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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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tot!«
    Eilan wußte nicht, wie sie Dieda trösten sollte. Sie ergriff stumm ihre Hand und drückte sie. Wieso nur wollte Dieda diese große Ehre und Auszeichnung nicht annehmen? Wie glücklich würde Rheis sein, wenn sie hörte, daß ihre jüngere Schwester von Lhiannon zur Priesterin berufen worden war. Auch Bendeigid würde sich freuen. Dieda war für ihn wie eine Tochter. Er hatte sie schon immer besonders gemocht.
    Eilan bemühte sich, ihre Enttäuschung darüber zu überwinden, daß die Göttin die Hand nicht nach ihr ausgestreckt und sie nach Vernemeton gerufen hatte.

    Gaius und Cynric schlenderten durch die festlich gestimmte Menge. Von Zeit zu Zeit blieben sie stehen, um ein Pferd zu begutachten, und gingen dann weiter. Nach einer Weile fragte Cynric: »Sag mal, weißt du wirklich nicht, was auf der Insel Mona geschehen ist? Ich war der Meinung, da du in der Nähe von Deva lebst, hätte dir jemand diese Geschichte erzählt… «
    »Mir hat niemand etwas erzählt«, erwiderte Gaius ausweichend. »Vergiß nicht, ich komme aus dem Land der Silurer. Das ist weit im Süden.«
    Er dachte, jeder weiß, daß meine Mutter einen römischen Offizier geheiratet hat, und da ich sein Sohn bin, war niemand mutig genug, mir so etwas zu erzählen.
    »Ist das bei euch allgemein bekannt?« fragte er. »Du hast gesagt, es gibt sogar ein Lied darüber, das dein Großvater singen kann… «
    »Ich will dir die Geschichte erzählen, dann wirst du vielleicht besser verstehen, weshalb ich keinem Römer etwas Gutes wünsche«, sagte Cynric ernst. »In der Zeit, bevor die Römer kamen, gab es auf der Insel Mona in einem heiligen Hain eine Quelle und einen See. Das Heiligtum wurde von den geweihten Priesterinnen der Göttin gehütet. Jetzt gibt es dort nur noch einen stinkenden Teich. Eines Tages erschienen die Legionäre… . und sie haben das getan, was sie immer tun. Sie brannten den Hain nieder, raubten die Schätze, erschlugen alle Druiden, die sich ihnen in den Weg stellten, und… sie vergewaltigten die Frauen… sie verschonten keine, weder die älteste Priesterin noch die jüngste Novizin.«
    Gaius war entsetzt. Diesen Teil der Geschichte hatte er tatsächlich noch nicht gehört. Bei den Römern war die Rede immer nur von Druiden mit brennenden Fackeln und von Frauen mit Zauberkräften gewesen, die unheimliche, gellende Flüche ausgestoßen hatten. Über die Eroberung der Insel Mona berichtete man, daß sich die Legionäre zunächst gefürchtet hatten, die Meerenge mit ihrer reißenden Strömung zu überqueren. Aber dem Befehlshaber war es schließlich gelungen, sie zum Kampf anzufeuern, so daß sie den Mut aufbrachten, die Priester anzugreifen.
    Mona war die letzte Festung der Druiden gewesen, und Gaius hatte immer geglaubt, daß so gut wie alle Druiden bei der Eroberung ums Leben gekommen seien. Erst die Begegnung mit Bendeigid und Ardanos hatte ihn eines Besseren belehrt. Aus militärischer Sicht war es nur logisch gewesen, Mona zu erobern und zu zerstören. Aber ein guter Befehlshaber, dachte er empört, muß seine Männer unter Kontrolle halten können. Waren die Soldaten vielleicht so brutal geworden, weil sie sich vor den Frauen gefürchtet hatten?
    »Was ist aus den Priesterinnen geworden?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Cynric, dem auffiel, wie nachdenklich der Fremde geworden war. Gaius wollte die Antwort eigentlich nicht wissen, denn er wußte, daß Cynric die Geschichte so erzählte, wie er sie gelernt hatte, und dabei kamen die Römer bestimmt nicht gut weg.
    Cynric dagegen hielt es für seine Pflicht, dem jungen Fremden die ganze Wahrheit zu sagen, damit er in Zukunft die Römer vielleicht mit anderen Augen sah.
    »Viele der Frauen wurden schwanger«, fuhr er langsam fort, »eigentlich alle im gebärfähigen Alter. Nach der Geburt ertränkte man ihre Töchter in dem heiligen See, den die Römer entweiht hatten. Die Söhne wurden in den Familien von Druiden aufgezogen. Als sie zu Männern herangewachsen waren, erzählte man ihnen die Geschichte ihrer Geburt, und sie wurden zu Kriegern ausgebildet. Eines Tages sollen sie ihre Mütter und ihre Götter rächen.« Er sah Gaius mit leuchtenden Augen an. »Und du kannst mir glauben, sie werden es tun! O ja, das werden sie… ich schwöre es bei der Göttin der Raben. SIE ist meine Zeugin!«
    Die letzten Worte stieß er so heftig hervor, daß Gaius erschrak. Cynric schwieg, und Gaius wartete beklommen darauf, daß er weitersprechen würde. Er hatte von seinem

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