fremden allein zu lassen?« fragte Dieda beklommen, als Cynric mit ihr davonging. »Immerhin hat er bei den Römern gelebt, und vielleicht behandelt er die Frauen so, wie das bei ihnen üblich ist… «
»Er ist Gast in unserem Haus. Selbst wenn er der Sohn des Prokurators wäre… «
»Das ist er bestimmt nicht!« Dieda mußte plötzlich kichern. »Der Prokurator hat nur eine Tochter.«
»Wie auch immer, er würde die Tochter seines Gastgebers um jeden Preis mit Achtung behandeln. Außerdem ist Eilan noch ein Kind«, erwiderte Cynric.
»Wir sind gleichaltrig«, erinnerte ihn Dieda. »Du hältst sie immer noch für ein Kind, weil sie deine Schwester ist.«
»Was hattest du erwartet?« fragte Cynric gereizt. »Sollte ich in Gegenwart der beiden mit dir über meine wahren Gefühle sprechen?«
»Was gibt es noch zu sagen? Bestimmt nicht genug, um… «
Sie konnte nicht weitersprechen, weil er sie in die Arme nahm und ihr mit einem Kuß die Lippen verschloß.
Sie erwiderte seine Umarmung, aber dann löste sie sich unglücklich von ihm.
»Das nützt auch nichts«, murmelte sie. »Und wir müssen vorsichtiger sein, denn wenn uns jemand sieht… «
Er lachte traurig. »Du hast deine Gelübde noch nicht abgelegt, oder? Und ich kann immer behaupten, ich hätte Eilan geküßt.« Er schob seine Hände unter ihre Ellbogen und hob sie auf die Fußspitzen. Dann beugte er sich über sie und küßte sie noch einmal. Nach einem Augenblick schwand ihr Widerstand. Sie schmiegte sich an ihn, und er küßte sie immer wieder. Als er sie schließlich losließ, klang seine Stimme rauh.
»Wie vernünftig habe ich noch vor ein paar Augenblicken geredet! Aber ich habe mich geirrt, ich kann das nicht zulassen!«
»Wovon redest du?«
»Ich kann nicht zulassen, daß du zu diesen Frauen gesperrt wirst… «
»Was bleibt mir anderes übrig?« Jetzt war sie plötzlich die Vernünftige. »Cynric, du bist der Sohn einer Priesterin und bei einem Druiden aufgewachsen. Du kennst das Gesetz so gut wie ich… Lhiannon hat ihre Wahl getroffen. Wen die Göttin zu sich ruft… «
»Du hast recht, und ich weiß es. Trotzdem… « Er riß sie ungestüm an sich, aber dann sagte er leise und zärtlich zu ihr: »Heute ist Beltane. Bleib diese Nacht bei mir, und deine Familie wird uns bestimmt heiraten lassen… «
Ihre Worte klangen bitter, als sie erwiderte: »Möchtest du vielleicht meinem Vater… oder deinem Vater erklären, wie sich alles zugetragen hat?«
»Bendeigid ist nicht mein Vater!«
»Ich weiß«, sagte sie, »aber darauf kommt es nicht an, denn Ardanos ist mein Vater. Er würde mich mit eigenen Händen erwürgen und dich zu Tode prügeln. Es ist unser Schicksal, wir müssen uns fügen, ob es uns gefällt oder nicht. Ich bin von heute an eine der Göttin geweihte Jungfrau, und du der Sohn eines Druiden… und über deinem Leben steht eine besondere Mission… « Ehe er etwas einwenden konnte, sagte sie schnell: »Cynric, du weißt, ich kann nach drei Jahren darum bitten, aus dem Dienst an der Göttin entlassen zu werden. Und dann… «
»Und dann«, wiederholte er mit einem tiefen Seufzer, »werde ich mit dir ans Ende der Welt gehen, wenn es sein muß.«
»Vergiß nicht, du darfst dich nicht mit einer Frau und Kindern belasten«, widersprach sie. Aber sie wollte nur hören, daß er sagte: »Das ist mir alles gleichgültig. Ich will nur dich!«
Er zog sie ins Gras und sagte: »Komm, setz dich neben mich. Wir wollen von hier aus in das Feuer schauen… vielleicht zum letzten Mal. Vielleicht müssen wir aber auch nur drei Jahre
Weitere Kostenlose Bücher