Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
daheim in der Schreibtischschublade, wenn du willst.« Er lächelte Brimswell an, dann senkte er den Blick und sein Gesicht wurde nachdenklich.
    »Hör mal, George, ich weiß, was du jetzt denkst. Was ist mit all den anderen Dingen, über die wir gesprochen haben? Was ist mit den anderen Dingen, die die Situation deiner Welt verbessern würden?«
    Brimswell nickte begeistert. »Kostenloses Öl, Nahrung, Unsterblichkeit …«
    »Ganz genau«, schnitt Bluth ihm das Wort ab. »Aber George, das ist eine sehr kurzsichtige Betrachtungsweise. Man muß die Dinge auf lange Sicht hin betrachten.« Er breitete seine Klauen aus, als rahme er ein Bild ein. »Klar, diese Dinge würden kurzfristig die Situation verbessern, aber das sind vorübergehende Probleme. Krankheit, Energie, Hunger: zum Teufel, George, alles, was man tun muß, ist ein wenig Technologie anwenden. Tatsache ist, George«, Bluth beäugte ihn mißbilligend, »die Alte Bessie erzählt mir gerade, daß dein Volk bereits jetzt über die Technologie verfügt, um die Hälfte dieser Probleme zu lindern, wenn nicht gar zu lösen. Aber warum wird es nicht getan, George? Weil dein Volk verwirrt ist, es macht Fehler. Große Fehler. Nein, mein Lieber, jene anderen Dinge, die ich erwähnte, könnten die Lage vielleicht kurzzeitig verbessern, aber diese hier, George«, er hielt die Uhr in Brimswells Hand hoch, »die packen das Problem an der Wurzel. Sie werden das Volk verbessern.«
    Brimswell schaute die Uhr an. Sie sah nicht einmal wie eine sehr teure Uhr aus.
    »Sie brauchen Führung, George. Und du wirst das Monopol auf den Markt haben.«
    George rutschte unruhig auf seinem Sitzplatz hin und her.
    »Ich werde hier die nächsten 30.000 Jahre nicht wieder vorbeikommen. Wer weiß, wann du nochmal eine solche Chance bekommst?«
    »Sie zwingen einen nicht …?«
    »Nur Ratschläge. Nur eine leise, kleine Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, wann du etwas versaust.«
    »Und sie irren sich nie?«
    »Garantie mit vollem Rückgaberecht.«
    George betrachtete düster die Armbanduhr. »Nun, ich weiß nicht …«
    »Wenn du natürlich nicht interessiert bist«, sagte Bluth, »ich kann jederzeit jemand anderes finden.« Er wandte sich um und blickte den Parkweg entlang.
    Brimswell zuckte zusammen. Eine Gestalt in einem Trenchcoat war weiter oben am Weg aufgetaucht. Auch Bluth hatte ihn bemerkt, und Brimswell erkannte mit wachsender Verzweiflung, wieviel ihm sein zufälliges Monopol auf Bluths Anwesenheit bereits bedeutete. Der Eindringling riß jedoch lediglich seinen Trenchcoat auf, um einen außerordentlich abgemagerten, nackten männlichen Körper zu enthüllen; dann drehte er sich um und rannte ins Gebüsch davon.
    Brimswell sprang auf. »Also gut, ich unterschreibe.«
    Bluth zog einen Stift und Papier aus seinem Aktenkoffer. »Ich wäre nicht überrascht, wenn sie dich für das Geschenk, das du der Welt gerade machst, zum König krönen würden, George. Auf der gestrichelten Linie unterschreiben.«
    Brimswell nahm den Stift und zögerte über dem Vertrag.
    »Woher weiß ich, daß sie funktionieren?«
    Bluth winkte mit einer Klaue. »Schnall ihn um! Er wird mit dir in geistige Verbindung treten.«
    Brimswell nahm den FV und schnallte ihn um sein Handgelenk.
    »Laß ihm einen Moment Zeit, sich auf deinen Verstand einzustellen.«
    Einen Augenblick lang stand Brimswell schweigend da, dann ertönte in seinem Kopf eine kühle, energische, väterliche Stimme.
    »Sieh zu, daß du eine Quittung bekommst, Trottel«, sagte sie.
    Brimswell unterzeichnete auf der gestrichelten Linie.
     
    Fünf Minuten später war Bluth verschwunden, und George Brimswell schlenderte wieder aus dem Park. Es wäre vielleicht normal gewesen, wenn er die Realität dieser jüngsten Begegnung in Frage gestellt hätte, aber zwei Dinge verhinderten dies: eine große, häßliche Uhr schmückte nun sein rechtes Handgelenk und eine kühle, autoritäre Stimme sprach zu ihm in seinen Gedanken.
    »Du bist übers Ohr gehauen worden, weißt du.«
    »Was? Wie war das?«
    »Schließ deine Lippen, wenn du sprichst. Die Menschen mögen keine Murmler.«
    Brimswell warf einen Blick auf die Parkbank, an der er gerade vorbeilief. Zwei furchteinflößende Matronen hatten ihre Handtaschen in Verteidigungsstellung gerückt und beäugten ihn jetzt mißtrauisch. Er lüftete den Hut und eilte vorbei.
    »Was meinst du mit ›ich bin übers Ohr gehauen worden‹?« fragte er im Geiste.
    »Und preß die Lippen nicht so aufeinander. Du siehst

Weitere Kostenlose Bücher