Die Waffen des Lichtboten
rief er drängend. Woher wusste er, dass Luxon bis hierher kommen und nicht in der Mitte der Schlucht getötet würde?
Luxon verdrängte diese Gedanken. Die Zweige bogen sich nach vorn und peitschten den Nachfolgenden in die Gesichter und gegen die Flanken der Pferde. Dornen kratzten an der Kleidung. Nacheinander verschwanden die Reiter in der schmalen Lücke des Gestrüpps. Das Schreien aus der Schlucht hörte nicht auf.
»Ihr dürft euch nicht aufhalten. Ich führe euch zuerst in eine Höhle, in der wir warten können!« sagte Fafhad. »Schnell! Folgt mir!«
Nach einigen Mannslängen Gestrüpp und Büschen zeigte sich so etwas wie ein Pfad, nicht mehr als ein freier, steiniger Platz zwischen den Dornenranken. Fafhads Pferd kletterte keuchend über einen Schutthügel und verschwand auf der anderen Seite. Die Reiter folgten schweigend, während hinter ihnen die Geräusche aus der Schlucht anschwollen und sich drohend näherten.
Die herantobenden Orhakoreiter bewiesen Luxon, dass seine Leute ihren letzten Kampf hinter sich hatten. Ihnen verdankte er, den sie als Sohn des Shallad anerkannten, sein Leben. Aber noch war die Hetze nicht beendet, noch lange nicht.
Fafhad wandte sich um und rief unterdrückt: »Mein Herr schickt mich, obwohl du nicht getan hast, was er forderte. Du hast sein Leben geschont, und er befahl mir, euch zu führen.«
Die Pferde bewegten sich schwitzend und schäumend auf den Eingang einer Höhle zu. Sie war von langen Rankengewächsen nur schlecht getarnt. Fafhad schob mit seinem Stock die Pflanzen zur Seite und deutete ins Innere. Die Reiter verschwanden in der Dunkelheit. Sofort wurde der Hufschlag von einem dicken Pflanzenpolster gedämpft. Es wurde völlig dunkel, als Fafhad die schwankenden Schnüre der Pflanzen zurückfallen ließ.
Er tastete sich an Luxon und den Pferden vorbei und sagte: »Die Shallad-Reiter werden erst am Ausgang der Schlucht merken, dass du an einer anderen Stelle geflohen bist. Die Höhle hat mehrere Ausgänge. Bleibt hinter mir und duckt euch.«
»Wir danken dir«, antwortete Luxon und streckte den Arm aus. Dann fielen die Schmerzen des Helms der Gerechten wieder über ihn her, und er löste das Kinnband des gehörnten Helmes. Als der Helm in seinem Nacken baumelte, hörten Schmerzen und sägendes Kreischen im Innern seines Kopfes schlagartig auf.
»Ich kenne hier jeden größeren Stein«, kam die heisere Stimme des gomalischen Beschützers aus dem Dunkel. »Ich bin ortskundig und kenne Schleichwege. Aber schon jetzt sage ich euch, dass es nicht leicht sein wird. Die Reiter des Shallad werden nicht eher ruhen, bis sie deinen Kopf haben.«
»Dessen sind auch wir überzeugt«, antwortete Luxon und spürte, wie Fafhad den Zügel seines schweißnassen Pferdes ergriff. »Warum tust du das alles für uns?«
Fafhad schwieg einige Zeit und führte die Reiter durch die dunkle Höhle. Die Augen gewöhnten sich an die anderen Verhältnisse des Tageslichts. Undeutlich waren einzelne Konturen zu sehen. Die Höhle schien ein längerer Spalt im Fels zu sein, der sich immer wieder verbreiterte und verengte. Stickige Luft, die nach Pilzen, Nässe und Verwesung roch, erfüllte die Kaverne.
»Teilweise aus eigenem Entschluss, Luxon«, antwortete Fafhad schließlich. »Und auch deshalb, weil sich die Stummen Großen noch immer erhoffen, dass du einsichtig wirst. Es wäre ihnen ein leichtes, dich an den Shallad zu verraten.«
»Das ist sicher«, durchschnitt Kalathees helle Stimme die gedämpfte Ruhe der Höhle.
Sie hatten inzwischen rund eine Entfernung zurückgelegt, die einer Bogenschussweite entsprach. Mit Sicherheit konnten sie nur sagen, dass sich die Tiere schräg aufwärts bewegt hatten. Aber da sich die Richtung ständig änderte, konnte es durchaus sein, dass die Flüchtenden sich im Kreis drehten und auf derselben Seite aus dem Felsen hervorkommen konnten, an der sie das Versteck betreten hatten. Die Unruhe, die Luxon seit dem Aufwachen an diesem Morgen ergriffen hatte und in seinem Körper hockte wie ein Dämon, lockerte sich nicht. Er rechnete noch immer mit dem Schlimmsten, mit dem Tod seiner beiden Begleiter und seinem eigenen.
»Das ist keine Erklärung, die mich zufriedenstellt, Fafhad«, entgegnete Luxon. »Ich danke dir wirklich von Herzen, dass du uns drei vorläufig gerettet hast. Ich meine es ehrlich! Aber ich erinnere mich ebenso deutlich an die Worte, die du für mich übersetzt hast.«
Samed und Kalathee wussten, wovon er sprach. Er hatte es ihnen
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