Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Emma Wood! Doch dann gab es eine Überraschung! Die Frau sah zwar aus, wie eine Emma Wood, war aber keine Emma Wood!«
Emma senkte den Blick. »Es tut mir leid. Ich habe Sie angelogen.«
»Ja, Sie haben mich angelogen. Sie haben uns alle angelogen. Sie sind nicht die kleine unbekannte Engländerin mit der hübschen Stimme. Sie sind die Tochter von Margaret Cavendish. Warum haben Sie mir das verschwiegen?«
»Ich hatte meine Gründe!« Emma reckte trotzig ihr Kinn. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig.
»Auf dem Foto sind Sie im Arm von Alex Landon. Muss ich mir darüber Sorgen machen?« In seiner Stimme schwang ein kleiner bedrohlicher Unterton.
»Wie bitte?« Emma stotterte fast. Was nahm sich dieser Mensch heraus? »Alex war der Pianist meiner Mutter und hat mir sein Beileid ausgesprochen, das war alles. Wir sind nicht zusammen!« Warum verteidigte sie sich? Warum musste sie das erklären? Das ging Antonio überhaupt nichts an. Aber er setzte sie durch seine fordernde Art schrecklich unter Druck.
Antonio starrte sie noch eine Sekunde prüfend an, dann nahm er ihre Hand und presste sie sich pathetisch ans Herz:
»Emma! Sie haben eben Ihre Mutter verloren. Ich weiß, dass Ihr Schmerz sehr groß ist. Ich möchte nur, dass Sie wissen«, er trat einen Schritt näher: »Ich liebe Sie! Sie sind die schönste Frau, die mir je begegnet ist!« Er zog sie heftig an sich: »Cara Mia! Wann immer Sie Hilfe brauchen, ich bin für Sie da! Sie können von mir bekommen, was Sie wollen! Immer! Alles!«
Emma ging sein aufdringliches Werben langsam auf die Nerven.
»Danke«, sie versuchte ihre Hand aus der seinen zu lösen, doch er hielt sie fest. »Ich werde Sie anrufen. Doch jetzt würde ich gerne allein sein. Ich brauche etwas Ruhe.« Wieder versuchte sie ihre Hand zu befreien, doch er zog sie noch fester an sich. Seine Stimme klang heiser, als er in ihr Ohr flüsterte:
»Sie machen mich wahnsinnig, bellissima, das wissen Sie, oder?«
Sein Griff wurde noch fester. Durch den Stoff seiner Hose fühlte sie seine harte drängende Männlichkeit.
Emma geriet in Panik: »Antonio, bitte lassen Sie das! Meine Mutter ist eben gestorben!«
Einen Moment lang sah er so aus, als wollte er sich auf sie stürzen. Doch dann ließ er los und trat einen Schritt zurück: »Bitte verzeihen Sie«, seine Stimme klang belegt, die Enttäuschung war nicht zu übersehen, »aber Ihre Nähe ist magisch. Wenn Sie mich sehen möchten, ich bin noch ein paar Tage in London. Ich wohne im Ritz.«
»In Ordnung«, Emma atmete tief durch, »ich werde Sie anrufen. Und vielen Dank für die Blumen.« Dann schloss sie schnell hinter ihm die Tür.
Antonio blieb verärgert vor dem Haus stehen. Schon wieder eine Abfuhr! Seit drei Jahren warb er um diese Frau und seit drei Jahren schaffte sie es, ihm auszuweichen.
Er hatte Emma bei Montegno kennen gelernt. Sie hatte ihre erste Stunde und Antonio war gerade im Begriff zu gehen, als sie hereinkam. Er war sofort von ihr bezaubert und blieb. Und was er dann hörte, machte sie für ihn noch interessanter. Sie sang auf eine Art, die ungewöhnlich war. Ihre Seele löste sich auf in der Musik, und selbst Antonio, der sich normalerweise nur für seine eigene Stimme begeisterte, wurde davon berührt. Montegno war hingerissen von ihr und Antonio sorgte dafür, dass er mit Emma musizieren konnte.
Mindestens einmal im Monat trafen sie sich, um zu singen. Und bei jeder Begegnung versuchte er, irgendwie näher an sie heranzukommen. Doch zu mehr als einer Tasse Kaffee konnte er sie nie überreden. Das war Antonio nicht gewöhnt. Die Frauen lagen ihm normalerweise zu Füßen, er musste sich nur bücken, um sie aufzuheben. Aber hier zog nichts von dem, was er zu bieten hatte. Ihre Zurückhaltung machte sie noch begehrenswerter und Emma beherrschte bald dauerhaft seine Gedanken und Träume. Eines Tages war er sehr massiv geworden und hatte ihr fast drohend seine Liebe gestanden. Doch Emma wollte davon nichts wissen. Sie bat ihn, damit aufzuhören und drohte, nicht mehr mit ihm zu singen.
So zog er sich grollend zurück. Sein Stolz war durch ihre Zurückweisung auf das empfindlichste getroffen und er entwickelte eine Art Besessenheit für sie. Aus der Ferne beobachtete er sie eifersüchtig. Er engagierte sogar einen Privatdetektiv, der Emma überwachte. Was er erfuhr, beruhigte ihn. Sie hatte tatsächlich keinen Kontakt zu anderen Männern und sie behandelte alle mit der gleichen Ablehnung. Einmal traf er sie zufällig auf
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