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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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ja, offensichtlich«, grinste Bluth. »Wo dachtest du denn, daß ich herkomme?«
    Brimswell deutete unbestimmt zu Boden, dann ließ er seine Hand sinken. »Aber Sie sprechen englisch.«
    Bluth klopfte auf den Deckel des Aktenkoffers, der zwischen ihnen stand. »Ach so, na ja, das macht die alte Bessie hier. Sie übersetzt natürlich. Einer der besten alten kleinen Realitätsmodulatoren am Markt. Obendrein hab ich sie verdammt günstig bekommen. Moduliert sogar meine Manierismen so, daß sie in die einheimische Szenerie passen. In meiner Branche unentbehrlich.«
    »Ihre Branche?«
    »Handelsreisender.«
    Brimswell starrte ihn an. Er hätte nicht mehr überrascht sein können, wenn Bluth ihm eröffnet hätte, er sei eine interstellare Prostituierte. Er schickte sich an aufzustehen, aber Bluth zog ihn am Ellenbogen zurück. »Immer mit der Ruhe, George. Ich kann auch nicht allzu lange bleiben. Habe in einer halben Stunde eine Personalbesprechung bei Snickers.«
    Brimswell setzte sich wieder. »Woher wußten Sie meinen Namen?«
    »Bessie. Sie analysiert den ganzen Planeten.«
    Brimswell starrte den Aktenkoffer an. Er streckte die Hand aus und berührte ihn abergläubisch. »Er liest Gedanken, nicht wahr?«
    »Mehr oder weniger. Also hör zu, George, hast du irgend etwas, das du gerne verkaufen würdest?«
    Brimswell machte wieder Anstalten, aufzustehen. »Der Präsident …«, murmelte er. Bluth zerrte ihn wieder nach unten. »Du hörst mir nicht zu, George. Ich kann nicht den ganzen Tag hier herumhängen. Mein Terminplan ist eng. Kann sein, daß ich die nächsten 30000 Jahre nicht wieder hier vorbeikomme.«
    Brimswell fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Aber Sie können nicht wieder gehen. Dies ist die erste Begegnung zwischen dem Menschen und einem intelligenten Lebewesen.«
    »Tut mir leid, George. Ich würde ja gerne bleiben, aber ich habe einfach schon zu viele Verpflichtungen.« Er lehnte sich zurück und wedelte mit den Klauen. »Eigentlich bin ich bloß vorbeigekommen, um mich mal umzusehen. Wo ich sowieso gerade in der Gegend bin. Du weißt schon – die Lage auskundschaften, herausfinden, ob irgendwelche Geschäfte zu machen sind.«
    »Geschäfte?«
    »Genau. Also schieß los! Hast du irgendwas zu verkaufen?«
    Brimswell fuchtelte hilflos mit den Händen. »Hören Sie zu, ich habe nichts zu verkaufen. Der Präsident, die Vereinten Nationen, mit denen müssen Sie sich in Verbindung setzen. Sie müssen hierbleiben.«
    Bluth sah sich bewundernd im Park um und lächelte. »Ach, meiner Erfahrung nach gehören die wertvollen Dinge auf diesen jungen Planeten meist der Allgemeinheit.« Er streckte den Arm aus und tätschelte wieder den Deckel des Aktenkoffers. »Warum lassen wir nicht einfach die Alte Bessie die Sachlage prüfen und herausfinden, ob ihr irgend etwas habt, woran ich interessiert sein könnte?«

    Wortlos sah Brimswell zu, wie Bluth den Arm ausstreckte und ein zweites Mal auf den Tragegriff des Koffers drückte. Sofort schoß ein Lochstreifen aus einem unsichtbaren Schlitz an einem Ende des Koffers. Bluth riß ihn ab, hielt ihn auf Armeslänge und musterte ihn.
    »Ah, Mythen, großartig. Was würdest du dafür haben wollen?«
    Brimswell lehnte sich zu ihm herüber, um den Lochstreifen zu betrachten. »Worum geht es?«
    »Märchen, jede Menge. Der Weihnachtsmann, Superman, der Osterhase, Marxismus, Kapitalismus, Buddha, der Wolfsjunge …«
    Brimswell wischte sich die Brotkrümel vom Schoß. »Die sind etwas wert?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Mensch, da wo ich hin will, würden die weggehen wie warme Semmeln. Und dieser Einfall mit Geburtstagen, großartig. Ich glaube, das könnte wirklich einschlagen, George.«
    Brimswell schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Ich verstehe überhaupt nichts …«
    Bluth kratzte sich am Augenwinkel. »Es ist wirklich ganz simpel, George. Hier unten sind diese Konzepte Allgemeingut. Aber um sie von diesem Planeten zu exportieren, brauche ich eine Unterschrift. Schwachsinn, ich weiß, aber so ist es nun mal. Ich übertrete niemals ein galaktisches Handelsgesetz.« Er rülpste verhalten. »Also, was willst du für sie haben?«
    Brimswell schloß die Augen und rieb sich die Stirn.
    »Aber ich habe keine Ahnung, was sie wert sind.«
    »Was immer du sagst. Nenn deinen Preis!«
    Brimswell schüttelte den Kopf.
    »Alles, was du willst.«
    Plötzlich dämmerte es Brimswell, daß ein Handelsreisender, der sich von Stern zu Stern teleportieren konnte,

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